KlimawandelPinkwart: Kohleausstieg 2030 in NRW ist möglich

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Bagger im Braunkohletagebau Garzweiler - im Hintergrund das Kraftwerk Niederaußem. (Archivfoto)

Bagger im Braunkohletagebau Garzweiler - im Hintergrund das Kraftwerk Niederaußem. (Archivfoto)

Düsseldorf – NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hält einen vorgezogenen Ausstieg aus der Braunkohle auf das Jahr 2030 für möglich, den SPD, Grüne und FDP bei ihren Sondierungsgesprächen für eine Ampelkoalition im Bund als gemeinsames Ziel anstreben.

Die Landesregierung werde noch im Herbst ein neues Entfesselungspaket zum Klimaschutz vorlegen, kündigte Pinkwart am Dienstag in Düsseldorf an. „Wir müssen erheblich mehr Tempo machen und die Strategie zur Energieversorgung schärfen und anpassen.“

NRW-Minister Pinkwart will Pläne noch im Herbst vorstellen

Wie das gelingen kann, will der FDP-Politiker ebenfalls noch im Herbst vorstellen. Beim Ausbau der Windenergie müsse das Land erheblich mehr Druck machen. NRW habe im bundesweiten Vergleich zwar stark aufgeholt, „in Wahrheit zeigt das aber nur, wie weit wir zurückliegen“.

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Ein vorgezogener Kohleausstieg könne auch dazu führen, dass man sich auf Brückentechnologien wie Gaskraftwerke einlassen müssen. Das gelte auch für CO2-armen Wasserstoff, der aus fossilen Brennstoffen hergestellt wird.

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„Wir müssen pragmatisch, schnell und entschlossen handeln“, so Pinkwart und dabei die Frage der sicheren Energieversorgung zu bezahlbaren Preisen nicht aus den Augen verlieren. „Nordrhein-Westfalen braucht auch in Zukunft eine leistungsfähige Industrie.“

Um das zu erreichen, hat das Wirtschaftsministerium am Dienstag die Eckpfeiler einer Carbon Management Strategie für NRW vorgestellt. Deren Ziel ist die nachhaltige Senkung der CO2-Emissionen ohne die Rohstoffversorgung für die Industrie zu gefährden.

Das soll neben dem Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft auch die Entwicklung einer klimaneutralen Kohlenstoffwirtschaft erreicht werden. „Wir werden Kohlenstoff als Rohstoff auch künftig benötigen, zum Beispiel in der Chemieindustrie“, so Pinkwart. Dies könne durch die Entwicklung klimaschonende Stoffkreisläufe gelingen.

Klimaschonende Stoffkreisläufe

Die Kohlenstoffwirtschaft soll sich in vier Bereichen verändern. In bestimmten Bereichen könne auf Kohlenstoff ganz verzichtet werden. Das gilt nach Ansicht von Experten für Prozesswärme, die mit Strom und Wasserstoff statt mit Kohle und Erdgas erzeugt wird. Auch die energieintensive Aluminium-Produktion könne vollständig ohne Kohlenstoff auskommen.

Wo auf Kohlenstoff als Produkt-Rohstoff nicht verzichtet werden kann, sollen auf Dauer nachhaltige alternative Quellen wie Biomasse oder CO2 genutzt werden. Das Land will die Synergiepotenziale zwischen den Branchen durch ein öffentlich zugängliches Carbon-Monitoring heben.

Alternativer Rohstoff für die Chemie

CO2 könne dabei als alternativer Rohstoff vor allem in der Chemieindustrie genutzt werden. Die Nutzung abgeschiedener industrieller CO2-Mengen vermieden Emissionen und erschlössen eine alternative Kohlenstoffquelle, so das Ministerium. Ziel seien innovative Stoffkreisläufe, um Kohlenstoff langfristig zu binden, damit er nicht in die Atmosphäre gelangt. „Überschüssige CO2-Restmengen vor allem in Industrie und Landwirtschaft werden wir in letzter Konsequenz speichern müssen, um die Klimaneutralität zu erreichen“, sagt Pinkwart.

Das Wirtschaftsministerium werde die Planung und Vorbereitung einer CO2-Infrastruktur in NRW unterstützen. Zudem soll der Aufbau eines Reallabors zum CO2-Transport gefördert werden. Pinkwart will in NRW drei bis fünf Modellregionen identifizieren, in denen die Abscheidung und Nutzung von CO2 gefördert werden soll. Die Bundesregierung müsse alle Voraussetzungen zur Abscheidung, zum Transport, zur Nutzung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid schaffen.

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