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KonzernBayer schreibt wegen Glyphosat Milliarden-Minus und übernimmt US-Pharma-Firma

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Bayer in Berlin

Das Logo der Bayer AG auf dem Dach eines Bürogebäudes in Berlin.

Leverkusen – Die Erholung des Pharmageschäfts und die steigende Nachfrage nach Saatgut und Pflanzenschutzmitteln haben Bayer im zweiten Quartal 2021 ein starkes Wachstum beschert. So stieg der Umsatz nominell um acht Prozent. Währungs- und portfoliobereinigt, also nach Abzug von Zu- und Verkäufen sowie Verlusten oder Gewinnen aus Währungsumtauschen, wuchs Bayers Umsatz gar um knapp 13 Prozent. Operativ verdienten die Leverkusener mit 2,58 Milliarden Euro 10,6 Prozent weniger als im Vorjahr.

Minus von 2,3 Milliarden Euro

Unter dem Strich steht derweil ein Minus von satten 2,3 Milliarden Euro. Dieses resultiert vor allem aus Rückstellungen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro für die Beilegung von Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA, die Bayer in der vergangenen Woche kommuniziert hatte.

„Wir erwarten für all unsere Geschäfte eine anhaltend positive Umsatzdynamik“, sagte Bayer-Chef Werner Baumann am Donnerstag bei Vorlage des Finanzberichts. Das Pharma- und Agrarchemie-Unternehmen hob daher auch seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr auf etwa 44 Milliarden Euro an. Zuvor hatte der Leverkusener Konzern mit Erlösen in Höhe von 42 bis 43 Milliarden Euro gerechnet. Das Dax-Unternehmen würde damit bereits in diesem Jahr wieder aufs Vor-Corona-Niveau zurückkehren.

Im Pharmageschäft profitierten die Leverkusener davon, dass nach umfassenden Covid-19-Einschränkungen im Vorjahresquartal nun wieder deutlich mehr Behandlungen in den Bereichen Augenheilkunde, Frauengesundheit und Radiologie durchgeführt werden. So erlöste Bayer mit dem Bestseller-Augenmedikament Eylea – 2020 für rund 14 Prozent des Pharma-Umsatzes verantwortlich – währungs- und portfoliobereinigt 27,4 Prozent mehr.

Zukauf soll Pharma-Division stärken

Auch mit dem Gerinnungsmedikament Xarelto und dem neu eingeführten Krebsmittel Nubeqa erzielt Bayer ein starkes Wachstum. Insgesamt legte die Sparte mit rezeptpflichtigen Arzneien um 12,6 Prozent auf knapp 4,5 Milliarden Euro zu.

Nun soll die Pharma-Division mit einem Zukauf weiter gestärkt werden, wie Bayer am Donnerstag mitteilte. Die Leverkusener haben für umgerechnet knapp 1,3 Milliarden Euro das US-Biopharma-Unternehmen Vividion erworben. Durch erfolgsabhängige Meilensteinzahlungen könnten zusätzlich noch gut 420 Millionen Euro fällig werden. Vividion arbeite unter anderem an neuen Wirkstoffen für Behandlungen von Krebs und entzündlichen Krankheiten, heißt es von Bayer.

„Zusammen mit dem bestehenden Know-how von Bayer werden wir in der Lage sein, erstklassige Medikamentenkandidaten zu entwickeln und damit den Wert unseres Portfolios zu steigern“, sagte Pharma-Vorstand Stefan Oelrich: „Unser Ziel ist es, Patienten, deren medizinischen Bedürfnisse durch die heute verfügbaren Behandlungsoptionen noch nicht abgedeckt werden, innovative Therapien anzubieten.“

Starke Allergiesaison in Nordamerika

Bayers Agrarsparte verzeichnete derweil im zweiten Quartal ein nominelles Umsatzplus um 4,6 Prozent auf gut fünf Milliarden Euro. Treiber waren gestiegene Absätze in Lateinamerika, Asien und Nordamerika. Besonders starke Zuwächse gab es bei Pilz- und Pflanzengiften, auch Sojabohnensaatgut und Maissaatgut wurde vermehrt verkauft – und das häufig zu höheren Preisen dank intensiver Nachfrage.

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Positiv schlug sich die weiterhin hohe Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln und die starke Allergiesaison in Nordamerika auf das Geschäft mit rezeptfreien Arzneien nieder. So verzeichnete Bayer ein zweistelliges Umsatzwachstum in der Kategorie Allergie und Erkältung. Im ersten Quartal hatte der Konzern aufgrund erhöhter Schutz- und Hygienemaßnahmen sowie anhaltender Lockdowns noch deutlich weniger Erkältungsmittel verkauft. Nominell setzte die Sparte 1,29 Milliarden Euro 7,4 Prozent mehr um als im Vorjahr.

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