Kölner VerlagBastei Lübbe profitiert von Influencer-Büchern – Schweres Jahr erwartet

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Bastei Lübbe Gebäude

Hauptsitz von Bastei Lübbe im Carlswerk in Köln-Mülheim

Köln – Auch dank verkaufsstarker Bestseller und dem Kauf eines Influencer-Verlags hat der Kölner Verlag Bastei Lübbe Umsatz und Betriebsergebnis im vergangenen Geschäftsjahr gesteigert. Die Erlöse wuchsen dabei um zwei Prozent auf 94,5 Millionen Euro, das Betriebsergebnis sogar um 34,8 Prozent auf 14,7 Millionen Euro (bereinigt: 12,1 Millionen).

„Das Medium Buch und der Markt, der dahinter liegt, sind stabil“, sagte Vorstandschef Soheil Dastyari am Dienstag in Köln. Auch der deutsche Buchmarkt als ganzer legte zuletzt zu, die Ausgaben stiegen von 4,29 Milliarden Euro auf 4,48 Milliarden Euro im Jahr 2021. Bastei Lübbe war dabei der drittgrößte Publikumsverlag hinter der Verlagsgruppe Penguin Random House und dem Hamburger Carlsen-Verlag, der zur Bonnier-Gruppe gehört.

Treue Zielgruppen

Besonders gut verkauften sich bei Bastei Lübbe die Bestseller des britischen Schriftstellers Ken Follett sowie der Thriller „Der Zorn des Oktopus“ von Dirk Rossmann und Ralf Hoppe. Rossmann ist gleichzeitig Großaktionär bei Lübbe, im März 2022 stockte er seine Beteiligung auf 15,14 Prozent auf.

Etwas mehr als ein Viertel seines Umsatzes erwirtschaftet Lübbe  mittlerweile mit sogenannten Community-Modellen. Dabei handelt es sich um Verlagsmarken, die stark von der Interaktion mit ihrer – zumeist jungen und weiblichen – Zielgruppe leben. Der Lyx-Verlag, der romantische Unterhaltung für eine Kernzielgruppe zwischen 18 und 25 Jahren veröffentlicht, erreicht beispielsweise auf Instagram mehr als 100.000 Leserinnen. Er erlöste im vergangenen Jahr ganze 17 Prozent des Lübbe-Gesamtumsatzes.

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Sechs Prozent des Umsatzes steuerte derweil der im vergangenen Juli vollständig übernommene Verlag Community-Editions bei, der Bücher von Influencerinnen und Influencern veröffentlicht. Die bringen ebenfalls eine treue, kaufwillige Fangemeinde mit, die über soziale Medien angesprochen wird.

Einen Schwerpunkt setzt Bastei Lübbe außerdem auf das Digitalgeschäft: 32 Prozent des Umsatzes entfielen 2021/22 auf digitale Hörbücher und E-Books. Die E-Books blieben dabei nach dem Corona-Boom des Vorjahres hinter den Erwartungen zurück. „Es ist bei uns nicht so, dass ältere Geschäftsmodelle als Cash Cows ausgenutzt werden. Wir haben ein lukratives Stammgeschäft und ein sehr lukratives Zukunftsgeschäft“, sagte Dastyari. Lübbe Audio und Lyx erzielten überdurchschnittliche Margen.

Dividende wird erhöht

Hinter dem Kölner Verlag liegen lange Jahre der Restrukturierung. Er hatte vor einigen Jahren erfolglos versucht, zu einem internationalen Medienkonzern zu wachsen. 2017 musste der bisherige Vorstandschef Thomas Schierack gehen. Unter seinem Nachfolger Carel Halff begann eine Restrukturierung, zahlreiche digitale Beteiligungen wurden verkauft, Arbeitsplätze abgebaut. Erst im August 2020 endete zudem ein langer Rechtsstreit. Lübbe schloss einen Vergleich mit ehemaligen Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern, denen der Verlag zuvor schwere Managementfehler vorgeworfen hatte. Sie verpflichteten sich zu einer Zahlung von insgesamt 1,27 Millionen Euro an Bastei Lübbe.

Carel Halff und Programm- und Vertriebschef Klaus Kluge, die den Verlag durch die Restrukturierung geführt hatten, verließen ihre Posten 2020 auf eigenen Wunsch. Heute besteht der Vorstand aus Vorstandschef Soheil Dastyari, Finanzchef Joachim Herbst, Marketing- und Vertriebschefin Sandra Dittert und Programmvorstand Simon Decot. Nachdem Bastei Lübbe im vergangenen Geschäftsjahr erstmals seit 2016 wieder eine Dividende ausgeschüttet hatte, soll diese in diesem Jahr spürbar von 29 auf 40 Cent erhöht werden.

Prognose eher verhalten

Für das laufende Geschäftsjahr 2022/23 wagt der Kölner Verlag nur eine verhaltene Prognose. Finanzchef Joachim Herbst betonte, es sei schwierig abzuschätzen, wie sich die Konsumentenstimmung angesichts des Kriegs in der Ukraine weiter entwickeln werde. Ursprünglich hatte Lübbe geplant, wieder einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro zu erzielen. Stattdessen erwartet man nun 90 bis 95 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) dürfte spürbar zurückgehen: Der Zielkorridor liegt zwischen 9,5 und 10,5 Millionen Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr betrug das Ebit 14,7 Millionen, bereinigt 12,1 Millionen Euro.

Neben der unsicheren Konsumstimmung wirken sich besonders die steigenden Druck- und Papierkosten negativ aus. Hier plant der Verlag mit Mehrkosten von 1,5 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr.

Auch Corona-Effekte sind weiterhin spürbar. „Das Stöbern am Büchertisch ist noch nicht ganz zurückgekommen“, sagte Sandra Dittert. „Wir haben noch keine normale Marktsituation“, ergänzte Programmchef Decot. Die Frequenz und Aufenthaltsdauer in den Buchhandlungen sei geringer als vor der Krise.

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