Kölner VerlagBastei Lübbe erklärt Krisenzeit für beendet

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Das „Bastei Lübbe“-Verlagshaus in Köln-Mülheim 

  • Die Beteiligung am unerfolgreichen Spielehersteller Daedalic hat Bastei Lübbe zuletzt einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet.
  • Jetzt aber blickt der Kölner Verlag optimistisch in die Zukunft. Die Wende sei geschafft.
  • Gerade auch in der Corona-Krise sei die Nachfrage nach Büchern und Romanheften groß, so Vorstandschef Carel Halff.

Köln – Schenkt man den Bastei-Lübbe-Vorständen Glauben, dann hat der Kölner Publikumsverlag es dieses Mal wirklich geschafft: Nach Jahren der Restrukturierung und des Umbaus setzt man am Firmensitz in Mülheim einen endgültigen Schlussstrich unter die ehemalige Digitalisierungsstrategie. Die Krisenzeit – so der Tenor – ist beendet. „Wir haben nach drei Jahren einen Turnaround geschafft und darauf ist das ganze Haus sehr stolz“, sagte Finanzvorstand Ulrich Zimmermann am Dienstag in einer Telefonkonferenz. „Wir können als Gesamtvorstand sagen: Das Haus ist bestellt. Wir können die kommenden Aufgaben mit viel Selbstbewusstsein angehen.“

Der börsennotierte Verlag konzentriert sich ab sofort wieder vollständig auf den Verkauf von Büchern und Romanheften. In diesem Kernsegment wuchs der operative Gewinn im Geschäftsjahr 2019/2020 um ganze 78,1 Prozent von 2,3 auf 4,1 Millionen Euro. Damit liege man genau im Plan, die Kostenquote habe sich zuletzt „signifikant verbessert“, sagte Zimmermann und nannte als Beispiele Personal- und Druckkosten. Auch die Erträge aus dem Verkauf der Rätselsparte spielten hier eine Rolle.

Der Umsatz im Kerngeschäft sank dagegen von 86,6 auf 81,5 Millionen Euro, was laut Verlag vor allem damit zusammenhing, dass besonders erfolgreiche Bücher in der zweiten Jahreshälfte erwartet werden. Außerdem konnte der Verlag seine Netto-Verschuldung kräftig von 11,9 Millionen Euro auf 0,6 Millionen Euro reduzieren und ist damit nun „quasi schuldenfrei“. Das sei ein wichtiger Schritt, um künftig auch wieder eine Dividende auszuschütten. In diesem Jahr dürften die Anleger wohl ein weiteres Mal leer ausgehen.

Negative Entwicklung bei Daedalic

Dass unter dem Strich auch trotz positivem Buchgeschäft ein Jahresfehlbetrag von 9,1 Millionen Euro steht (Vorjahr: 0,9 Millionen Euro Überschuss), hängt mit der negativen Entwicklung beim Spieleherstellers Daedalic zusammen: Die teuren selbstentwickelten Spiele erwiesen sich als Flops, im Februar musste Bastei Lübbe eine Wertberichtigung von 11,9 Millionen Euro auf die 51-prozentige Beteiligung vornehmen. Im Mai verkaufte man 41 Prozent davon im Rahmen eines Management-Buy-outs für eine „kleine positive Summe“. Eine Trennung von Daedalic war bereits lange geplant gewesen.

Über den Verlag

Bastei Lübbe ist einer der größten deutschen Publikumsverlage. Das Unternehmen fungiert dabei als Dach für rechtlich unselbstständige Verlage wie Baumhaus und Boje (Kinderbuch), Eichborn (Belletristik und Sachbuch), Lyx (Liebesromane für junge Leserinnen) und Lübbe. Bekannte Lübbe-Autorinnen und -Autoren sind zum Beispiel Rebecca Gablé, Dan Brown und Ken Follett. Jedes Jahr erscheinen bei Lübbe rund 600 neue Buchtitel.

Das Unternehmen mit Sitz in Köln hat nach durchlaufener Restrukturierung aktuell 230 Mitarbeiter. Seit 2013 sind die Aktien von Bastei Lübbe im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notiert. (elb)

Bastei Lübbe hat turbulente Jahre hinter sich. Es war Finanzvorstand Zimmermann selbst, der am Dienstag die alten Probleme auflistete – und dabei deutliche Kritik an ehemaligen Verantwortlichen durchblicken ließ: Er sprach von einer fehlgeschlagenen Internationalisierung, vom problematischen Beteiligungsportfolio, der kritischen Verschuldung, Ineffizienzen im Kerngeschäft und einer unterdurchschnittlichen Marge.

Bastei Lübbe war mit dem ausgerufenen Ziel, ein internationaler Medienkonzern zu werden, vor einigen Jahren krachend gescheitert. Danach trennte man sich unter dem neuen Vorstandschef Carel Halff von Beteiligungen aus dem Digitalgeschäft, 50 Stellen wurden abgebaut. Mit dem Verkauf von Sorgenkind Daedalic hat der Verlag seinen Umbau nun endgültig abgeschlossen.

Keine negativen Corona-Effekte

Mit Blick auf die Corona-Krise sagte Halff am Dienstag, man erwarte trotz der generellen Kaufzurückhaltung keine negativen Effekte für den Verlag. Gerade wegen der kulturellen und sozialen Einschränkungen seien Literatur und Romanhefte zuletzt stark nachgefragt gewesen. Die Umsätze im ersten Quartal hätten über Plan und deutlich über der Marktentwicklung gelegen, wenn auch leicht unter Vorjahresniveau. Kurzarbeit und Programmverschiebungen gab es bei Lübbe nicht.

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Der Buchmarkt werde trotz seines Volumens von neun Milliarden Euro häufig unterschätzt, so Halff. „Wir erwarten hier auch weiterhin eine positive Entwicklung“. Bastei Lübbe selbst will mittelfristig wieder 100 Millionen Euro Umsatz machen. Das wird dann aber unter neuen Vorständen geschehen: Sowohl Finanzvorstand Zimmermann als auch Programm- und Vertriebschef Klaus Kluge und Vorstandsvorsitzender Carel Halff werden den Verlag in diesem Jahr verlassen. Bereits zum 1. April hat Simon Decot seinen Posten als Programmchef angetreten. Ab dem 1. August kommen dann noch Joachim Herbst als Finanzvorstand und Vorstandssprecher sowie Sandra Dittert als Vorständin für Marketing und Vertrieb hinzu.

Zuletzt war außerdem bekannt geworden, dass der Berliner Logistikkonzern Zeitfracht aus „strategischen Gründen“ am Erwerb einer Beteiligung an Bastei Lübbe interessiert ist. Denkbar seien 25 Prozent der Aktien und mehr, sagte Carel Halff am Dienstag. Details zu den Absichten und Vorstellungen des Erwerbers lägen aber nicht vor. Es habe bislang nur ein kurzes Telefongespräch gegeben.

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