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Köln/Bonn und DüsseldorfWie realistisch ist ein Flughafen Rheinland?

Lesezeit 4 Minuten
Der Flughafen Köln/Bonn links und das neue Logo des Flughafens Düsseldorf mit dem Drei-Letter-Code DUS.

Der Flughafen Köln/Bonn links und das neue Logo des Flughafens Düsseldorf mit dem Drei-Letter-Code DUS.

  • Die Idee ist nicht neu: Zusammen könnten die Airports Köln/Bonn und Düsseldorf einen Mega-Airport für das Rheinland formen.
  • Thomas Geisel, Oberbürgermeister von Düsseldorf, hat den Vorschlag nun wieder ins Gespräch gebracht.
  • Was die Airports selbst, Fluglärmgegner und Luftfahrtexperten zu der Idee sagen.

Köln/Düsseldorf – Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel hat jüngst eine Zusammenarbeit der Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf ins Spiel gebracht. „Die Idee vom Flughafen Rheinland mit den beiden Standorten Düsseldorf und Köln hätte Charme. Besonders, weil die beiden Flughäfen sich gut ergänzen würden“, sagte Geisel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Düsseldorf sei Business-Airport, Köln habe ein hohes Cargo-Angebot. „Hilfreich wäre eine Kooperation, auch um zu verhindern, dass die Lufthansa ihre marktbeherrschende Stellung nutzt, um beide Flughäfen gegeneinander auszuspielen“, sagte Geisel im Interview. Die beiden Airports liegen nicht weit voneinander entfernt – Düsseldorf ist der größte in NRW, Köln/Bonn der zweitgrößte. Mit Dortmund, Münster-Osnabrück, Paderborn und Weeze gibt es im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland Nordrhein Westfalen gleich mehrere weitere größere Flughäfen.

Doch gehen die Meinungen darüber, wie weit eine Kooperation zwischen zwei Flughäfen im Rheinland sinnvoll ist, weit auseinander. Die Airports selber betonen, dass es eher um einen politischen Schulterschluss als um eine echte weitreichende Zusammenarbeit oder gar Kapitalverflechtung geht. Ein Sprecher des Kölner Airports sagte auf Anfrage lediglich: „Köln/Bonn und Düsseldorf vertreten schon immer öffentlich gemeinsame Positionen, wenn dies der Stärkung des Luftverkehrsstandortes NRW dient oder wenn es um die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Luftverkehr geht. Angesichts der großen Zukunftsthemen wie etwa neuen digitalen Mobilitätsangeboten kann ein fachlicher Austausch unter den Flughäfen für alle sinnvoll sein.“ Fachlicher Austausch aber heißt nicht Kooperation.

Köln und Düsseldorf sind weiter Konkurrenten

Fast dasselbe ist aus der Landeshauptstadt zu hören. „Die Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf tauschen sich immer schon anlassbezogen bei Themen aus, die wir gemeinsam besser entwickeln können als alleine – etwa im Bereich der Vertretung gemeinsamer Interessen gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit oder bei den Herausforderungen in Zukunftsbereichen wie Mobilität, Umwelt oder Digitalisierung.“ Zwischen den Zeilen steht aber auch: Köln und Düsseldorf sind weiter Konkurrenten um die Fluggesellschaften und am Ende die Kunden, die im Rheinland leben.

Alles zum Thema Lufthansa

Die Düsseldorfer Fluglärmgegner begrüßen Geisels Vorschlag, auch wenn dieser überraschend komme. Christoph Lange, Vorsitzender der Bürger gegen Fluglärm, der für die Anwohner am Düsseldorfer Airport spricht, befürwortet die Kooperationspläne. „Es kann ja nicht sein, dass von Köln und von Düsseldorf täglich jeweils 20 Jets halbleer nach München starten. Diese Verkehre können gebündelt und gerecht auf beide Airports verteilt werden, zum Wohle der Umwelt und der Anwohner“, sagt Lange.

Der Flughafen Düsseldorf würde ohnehin bald an seine baulichen Grenzen stoßen und die geplanten Flüge in den künftigen Jahren nicht aufnehmen können. Auch Umsteigeverkehre könnten zwischen Köln und Düsseldorf gehandelt werden. Laut Lange würden dann Menschen etwa in Köln landen, mit Bus oder Bahn nach Düsseldorf fahren, und dann weiterfliegen, etwa auf einer Langstrecke. „Das gibt es in anderen Ländern zuhauf, denken Sie an die Pariser Flughäfen Orly und Charles de Gaulle, an London oder Rom, Mailand hat sogar drei Flughäfen“, sagt Lärmschützer Lange.

„Nicht praktikabel“

Experten bezweifeln dessen Einschätzung deutlich. „Umsteigeverkehre sind auf der Strecke Köln – Düsseldorf nicht praktikabel“, sagt der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Den Transport per Bus oder Bahn zwischen zwei Flügen mit erneuten Sicherheitskontrollen bezeichnet er als „Bruch der Transportkette“, den die Passagiere nicht mitmachen würden. „Dann würden die Passagiere lieber direkt nach Frankfurt gehen“, sagt Schellenberg.

Auch die Idee, Verkehre zu leiten, Düsseldorf zu entlasten und Köln zu stärken, hält der Luftfahrtexperte für nicht realisierbar. „So etwas lässt sich nicht leiten“, sagt Schallenberg. Und dass die Flughäfen durch eine Kooperation Lufthansa Paroli böten, hält er für unglaubwürdig. „Die bekämpfen doch nicht ihren mit großem Abstand wichtigsten Kunden“, sagt er.

Kritik kommt auch von der Lärmschutzgemeinschaft Köln/Bonn. „Eine solche Kooperation würde nur dazu führen, dass Düsseldorf Flüge anlockt, die dann nachts nur in Köln landen und uns noch mehr Fluglärm bescheren“, sagt Wolfgang Hoffmann von der Lärmschutzgemeinschaft und ergänzt: „Wir sind doch nicht das Abstellgleis für Düsseldorf“.

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