Kartellamt hat keine Bedenken

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In manchen Städten – wie hier in Trier – befinden sich Filialen von Kaufhof und Karstadt in unmittelbarer Nachbarschaft.

In manchen Städten – wie hier in Trier – befinden sich Filialen von Kaufhof und Karstadt in unmittelbarer Nachbarschaft.

Köln/Bonn –  Als „gute Nachricht“ bezeichnete NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) die Entscheidung des Kartellamts, die Fusion von Karstadt und Kaufhof freizugeben: „Der Zusammenschluss ist für die Zukunftsfähigkeit der Warenhäuser richtig: So können sie ihre Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität erhöhen“, sagte der Minister. Er gehe weiter davon aus, dass das Unternehmen die Belange der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei seinen Entscheidungen berücksichtigt: „Darauf werden wir in den kommenden Wochen und Monaten genau achten und stehen hierzu mit allen Beteiligten in engem Austausch“, so Pinkwart.

Das Bundeskartellamt hat im Rahmen seiner Ermittlungen rund 100 Handelsunternehmen und Händler, darunter die größten Online-Händler und stationären Händler in Deutschland, befragt. Eingehender untersucht wurden die Warengruppen Gepäck (Koffer/Taschen), Wäsche, Sport/Outdoor, Spiele/Spielwaren, Heimtextilien sowie Büro- und Schreibwaren. In diesen Warengruppen sei die Marktstellung von Kaufhof und Karstadt am stärksten, begründet das Amt seine Auswahl. Es habe sich im Rahmen der schneller als erwartet abgeschlossenen Untersuchung gezeigt, dass die Fusion „keine wettbewerbsrechtlichen Bedenken hervorruft, die eine Untersagung des Vorhabens rechtfertigen würden“.

Es wird damit gerechnet, dass der Zusammenschluss noch Ende dieses Monats erfolgt – und damit rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft. Die Karstadt-Mutter Signa wird künftig einen Anteil von 50,01 Prozent an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen halten, HBC 49,99 Prozent. Das Ruder bei der neuen Warenhaus AG übernehmen wird Stephan Fanderl, ein ausgewiesener Handelsexperte, der Karstadt saniert hat und noch führt. Der neue Warenhausgigant wäre mit einem Umsatz von knapp fünf Milliarden Euro hinter der Kette El Corte Inglés aus Spanien die Nummer zwei in Europa. Für das neue Unternehmens arbeiten 32 000 Beschäftigte an 243 Standorten in Europa.

Die Bündelung von Einkaufsmacht könnte es Kaufhof und Karstadt ermöglichen, mit den Lieferanten bessere Konditionen als bisher zu verhandeln. Außerdem könnten es nach Einschätzung von Branchenkennern in Verwaltung, Datenverarbeitung und Logistik größere Einsparungen geben. Noch nicht entschieden ist, ob die künftige Konzernzentrale Köln (Kaufhof) oder Essen (Karstadt) sein wird.

Offen ist auch, wie viele Stellen in dem neuen Unternehmen wegfallen werden. Spekulationen, nach denen bis zu 5000 Jobs bedroht seien, bezeichnete der österreichische Selfmade-Milliardär René Benko, der Karstadt 2014 für einen Euro übernommen hatte, als „unverantwortlich“.

In vielen Städten herrscht trotzdem Unruhe. Befürchtet werden Filialschließungen und damit verbunden eine Verödung der Innenstädte. Doch mit einer Schließungswelle gleich nach der Übernahme ist wohl nicht zu rechnen. Die Kosten dafür wären nach Einschätzung von Experten angesichts der oft über Jahrzehnte laufenden Mietverträge zu hoch.

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