Kurzarbeit in Köln, 47 Millionen Dollar VerlustFords Sparkurs in Europa zeigt Wirkung

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Ford in Köln: Trotz Stellenabbau stieg die Arbeitslosenzahl nur leicht.

  • Nach 400 Millionen Dollar Verlust im Jahr 2018 gab es bei Ford Europa im vergangenen Jahr ein Minus von nur 47 Millionen Dollar.
  • Bei der Produktion des Fiesta in Köln setzt der Autobauer aktuell auf Kurzarbeit.
  • Autoexperte Stefan Bratzel macht Ford Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft und sagt, was dafür geschehen muss.

Köln – Der harte Sparkurs von Ford in Europa zeigt Wirkung. Die Verluste des US-Autobauers auf dem Kontinent gingen im vergangenen Jahr zurück. Nach knapp 400 Millionen Dollar 2018 lag das Minus 2019 nur noch bei 47 Millionen Dollar. Der Umsatz sank um acht Prozent auf 28,6 Milliarden Dollar. Die Konzernmutter hatte harte Einschnitte angekündigt, die Umsetzung ließ nicht lange auf sich warten.

Insgesamt sechs Werke wurden in Frankreich, Großbritannien und Russland geschlossen. Rund 12.000 der 50.000 Stellen in Europa werden gestrichen. Ein großer Teil davon entfällt auf die deutschen Standorte Köln und Saarlouis, wo bis Ende dieses Jahres 5400 Jobs wegfallen sollen.

3800 Stellen in Köln gestrichen

In Köln, wo der Fiesta vom Band läuft und die Press- und Motorenwerke sowie die Entwicklung ihren Sitz haben, waren es den Plänen zufolge 3800. Etwa zwei Drittel der Stellen, die wegfallen, sollen aus dem Bereich Produktion kommen. Der Rest verteilt sich auf die Verwaltung und den Bereich Produktentwicklung. Auf das zweite Werk in Saarlouis entfallen rund 1600 Stellen, darunter viele Zeitarbeiter. Hier wurde die dritte Schicht gestrichen und im Sommer die Produktion des Vans C-Max eingestellt. 

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Deutlich mehr als zwei Drittel des Stellenabbaus seien bereits erreicht, heißt es von Ford in Köln. Das Unternehmen setzt dabei auf Abfindungen sowie Altersteilzeit und Frühverrentung. Die Programme wurden jüngst verlängert. Betriebsbedingte Kündigungen wird es vorerst nicht geben, bis Mai 2022 gilt eine Standortsicherungsvereinbarung für die deutschen Werke.

Ziel der US-Mutter ist es, in Europa dauerhaft eine Rendite von sechs Prozent zu erreichen. Deshalb setzt der Autobauer auch auf margenstarke Modelle, wie SUVs und leichte Nutzfahrzeuge. Auch Importmodelle wie der Mustang sollen den Absatz in Europa steigern.

Nur noch vier Tage Produktion in Köln

In der Produktion des Fiesta in Köln setzt man zudem derzeit auf Kurzarbeit. Von Januar bis März sowie im Mai wird nur noch an vier statt wie bislang an fünf Tagen gearbeitet. Davon betroffen sind rund 2200 Mitarbeiter. Die Kapazität bleibt bei 1150 Fiesta pro Tag. Wie es nach dem planmäßigen Ende des Modellzyklus 2023 in Köln weitergeht, ist derzeit noch unklar. Bislang gibt es noch keinen Nachfolger für das langjährige Erfolgsmodell in den Entwicklungsplänen des Konzerns.

In Köln gibt es deshalb die Hoffnung, dass der Bau des ersten europäischen E-Autos des Konzerns am Rhein angesiedelt wird. Bislang hat der US-Autobauer für Europa kein eigenes rein batterie-getriebenes Modell entwickelt. Im Zuge einer Kooperation mit VW nutzt Ford künftig den Modularen Elektro-Baukasten (MEB) der Wolfsburger, um auf der Plattform E-Autos zu produzieren. Wo das geschieht, dazu äußert sich das Unternehmen bislang noch nicht.

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„Ford ist mit dem erfreulichen Europaergebnis auf einem guten Weg und die harten Sparmaßnahmen waren notwendige Schritte“, sagte Autoexperte Stefan Bratzel. Allerdings müsse der Konzern auch eine langfristige Strategie entwickeln, wie er im harten Wettbewerb etwa mit VW oder PSA bestehen könne – vor allem vor dem Hintergrund der hohen Entwicklungskosten für Antriebe und Mobilität der Zukunft, sagte Bratzel. Daher seien Kooperationen wie die mit VW ein richtiger Schritt, weitergehende aber dringend erforderlich.

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