How.fm kooperiert mit KlinikgruppeKölner Start-up baut Pflege-App für Angehörige

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Blick in die How.fm-App

  • Die Dr. Becker Klinikgruppe betreut jährlich mehr als 21.000 Patienten – nach der Reha übernehmen häufig Angehörige die Pflege. Ausgebildet sind sie dafür nur selten.
  • Mit der sprachgesteuerten App von How.fm wird Angehörigen Wissen für die Pflege vermittelt.
  • Die meisten Kunden des Kölner Start-ups kommen aus der Logistik-Branche. Auch für einen großen Modekonzern entwickeln die Kölner Software.

Köln – Die Dr. Becker Klinikgruppe mit Sitz in Köln betreibt deutschlandweit Reha-Kliniken und betreut dort jährlich mehr als 21 000 Patienten, die sich in vielen Fällen nicht mehr selbst versorgen können. Nach ihrer Entlassung aus der Reha übernehmen häufig Angehörige die Pflege, ausgebildet sind sie dafür nur in glücklichen Ausnahmefällen. Das Kölner Start-up How.fm will ihnen nun eine Hilfestellung leisten.

In der Nümbrechter Rhein-Sieg-Klinik der Gruppe – spezialisiert auf neurologische und orthopädische Reha – erhalten Patienten und deren Angehörige digitale Unterstützung bei der Pflege: How.fm nutzt seine Software, um in interaktiven Videos auf dem Handy jeden Handgriff der Lagerung schwer kranker Menschen zu erklären. Zwar schule das Fachpersonal die Angehörigen, heißt es in einer Mitteilung der Klinikgruppe, „doch im Alltag und zu Hause angekommen, hilft die beste Vorbereitung manches Mal nicht mehr“. Nach einem Schicksalsschlag falle es „schwer, sich auch noch jeden Schritt einer richtigen Lagerung zu merken“, sagt Geschäftsleiter Michael Schiffgen.

App lässt mit sich reden

Die App von How.fm soll nicht bloß eine digitalisierte Broschüre sein, sondern lässt mit sich reden: Sie ist per Sprachsteuerung bedienbar, reagiert auf Nachfragen und passt sich dem Arbeitstempo der Nutzer individuell an. 2017 wurde das Kölner Start-up How.fm als Soundreply von Andreas Kwiatkowski und Farhoud Cheraghi gegründet. Die beiden arbeiteten bereits beim Hotelsuchportal Trivago zusammen. Kwiatkowski hatte seine App-Firma „Rheinfabrik“ 2014 an das Düsseldorfer Unternehmen verkauft.

Nun entwickeln Kwiatkowski, Cheraghi und acht Angestellte eine sprachbasierte Software, mit deren Hilfe Angestellten manuelle Arbeitsabläufe vermittelt werden. Der Gesundheitssektor ist dabei nur ein kleines Geschäft für How.fm. Der Fokus liegt auf anderen Branchen, vor allem Logistik und Systemgastronomie.

Zu den Kunden gehören der Düsseldorfer Gewürzehersteller Just Spices und der Feinkost-Anbieter Käfer. Aufgrund geschäftlicher Vereinbarungen darf Kwiatkowski viele der How.fm-Kunden noch nicht nennen. Auch ein großer Modekonzern gehört dazu und nutzt die App, um seine Mitarbeiter auf der Verkaufsfläche und im Lager zu trainieren.

Vorteile gegenüber dem Menschen

Der Gründer sieht sprachbasierte Digitaltrainer gegenüber menschlichen Lehrern bei manuellen Prozessen im Vorteil. Arbeitsschritte würden bislang oft „nur sehr hemdsärmelig“ gelehrt, die Weitergabe von Wissen zwischen Personen unterliege außerdem einem Flüsterpost-Effekt – Know-how gehe verloren, Handgriffe würden nicht immer exakt gleich erklärt. Außerdem gebe es gerade in der Logistik eine ständige Fluktuation beim Personal und immer wieder Sprachbarrieren, fügt Cheraghi hinzu. How.fm soll hingegen in beliebigen Sprachen konfigurierbar sein – im Fall der Anwendung für die Dr. Becker Klinikgruppe hält sie Videos in Deutsch, Englisch, Russisch, Türkisch und Chinesisch bereit.

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Gewinne schreibt How.fm noch nicht, die Gründer steckten aktuell jeden Euro Umsatz wieder in die Entwicklung ihres Produkts, sagen sie. An die Idee des sprachbasierten Digitaltrainers glauben erfolgreiche Gründer: Neben anderen Privatinvestoren hat auch Trivago-Gründer Rolf Schrömgens Geld in das Start-up gesteckt. Insgesamt sind bislang 500 000 Euro in die Kölner Firma geflossen, derzeit arbeiten die How.fm-Gründer an einer siebenstelligen Investment-Runde.

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