Milliardenmarkt CannabisWas Kölner Hanf-Start-ups zur Legalisierung sagen

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Cannabis-Anbau

Das Cannabis wurde illegal angebaut. (Symbolbild)

Köln – Es ist ein historischer Schritt in der deutschen Drogenpolitik: SPD, Grüne und FDP geben Cannabis für den Genuss frei. Mit dem neuen legalen Geschäft wird ein Milliardenmarkt entstehen, der auch dem Staat üppige Einnahmen beschert. 

Kölner Unternehmen früh am Markt

Die beiden Kölner Anbieter von Cannabis zu medizinischen Zwecken, Cannamedical und Cannaflos, begrüßen die Entscheidung, doch nur Cannamedical will in das neue Geschäft einsteigen. „Wir werden auf jeden Fall partizipieren“, sagt David Henn, Gründer und Geschäftsführer jüngst dieser Zeitung. „Schließlich ist da ein unglaubliches Potenzial im Markt, das da auf uns zurollt.“

Das Unternehmen wünscht sich aber erstmal mehr Klarheit. „Sobald uns die Ampel-Pläne vorliegen, werden wir unsere Konzepte konkretisieren – aber noch stehen Politik und damit auch wir vor etlichen Herausforderungen. “ Im Moment sei man aber dem medizinischen Cannabismarkt verpflichtet. Ähnlich sieht das Maximilian Schmitt, Mitgründer und Geschäftsführer von Cannaflos: „Wir werden weiterhin ausschließlich medizinisches Cannabis für Patienten zugänglich machen“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Freigabe seit 2017

Seit 2017, als Cannabis für medizinische Zwecke wie Schmerzlinderung bei Schwerkranken erlaubt wurde, hat der Stoff in Deutschland einen Boom erlebt. Gerade bei jungen Menschen ist die Droge beliebt: Nach Daten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben bundesweit gut 10 Prozent der 12- bis 17-Jährigen Cannabis schon einmal konsumiert, bei den 18- bis 25-Jährigen war es fast die Hälfte (46,4 Prozent).

Kontrollierte Abgabe

Laut Koalitionsvertrag wollen die Ampel-Parteien eine „kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften“ einführen. Dadurch würde „die Qualität kontrolliert, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet“, heißt es. Bei dem Schritt halten sich die Parteien aber auch eine Hintertür offen: Das geplante Gesetz solle nach vier Jahren auf „gesellschaftliche Auswirkungen“ überprüft werden.

Die Legalisierung könnte die Droge nicht nur aus dem Schwarzmarkt holen, sondern dem Staat auch hohe Einnahmen beschweren, meint der Deutsche Hanfverband. Allein durch eine Cannabissteuer würden dem Staat demnach jährlich 1,8 Milliarden Euro zufließen.

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Konservative Politiker lehnen die Legalisierung von Cannabis, das der Hirnleistung schaden kann, ab. Die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig (CSU) warnt vor einem Dammbruch für die Drogen- und Suchtpolitik. Das Signal, Cannabis sei gesellschaftsfähig, sei gefährlich. Schätzungsweise fast jeder zehnte Cannabiskonsument werde abhängig, heißt es im Jahresbericht der Drogenbeauftragten. 

Kritik äußert auch die Deutsche Polizeigewerkschaft. „Durch die Gewinne, die der Handel und der Staat erzielen wollen, wird Cannabis erheblich teurer“, sagte der Bundesvorsitzende Rainer Wendt. „Der illegale Handel mit billigeren Produkten wird aufblühen, denn in Apotheken können dann nur Wohlhabende ihren Bedarf decken, Kinder, Jugendliche und Geringverdiener werden weiter zum Dealer um die Ecke laufen.“ (mit dpa) 

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