Krisen-Check beim StartplatzUmsatz des Kölner Gründerzentrums bricht ein

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Startplatz Köln

Eingangsbereich des Kölner Startplatz-Büros

  • Das Kölner Gründerzentrum Startplatz gehört zu den wichtigsten Orten für Start-ups in NRW. Jetzt wird es schwer von der Corona-Krise getroffen.
  • Gründer und Geschäftsführer Lorenz Gräf erzählt von den schwierigen Umständen und was er unternimmt, um den Startplatz über Wasser zu halten.
  • Gräf gibt auch Tipps und Erfahrungen weiter, die er in der Finanzkrise 2009 gesammelt hat.

Köln – Das Gründerzentrum Startplatz mit Büros in Düsseldorf und Köln gehört zu den bedeutendsten Ansprechpartnern für junge Unternehmen in Nordrhein-Westfalen. Die Auswirkungen der Corona-Krise treffen den Startplatz mit voller Wucht. Im Krisen-Check erzählt Geschäftsführer Lorenz Gräf vom Umgang mit den aktuellen Herausforderungen.

Problem

„Wir haben einen Umsatzeinbruch von mehr als 50 Prozent“, sagt Gräf, der den Startplatz 2012 gegründet hat und noch immer leitet. Das Geschäftsmodell des Gründerzentrums besteht zum einen aus der flexiblen Vermietung von Coworking-Arbeitsplätzen, Konferenzräumen und Teambüros, zum anderen aus Seminaren und anderen Veranstaltungen für Start-ups und Investoren.

Viele Teambüros sind bereits gekündigt, die Frist beträgt hierbei drei Monate, die wegfallenden Umsätze sind also bereits absehbar. Nachmieter sind nicht in Sicht. Das sei vorher anders gewesen: „Ist einer rausgegangen, war kurz danach der nächste drin. Wir hatten keinen Leerstand. Jetzt stehen schon zehn Prozent leer und zu Juli befürchten wir einen Leerstand von 30 Prozent.“

Das Unternehmen

Der Startplatz gehört in NRW zu den bedeutendsten Gründerzentren. Es gibt zwei Standorte: im Kölner Mediapark und im Düsseldorfer Medienhafen. Mehr als 200 Start-ups haben dort an ihren Geschäftsideen gearbeitet. In sie wurden laut Startplatz mehr als 100 Millionen Euro investiert.

Der Rheinland-Pitch, vom Startplatz ins Leben gerufen wurden und jeden Monat statfindet, gehört zu den größten Wettbewerben für Gründer in Europa. (hge)

„Aktuell vermieten wir auch keinen Konferenzraum“, sagt Gräf. Mitte Februar sei es bereits mit Absagen durch chinesische Firmen losgegangen, „Mitte Märzt ist dann alles runtergegangen“. Es gebe auch nur vereinzelt Vorbuchungen für die nächsten Monate.

Veranstaltungen seien, wo möglich, in den digitalen Raum verlegt worden, sagt Gräf: „Dort erzielen wir aber nicht die gleichen Einnahmen.“

Auch die informelle Betreuung von Start-ups sei nicht zu ersetzen. Schnelle Ratschläge zwischen Gründern beim Kaffeeholen in der gemeinsamen Küche gehörten der Vergangenheit an.

Auslaufende Verträge mit Werkstudenten konnten Anfang April erst einmal nicht verlängert werden, zwei offene Stellen werden nun nicht nachbesetzt. „Wir versuchen aber alles zu tun, um nach einem Ende der Krise wieder da anzusetzen, wo wir vorher waren“, sagt Gräf. „Je länger es dauert, desto schwieriger wird es natürlich“.

Hilfen

„Wir haben im März direkt Kurzarbeitergeld angemeldet“, sagt Gräf. Die 18 Angestellten des Startplatz arbeiten derzeit nur noch 60 Prozent ihrer üblichen Zeit. „So können wir den Betrieb aufrecht erhalten.“

25.000 Euro Soforthilfe hat das Land NRW nach wenigen Tagen ausgezahlt, bei laufenden Kosten von 160.000 bis 180.000 Euro pro Monat hilft diese Summe aber nur kurz. Nun bastele der Startplatz an Szenarien, wie er Mietkosten temporär sparen könnte. „Spielt unser Vermieter nicht mit, haben wir ein drastisches Problem“, so Gräf.

Das läuft

„Wir versuchen, weiterhin für unsere Start-ups da zu sein und geben ihnen Tipps für die Krise. Viele von ihnen danken es uns, indem sie ihre flexiblen Coworking-Plätze nicht gekündigt haben“, sagt Gräf. „Da gab es eine riesige Solidarität. Das ist echt gut.“

Positiv sei auch, dass ein Sponsor seine im Januar zugesagte Unterstützung für eine Veranstaltung, die nun digital stattfindet, erst in dieser Woche bestätigt habe.

Das läuft nicht

„Wir haben letztes Jahr in eine Kooperation mit israelischen Start-ups investiert und deswegen keine schwarzen Zahlen geschrieben“, sagt der Startplatz-Chef: „Für Hilfskredite qualifizieren wir uns daher nicht.“

Enttäuscht ist Gräf auch von der Reaktion der Stadt auf die Bitte um geringe finanzielle Unterstützung. Er habe einen digitalen Raum für den informellen Austausch zwischen Start-ups schaffen wollen, um gemeinsamme Wege aus der Krise zu finden, dafür aber Projektunterstützung benötigt. Die Stadt habe abgewunken. Nun hofft er auf das Land NRW, dem er den gleichen Vorschlag unterbreitet hat: „Ich warte noch auf eine Rückmeldung.“

Tipps für andere

„Wir haben für unsere Start-ups auf der Webseite eine Corona-Sektion aufgemacht“, sagt Gräf: „Da gibt es einen Corona-Ticker mit wichtigen Informationen und Tipps, wie sie liquide bleiben“. Aus der Erfahrung der Finanzkrise könne er Hinweise geben: „Konzentriert euch auf das Nötigste, stellt Luxusprojekte ein. Und schärft euer Geschäftsmodell und Fokus für die Zeit nach der Krise.“ Je genauer dieser Fokus sei, desto besser könne ein Unternehmen nach der Krise auch wieder anfahren, so der Startplatz-Chef.

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Bis die Zahlen aber wieder auf Vorkrisenniveau seien, könne länger dauern als aktuell vermutet. „Die Dominosteine müssen alle noch fallen, bevor sie aufgerichtet werden können. Das dauert seine Zeit.“

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