HotellerieEnde des Krisenmodus

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Dorint war in den vergangenen Jahren in schwerem Fahrwasser.

Dorint war in den vergangenen Jahren in schwerem Fahrwasser.

  • Die Kölner Kette Dorint ist wieder auf Wachstumskurs und schreibt Gewinne

Köln – Wenn Dirk Iserlohe an die vergangenen Jahre zurückdenkt, erinnert er sich vor allem an viele schlaflose Nächte. Seit 2002 ging die Kölner Hotel-Kette Dorint gleich durch mehrere schwere Krisen. Zweimal konnte eine drohende Insolvenz von Deutschlands zweitältester Hotelkette noch abgewendet werden. Nach einem harten Sanierungskurs schreiben die Herbergen unter blauer Flagge seit 2017 wieder Gewinne. "Aber das war schon ein echter Knochenjob", sagt der 53-jährige Diplomkaufmann und Vorstand der Honestis AG, Mutter der Dorint, im Rückblick.

Schon seit ihren Anfängen 1959 hat die Kette eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Gegründet wird sie von Werner Dornieden in Mönchengladbach. Der Gründer ist auch Namensgeber - Dorint setzt sich zusammen aus den ersten Buchstaben von Dornieden und International. In den 70er Jahren kauft der Kölner Unternehmer Herbert Ebertz die Hotel Immobiliengesellschaft. Sein Unternehmen Ebertz & Partner (E&P) bietet Investoren viele der von den Dorint-Hotels gepachteten Immobilien als geschlossene Fonds an. 1995 steigt Dirk Iserlohe bei E&P als Partner ein und kommt so schließlich auch zu Dorint.

Die Hotelkette expandiert schnell - vielleicht zu schnell. Es entstehen neue Häuser in ganz Europa. "Wir hatten zum Teil bis zu neun Neueröffnungen im Jahr und wuchsen bis auf fast 100 Häuser", erzählt Iserlohe. Die Anschläge vom 11. September brachten die Dorint-Gruppe erstmals in Schieflage. Weltweit blieben in Hotels die Gäste aus, und auch das für Dorint wichtige Tagungsgeschäft brach ein. Auf der Suche nach einem starken Partner schloss sich Dorint 2002 mit der französischen Accor-Gruppe zusammen. "Wir waren damals überzeugt, dass wir diesen internationalen Anschluss brauchten", so Iserlohe. Aber der Erfolg blieb aus. Die Gäste waren irritiert über die Verbindung der beiden Marken etwa als Dorint-Sofitel oder Dorint-Novotel, ein echter Markenkern fehlte. Die Zimmerraten wurden schließlich nach unten gezogen, die Lage des Unternehmens immer schwieriger. "Mit knapp 100 Hotels und mehr als 7700 Mitarbeitern drohte damals eine Pleite für Betreibergesellschaft und Immobilieneigentümer in Milliardenhöhe", sagt Iserlohe. Mit Accor handelt Iserlohe 2006 die Trennung aus. E&P behält rund 40 Häuser und ein Startkapital von 50 Millionen Euro. Die Franzosen bekommen die anderen 52 Hotels und dürfen an ihren jeweiligen Standorten aus den Pachtverträgen mit E&P aussteigen.

Gerade scheint die Lage stabil, da erschüttert 2009 die Finanz- und Wirtschaftskrise die Welt. Die Hotel-Branche bricht erneut ein. Dorint muss sich von schwierigen Standorten etwa auf Mallorca, Amsterdam und Prag trennen. Um wirtschaftlich zu überleben, werden die Pachten der Dorint-Hotels bei einigen E&P-Fonds gestundet. Drei Fonds gehen pleite, die Anleger protestieren. Iserlohe steht damals in der Kritik - auch wegen des Interessenkonflikts: Einerseits stand er den Immobilienfonds vor, die die Häuser an Dorint vermieteten, und andererseits war er - und ist es bis heute - Aufsichtsrat der Dorint.

Allerdings sieht Iserlohe gerade darin auch einen Schlüssel zur Überwindung der Krise. So sei es möglich gewesen, einen Ausgleich zwischen den beiden Seiten herzustellen und eine Insolvenz zu verhindern. Auch habe er nahezu niemanden entlassen müssen und die Gehälter seiner Angestellten immer pünktlich bezahlen können.

Seit 2013 geht es schließlich wieder stetig aufwärts. "Viele Unternehmen geben in der guten wirtschaftlichen Lage wieder mehr Geld für Reisen aus", sagt Iserlohe. Seit 2016 habe man keine Pachtrückstände mehr. Im gleichen Jahr wird auch die neue Dachgesellschaft Honestis AG gegründet, zu der neben Dorint auch eine Gesellschaft zum Immobilien- und Projektmanagement gehört. Zwei Unternehmerfamilien aus NRW steigen mit frischem Kapital in Höhe von rund 20 Millionen Euro ein. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Honestis unter dem Strich rund 3,5 Millionen Euro Gewinn, in diesem Jahr sollen es rund fünf Millionen werden.

Um weiter auf Kurs zu bleiben, soll es zudem einen Luxus-Ableger geben: die Premium-Marke "Hommage", unter der fünf besonders traditionsreiche Dorint-Häuser künftig firmieren sollen. Dazu gehören etwa das Maison Messmer in Baden-Baden. Und Dorint soll weiter wachsen, allerdings will man sich auf die Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz beschränken. "Im kommenden Jahr feiern wir den 60. Geburtstag, und dann würden wir auch gerne die Flagge auf unserem 60. Haus hissen", sagt Iserlohe.

Zur Person

Dirk Iserlohe wird 1964 in Düsseldorf geboren. Er macht eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Nassauischen Sparkasse in Wiesbaden und studiert Wirtschaftswissenschaften an der FH Mainz. 1995 steigt er beim Kölner Immobilienfondsanbieter Ebertz & Partner ein, zu der auch Dorint gehört. Nach erfolgreicher Sanierung betreibt die Kette heute 43 Hotels und Ressorts, drei davon in Köln. Die Häuser in Deutz, am Heumarkt sowie in Junkersdorf seien hoch lukrativ, sagt Iserlohe. Der Unternehmer lebt in Köln, ist verheiratet und hat eine Tochter. (cos)

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