Im Weihnachtsgeschäft bei AmazonGewerkschaft Verdi ruft zu „Adventsstreik“ auf

Lesezeit 3 Minuten
Verdi_Amazon

Seit der Nacht zu Dienstag werden Amazon-Beschäftigte an den Standorten Rheinberg und Werne zu Streiks aufgerufen.

Düsseldorf – Mit einem „Adventsstreik“ an zwei Standorten in Nordrhein-Westfalen will die Gewerkschaft Verdi das Weihnachtsgeschäft des Online-Versandhändlers Amazon stören. Seit der Nacht zu Dienstag seien die Beschäftigten an den Standorten Rheinberg und Werne aufgerufen, bis einschließlich Samstag die Arbeit niederzulegen, teilte die Gewerkschaft mit. Insgesamt hat der Online-Handel 6500 Beschäftigte in NRW, allein in Rheinberg sind es 1700 – 80 Prozent davon fest angestellt.

Amazon versicherte, die Pakete kämen trotz des Verdi-Aufrufs pünktlich zu den Kunden. Die Arbeit in den beiden Logistikzentren sei „ohne Einschränkungen angelaufen“, erklärte das Unternehmen. Nur ein „geringer Teil“ der Beschäftigten beteilige sich an dem Streikaufruf. Daher würden die Pakete rechtzeitig bearbeitet.

Onlinehandel wehrt sich

Verdi kämpft seit Jahren dafür, dass die Amazon-Beschäftigten einen Tarifvertrag bekommen und nach dem Tarif für den Einzel- und Versandhandel bezahlt werden. Zudem fordert die Gewerkschaft einen Tarifvertrag „Gute und gesunde Arbeit“. Gerade in der Vorweihnachtszeit steige die Belastung der Beschäftigten massiv an, erklärte Silke Zimmer von Verdi. „Es müssen tausende Päckchen und Pakete gepickt und gepackt werden.“ Hinzu kämen eine enorme Taktung und der dadurch steigende Zeitdruck. „Das hat negative Folgen für die Gesundheit der Beschäftigten.“

Der Onlineriese weist die Vorwürfe stets zurück und argumentiert, das Unternehmen sei auch ohne Tarifvertrag „ein fairer und verantwortungsvoller Arbeitgeber“ und zahle am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich sei. Darüber hinaus gebe es zahlreiche Zusatzleistungen. Nach Amazon-Angaben gibt es in Deutschland 13 000 fest angestellte Mitarbeiter in den insgesamt 13 Logistikzentren, hinzu kommen Saisonkräfte während der Weihnachtszeit. In Rheinberg sind es 1000 Beschäftigte, die temporär eingesetzt werden.

Vorwürfe gegen Amazon

In den vergangenen Jahren waren stets Rekordmengen an Paketen verschickt worden. Doch auch das herkömmliche Geschäft belastet die Mitarbeiter. Tim Schmidt, langjähriger Betriebsratsvorsitzender im Lager Rheinberg, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor wenigen Monaten, dass Amazon Druck auf die Belegschaft ausübe. „Das System Amazon macht krank“, sagte der heutige Verdi-Sekretär.

„Man gilt so lange als guter Mitarbeiter, wie man Höchstleistung bringt und nicht aus der Reihe tanzt.“ Alle müssten Vorgaben erfüllen, über Handscanner würde der Weg der einzelnen Mitarbeiter nachvollzogen. Amazon erklärte dazu auf Nachfrage, dass die Handscanner „absoluter Standard“ seien. „Wir verfolgen den Weg der Bestellung, nicht der Mitarbeiter“, hieß es.

Das könnte Sie auch interessieren:

Verdi sei mit dem eigenen Vorgehen derweil „auf dem richtigen Weg“, sagte Zimmer. „Amazon sieht sich mittlerweile gezwungen, Werbespots zu schalten, in denen die angeblich hervorragenden Arbeitsbedingungen bei Amazon gepriesen werden.“ Das zeige, „dass der Druck auf das Unternehmen ziemlich hoch ist und Amazon sich für den andauernden Protest der eigenen Beschäftigten rechtfertigen muss.“ (mit afp, hol)

KStA abonnieren