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Lange WartezeitenLieferdienste von Rewe und Co. sind voll ausgelastet

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Lieferdienste werden in Zeiten der Corona-Krise immer beliebter.

  • Online Lebensmittel einzukaufen, kann in Zeiten von Corona praktisch sein: Die Lebensmittel werden ausgewählt und bezahlt, der Liefertermin ausgesucht und der Einkauf wird bis zur Haustür gebracht – ganz kontaktlos.
  • Auch in Köln bieten diesen Service verschiedene Anbieter an, so zum Beispiel Rewe, bring24.com, food.de und Getnow. Der Düsseldorfer Anbieter Picnic startet sogar die Sonntags-Lieferung.
  • Trotzdem kommt es für Kunden zu langen Wartezeiten. Manchmal ist eine Bestellung sogar nicht mehr möglich.

Köln – Die Corona-Krise verändert die Lebensweise vieler Menschen. Es wird von zu Hause gearbeitet, soziale Kontakte werden vermieden und vor die Türe gehen viele nur noch, wenn es wirklich sein muss: zum Beispiel zum Einkaufen. Doch auch das Besorgen von Lebensmittel machen immer mehr Menschen von zu Hause – sie nutzen die bisher nicht so frequentierten Lebensmittel-Lieferdienste.

Kein Wunder, es ist praktisch in Zeiten von Corona: Die Lebensmittel werden online ausgewählt und bezahlt, der Liefertermin ausgesucht und der Einkauf wird bis zur Haustür gebracht – ganz kontaktlos. Doch es gibt einen Haken: Aufgrund der deutlich gestiegenen Nachfrage sind die Lieferdienste in Deutschland ausgelastet. Für Kunden entsteht eine lange Lieferzeit von bis zu zwei Wochen oder es sind gleich gar keine freien Lieferzeitfenster mehr auswählbar.

Lieferdienste in Köln: Verfügbarkeit von Lieferterminen vor Einkauf prüfen

So zum Beispiel beim Rewe-Lieferservice. Dort sind am Montag alle verfügbaren Lieferzeitfenster für eine Bestellung nach Köln bis zum 11. April ausgebucht. Kunden bekommen hier also gar nicht mehr die Möglichkeit, eine Bestellung aufzugeben. Auf der Webseite weist Rewe auf das hohe Bestellaufkommen hin. Kunden werden gebeten, zuerst die Verfügbarkeit von Lieferzeitfenstern zu prüfen und erst dann den Warenkorb zu füllen.

Vor dem Hintergrund der „außergewöhnlichen Wartezeiten auf Liefertermine“ baue die Rewe-Gruppe die Kapazitäten in allen bundesweit 75 Rewe-Lieferservice-Städten weiter aus, so Pressesprecher Andreas Krämer. „Nichtsdestotrotz kann die hohe Nachfrage – abhängig vom jeweiligen Liefergebiet – ausgebuchte Lieferzeitenfenster von ein bis zwei Wochen mit sich bringen.“

Privatkunden ersetzen Großkunden

Auch bei anderen Anbietern sind die Kapazitäten der Liefermöglichkeiten erschöpft. Der Lieferdienst bring24.com ist am Montag für Köln eine Woche im Voraus ausgebucht. „Wir hatten zuvor überwiegend gewerbliche und gastronomische Großkunden, die nun weggebrochen sind, weil sie nicht mehr geöffnet haben oder die Belegschaft im Homeoffice arbeitet. Dadurch konnten wir glücklicherweise die freigewordenen Ressourcen nutzen, um den Anstieg von etwa 700 Prozent im Privatkundensektor bewältigen zu können“, so der Geschäftsführer Frederik Reitsma.

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Auch food.de sei von heute auf morgen ausgelastet gewesen, so Geschäftsführer Karsten Schaal. „Inzwischen haben wir unsere Mitarbeiterzahl in den Standorten teilweise verdreifacht und liegen leider immer noch bei Wartezeiten von mehr als einer Woche.“ Wenn sich der Monat April ähnlich stark gestalte wie im März, werde food.de den Vorjahresumsatz bereits Anfang Mai erreicht haben, so Schaal.

Beim Lieferdienst Getnow ist im Kölner Gebiet sogar bis einschließlich 17. April kein Zeitfenster verfügbar. Durch den permanenten Ausbau von Kapazitäten gebe es zwischenzeitlich auch kurzfristig verfügbare Lieferslots, so Thorsten Eder von Getnow. Die deutlich gestiegene Nachfrage sei seit dem 26. Februar zu verzeichnen. „Im Vergleich zum Tag der Vorwoche ist die Anzahl der Besucher um 80 Prozent gestiegen.“ Eine Veränderung der Nachfrage sei noch nicht zu sehen. „Über unsere Standorte hinweg melden sich jeden Tag über tausend Neukunden für unseren Service an“, sagte Eder.

Aktion für Ärzte und Pflegepersonal

Getnow hat zudem eine Aktion für Ärzte und Pflegepersonal gestartet, für die eigene Lieferslots zur Verfügung gestellt werden und die Lieferkosten entfallen. Der Lieferdienst Picnic, der im Raum Düsseldorf und im Ruhrgebiet unterwegs ist, will dazu ab dieser Woche auch sonntags ausliefern. Den zusätzlichen Liefertag will das Unternehmen nutzen, um vor allem Ärzte und Pflegekräfte zu unterstützen. „Am 5. April startet Picnic mit einem Piloten in Viersen – wenn dies gut angenommen wird, wird das Sonntags-Angebot auf die anderen Standorte ausgeweitet“, so André Fertich, Sprecher für Picnic. Picnic-Neukunden landen derzeit hingegen auf einer Warteliste und können vorerst nicht bestellen.

Die Rewe-Group beabsichtigt keine Sonntags-Lieferungen. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten seit Wochen hart an der Belastungsgrenze und machen einen fantastischen Job. Sie brauchen in dieser Ausnahmensituation auch einen Tag ohne Einsatz“, so Krämer.

2019: Nur jeder vierte Deutsche kaufte Lebensmittel online

So beliebt das Online-Shoppen von Lebensmitteln derzeit ist, so zurückhaltend waren die Deutschen damit noch vor einem Jahr. Laut einer Alix-Partners-Studie hat bis 2019 nur jeder vierte Verbraucher Lebensmittel im Internet bestellt. 54 Prozent der Kunden geben als Grund Qualität und Frische der Waren beim Online-Einkauf an.

Doch das kann sich jetzt verändern. „Für den Online-Handel mit Lebensmitteln ist die aktuelle Lage eine große Chance, sich aus seiner Nische herauszubewegen. Nach der Krise wird der E-Commerce in diesem Bereich wohl eine größere Rolle spielen, weil viele Kunden jetzt merken, dass die Angebote attraktiv sind,“ sagte der Handelsexperte Peter Heckmann von Alix-Partners. Dazu müssten allerdings die Lieferzeiten verkürzt werden.

Auch online sind begehrte Produkte ausverkauft

Ein Geheimtipp für Produkte, die im Supermarkt-Regal ausverkauft sind, sind die Online-Lieferdienste allerdings nicht. Auch hier sind je nach Lieferdienst zum Beispiel Mehl und Hefe nicht oder nur eingeschränkt bestellbar.

„Wir beziehen unsere Waren aus der Metro in Köln Godorf. Und wie auch in jedem Supermarkt, fehlen hier und da sehr gefragte Warengruppen. Es wird aber immer besser, was auch klar ist, da die meisten Deutschen ja nun Toilettenpapier bis zum nächsten Sommer im Keller gebunkert haben müssten“, so bring24.com-Geschäftsführer Reitsma. Auch Eder bemerkt bereits eine Veränderung der Warenkörbe bei Getnow. „Waren in den ersten Tagen durchaus 'Hamsterkäufe' zu erkennen, geht es jetzt um relativ normale Bestellungen, die dem normalen täglichen Bedarf entsprechen.“

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