Künstliche IntelligenzSo will ein Kölner Start-up für effizientere Produktion sorgen

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Köln – Hohe Produktionseffizienz ohne Ressourcenverschwendung – das möchte das Kölner Start-up Operaize Herstellern ermöglichen. Mit der auf Künstlicher Intelligenz (KI) beruhenden Technologie konnten die Kölner nun mehrere Investoren überzeugen: 1,5 Millionen Euro hat Operaize bei einer Finanzierungsrunde von High-Tech-Gründerfonds, dem Fraunhofer Technologie-Transfer Fonds und der NRW Bank erhalten.

„Die KI dockt an die Produktionsplanung und -steuerung eines Unternehmens an und kennt die Antwort auf die Frage, welches Produkt zu welchem Zeitpunkt produziert werden sollte, um Ressourcen optimal zu nutzen“, erklärt Christoph Lieth, einer der Geschäftsführer von Operaize, im Gespräch. Zum Beispiel kann die KI ihre Produktionsprozesse spontan anpassen, weil sie Rückschlüsse aus der Vortagsproduktion zieht oder weil unerwarteterweise ein Rohstoff fehlt.

„Die Software muss dazu über alles Bescheid wissen: Welche Anlage ist verfügbar, welcher Mitarbeiter mit welcher Qualifikation ist da, welche Rohstoffe in welcher Qualität liegen vor? Es gibt tausende Einflussfaktoren.“ Bei Bedarf können Mitarbeiter händisch Eingaben tätigen, die von der KI berücksichtigt werden.

Sprache entscheidend

Anhand ihrer Analyse kann die KI dementsprechend auch Probleme vorhersehen: „Wenn sich herausstellt, dass ein Lieferant unzuverlässig ist, dann kann die Anlage direkt einen anderen Lieferanten oder eine andere Anlage für die Produktion bestimmen.“

Grundlage für die Technologie ist die Semantik, also grob gesagt die Sprache, mit welcher der Kunde die Anlagen betreibt. Viele Unternehmen nutzen dafür eine SAP-Lösung. „Es gibt eine Produktionsstückliste, dort steht alles, was zum Beispiel für eine Pizza benötigt wird und wie viel davon vorhanden ist“, erklärt Lieth. „Außerdem gibt es einen Arbeitsplan, welche Schritte erfolgen, welche Stücke zu welchem Zeitpunkt wie kombiniert werden müssen.“ Das sei mit sehr viel Logik verbunden, zum Beispiel müsse bei der Pizza auch Wartezeit für das Aufgehen der Hefe definiert werden.

Geld fließt in Weiterentwicklung

Derzeit wird die Operaize-Lösung vor allem in der Prozessindustrie genutzt, unter anderem von Henkel oder dem Fleischwarenhersteller Wiltmann. Einmal auf eine Branche angepasst, lässt sich die Lösung schnell übertragen: „Wenn man einmal für Bayer gearbeitet hat, dann funktioniert das auch für BASF“, sagt Lieth.

Derzeit schaue man sich um, welche Branchen und Unternehmensgrößen als Kunden für die Fortentwicklung von Operaize am sinnvollsten seien. Dazu solle auch das frische Geld aus der Finanzierungsrunde genutzt werden: „Der Großteil soll in die Technologie und Markt- und Produktentwicklung fließen“, sagt Lieth.

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Noch müssen Mitarbeiter und Maschine miteinander kommunizieren, insbesondere in der ersten Zeit nach Installation müsse noch viel Feinjustierung an der Software stattfinden. Lieth möchte, dass die KI in Zukunft die Produktion aber vollautomatisch steuern kann. Dazu müssten jedoch auch die Produktionsanlagen selbst modernisiert werden.

Operaize beschäftigt mittlerweile 15 Mitarbeiter aus neun verschiedenen Ländern. Viele von ihnen sind gerade erst ins Berufsleben eingestiegen und bringen viel Motivation mit, erklärt Lieth.

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