Leverkusener ChemiekonzernCovestro verliert 60 Millionen Euro durch Coronavirus

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Eine schwächere Nachfrage der wichtigen Autobranche und harter Wettbewerb setzen dem Kunststoffspezialisten Covestro weiterhin zu.

Köln – Der Leverkusener Chemiekonzern Covestro hat wegen Produktionsausfällen im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Coronavirus in China bereits rund 60 Millionen Euro verloren. Bei der Vorlage des Geschäftsberichts sagte Covestro-Vorstandschef Markus Steilemann am Mittwoch, aufgrund von Quarantänemaßnahmen und Krankheitsausfällen sei es zu einem „deutlich reduzierten Output“ an den chinesischen Produktionsstandorten gekommen.

Handwerker und Dienstleister in Quarantäne

Rund um die Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahr hätten Millionen von Menschen die Städte an den Produktionsstandorten verlassen, darunter auch Handwerker, Fahrer und andere Dienstleister, die Covestro für die Produktion und Logistik benötigt, berichtete Covestros Produktionsvorstand Klaus Schäfer. Weil viele von ihnen anschließend wegen des Coronavirus in Quarantäne gewesen oder aus Vorsichtsmaßnahmen zurück in die Städte gefahren seien, hätten die Anlagen zurückgefahren werden müssen.

Es habe beispielsweise einen Engpass an Fässern für die Abfüllung der chemischen Produkte gegen, sagte Schäfer: „Auch heute laufen die Anlagen nur in reduziertem Ausmaß, aber die Lieferketten laufen wieder an. Wir sehen Licht am Ende des Tunnels.“

Über die bereits einkalkulierten 60 Millionen Euro Verlust „hinausgehende Effekte aus diesem Sachverhalt sind zum jetzigen Zeitpunkt für uns nicht absehbar“, heißt es in Covestros Geschäftsbericht.

2020 weiterer Gewinnrückgang

Unterdessen rechnet der Kunststoffkonzern wegen eines harten Wettbewerbs und der trägen Autokonjunktur mit einem weiteren Gewinnrückgang. „Auch 2020 wird für uns herausfordernd bleiben”, sagte Konzernchef Steilemann in Düsseldorf. Jetzt soll noch mehr gespart werden.

Während die Geschäfte mit der Elektro-, der Bau- und der Möbelindustrie 2019 gut liefen, bekamen die Leverkusener die Flaute der Autobranche, die rund ein Fünftel des Konzernumsatzes ausmacht, voll zu spüren. Noch deutlicher wirkten sich allerdings deutlich gestiegene Produktionskapazitäten der Konkurrenz aus – ganz anders als in den Vorjahren, als die Preise etwa für die Schaumstoffvorprodukte MDI und TDI wegen eines begrenzten Angebots recht hoch waren. 2019 standen die Preise deutlich unter Druck.

Das bekam die Polyurethan-Sparte voll zu spüren: Ihr operatives Ergebnis brach um mehr als 60 Prozent ein. Im Geschäft mit harten Kunststoffen der Sparte Polycarbonate sah es nicht viel besser aus.

Umsatz fällt um 15 Prozent

Insgesamt fiel der Konzernumsatz 2019 um rund 15 Prozent auf 12,4 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) knickte um die Hälfte auf 1,6 Milliarden Euro ein. Unter dem Strich verdiente Covestro mit 552 Millionen Euro fast 70 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Dividende soll mit 2,40 Euro je Aktie dennoch stabil bleiben.

Bei den Prognosen setzt das Management auf eine leichte Erholung der Autoindustrie. Allerdings verdeutlicht die Größe der Gewinnspanne auch die Unsicherheiten. Vor diesem Hintergrund soll nun noch mehr gespart werden. Zusätzlich zu dem im Oktober 2018 gestarteten Programm sollen im laufenden Jahr die Kosten um rund 200 Millionen Euro gedrückt werden. „Im aktuellen Marktumfeld werden wir nur dann erfolgreich sein, wenn wir (...) Projekte priorisieren und Investitionen hinterfragen, um uns die notwendige finanzielle Flexibilität zu bewahren”, sagte Finanzchef Thomas Toepfer. Erst im Januar hatte Covestro eine Pause bei einem 1,5 Milliarden Euro teuren Bau einer Großanlage zur Produktion des Schaumstoff-Vorproduktes MDI am US-Standort Baytown angekündigt.

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