Kreissparkasse KölnExplodierende Immobilienpreise führen zu höheren Krediten

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Wohnungen Rhein-Erft

Baukräne drehen sich über den Rohbauten von Ein­fa­mi­li­en­häu­sern in Hürth-Efferen.

Köln – Die fast schon explodierenden Immobilienpreise in der Region um Köln und Bonn lassen die Kreditnachfrage bei der Kreissparkasse Köln sprunghaft ansteigen. So vergab die öffentlich-rechtliche Bank im abgelaufenen Jahr 2,55 Milliarden Euro an neuen Krediten für Immobilienfinanzierung, wie Vorstandsvorsitzender Alexander Wüerst am Mittwoch bei der digitalen Bilanzpressekonferenz mitteilte.

So stieg die Summe der ausgeliehenen Darlehen für Häuser und Wohnungen binnen eines Jahres um 13 Prozent. Zum Vergleich: Noch vor fünf Jahren lag das Immobilien-Neugeschäft mit 1,55 Milliarden Euro um eine Milliarde unter dem heutigen Niveau. Das lässt sich nicht nur mit den niedrigen Zinsen erklären, sondern vor allem mit den rasant steigenden Immobilienpreisen im Umland.

Wohnungen um 50 Prozent teurer als 2016

Nach Zahlen der Sparkasse, die mit 1800 vermittelten Immobilien in 2020 zu den größten Maklern der Region gehört, stiegen die Preise im Umland stärker als in Köln selbst. Laut Wüerst verteuerten sich Einfamilienhäuser im Oberbergischen Kreis seit 2016 um 48,4 Prozent, im Rheinisch-Bergischen Kreis um 42,4 Prozent und in Rhein-Erft und Rhein-Sieg im selben Zeitraum um mehr als 35 Prozent.

Am deutlichsten ist der Anstieg bei den Eigentumswohnungen. Diese verteuerten sich in Rhein-Berg um 42 Prozent, in Oberberg, Rhein-Erft und Rhein-Sieg sogar um bis zu 57 Prozent in den vergangenen fünf Jahren.

„Preisanstieg wird nicht so weitergehen“

Gut 60 Prozent der Hypotheken-Darlehen gingen an private Kreditnehmer. Der Rest entfällt auf den gewerblichen Wohnungsbau. Bankchef Wüerst geht aber nicht davon aus, dass der Preisanstieg auf dem Immobilienmarkt weiterhin so rasant wächst. Er glaubt aber auch nicht an eine Immobilienblase, die bei steigenden Zinsen platzt. „Sollte der Zins etwa von 0,9 auf 1,5 Prozent steigen, dann sehe ich angesichts des Nachfrageüberhangs auf dem Immobilienmarkt nicht die Gefahr eines Preisverfalls“, sagte Wüerst. Einen größeren Anstieg auf drei oder vier Prozent könne er sich „nicht vorstellen“.

Die gesamten Kreditbestände der Kreissparkasse stiegen dagegen nur leicht von 21 auf 21,9 Milliarden Euro, auch hier wuchs der Anteil der Privaten, die Kredite an die öffentliche Hand reduzierten sich dagegen.

Corona lässt Geldvermögen steigen

Im Jahr mit gleich zwei Lockdowns ist das Geldvermögen überraschend sprunghaft angestiegen. So stieg das Ersparte der Kunden der Kreissparkasse zwischen im Jahr 2020 gegenüber 2019 um 108 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Der Anteil der Privaten liegt bei 1,7 Milliarden Euro. Sparkassenchef Wüerst glaubt aber nicht, dass dieser Trend anhält. „Wenn die Leute wieder reisen können und in Restaurants gehen dürfen, wird sich das relativieren. Sie werden dazu auf ihr Erspartes aus 2020 zurückgreifen.“

Für die Kreissparkasse Köln ist die Sparwut ihrer Kunden ein echtes wirtschaftliches Problem. Die Bank gibt die Negativzinsen erst ab einem Vermögen von etwa 100.000 Euro an ihre Kunden weiter. Die meisten Sparer aber liegen weit darunter, sodass die Bank mit diesen Einlagen unter dem Strich drauflegen muss. Entsprechend ist der Zinsüberschuss des Instituts um 21 Millionen auf 365 Millionen Euro gesunken. Das Mehr an Krediten, mit denen die Bank auch heute Geld verdient, konnte die Verluste durch Negativzinsen also nicht ausgleichen.

Keine weiteren Filialschließungen und Gebührenerhöhungen

In den vergangenen Jahren hatte die Kreissparkasse Köln zahlreiche ihrer Niederlassungen geschlossen, weil sie immer weniger angenommen wurden. Weitere Filialschließungen sind aber laut Wüerst vorerst nicht geplant. Wie viele Banken hatte die Kreissparkasse im abgelaufenen Jahr die Gebühren erhöht, um den Mangel an Zinserträgen auszugleichen. Dieses Jahr seien aber keine weiteren Gebührenerhöhungen geplant, sagte der Vorstandsvorsitzende.

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Der Gewinn vor Steuern sank in der Bilanz 2020 um knapp acht Millionen Euro auf 99 Millionen Euro. Grund dafür ist neben den sinkenden Zinseinnahmen die steigende Risikovorsorge. Die Bank stelle sich auf eine steigende Anzahl an Ausfällen ihrer Kreditnehmer in der nahen Zukunft ein. Unter anderem dafür wurden bereits pauschal 26 Millionen Euro wertberichtigt, was das Ergebnis 2020 entsprechend belastet.

Corona hat das Verhalten der Bankkunden übrigens deutlich verändert. „So wurde 2020 jede zweite Zahlung kontaktlos mit Karte oder Handy getätigt, 2019 war es nur jede dritte“, sagte Wüerst. Der Anteil der Kunden, die auch oder nur Online-Banking nutzen, sei auf 60 Prozent gestiegen.

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