Mit Geld von Just-Spices-GründernKölner Nussmus schafft Sprung in 120 Supermärkte

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Naughty Nuts Blueberry Bash

Das Mandelmus Blueberry Bash ist aktuell die erfolgreichste Sorte von Naughty Nuts.

Köln – Mit seinem Online-Shop hat der junge Kölner Lebensmittelhersteller Naughty Nuts bereits erste Verkaufserfolge gefeiert. Jetzt wollen die Gründer Benjamin Porten und Lorenz Greiner mit Nussmuss aus Erdnüssen und Mandeln auch im Supermarkt punkten. Zum Start gibt es die Kölner Produkte in 120 Filialen. Unterstützung beim Wachstum erhält Naughty Nuts unterdessen aus den Reihen eines der angesagtesten Food-Start-ups Deutschlands.

Die „Erdnussbutterkrise“ habe den Anstoß zur Gründung von Naughty Nuts gegeben, sagt Benjamin Porten im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: 2019 ist das beliebte Produkt in vielen deutschen Supermärkten kaum zu bekommen, auch weil EU-Einfuhrzölle auf US-Erdnüsse zu einem Importeinbruch geführt haben.

Ziel: Eine neue Lieblingsmarke

Porten, 29, und Greiner, 25, kennen sich noch aus dem BWL-Studium an der Kölner Uni und dem Studierenden-Gründerkreis Entrepreneurs Club Cologne. Der eine ist vor zwei Jahren noch Unternehmensberater, der andere bereits im Geschäft mit Lebensmitteln tätig: Lorenz Greiner arbeitet für Swarm Protein, eine Kölner Lebensmittel-Firma, die Proteinriegel aus Insekten herstellt – und kürzlich den Betrieb eingestellt hat.

Naughty Nuts Gründer

Die Gründer von Naughty Nuts (v.l.): Benjamin Porten und Lorenz Greiner

Sie hätten damals die Chance gesehen, mit einer neuen, coolen Marke – Porten sagt dazu „Love Brand“ – im Nussmus-Markt Erfolge zu feiern. Eine Lifestyle- und mögliche Lieblingsmarke also, wie True Fruits für Smoothies oder Just Spices für Gewürzmischungen. Auch mit Hilfe der Feinwaage von Rebecca Göckel, erfolgreiche Gründerin des Kölner Veganeis-Start-ups Nomoo, hätten sie dann im Sommer 2020 in der Wohnungsküche erste Sorten entwickelt.

Weil Reisen zwischenzeitlich wieder möglich waren, konnte auch die Produzentensuche beginnen: „Wir haben in Holland, Italien und Deutschland mit Produzenten gesprochen“, sagt Porten. „Viele waren gar nicht in der Lage, unser Nussmus zu produzieren, wie wir das wollten. Ohne Schnickschnack, ohne Palmöl, kein Zucker, kein Molkepulver“, zählt er auf. Fündig werden die Kölner schließlich in Italien.

100 Influencer unterstützten Naughty Nuts

Die ersten Nussmus-Gläser werden Ende 2020 produziert und im Januar über den eigenen Online-Shop verkauft. Einen Platz im Supermarkt-Regal hat Naughty Nuts damals noch nicht, aber die Strategie, Probierpakete an reichweitenstarke Influencerinnen zu schicken, geht voll auf. „Über 100 von ihnen haben uns unterstützt“, so Porten: Die fünf Sorten aus Erdnüssen und Mandeln werden auf Instagram in Bildern und Videos in Müslis gemischt, auf Brote gestrichen, pur gelöffelt, als Backzutat verwendet oder auf Pfannkuchen verteilt.

Vor allem um die Sorte Blueberry Bash – eine Mischung aus Mandeln, Kokos und getrockneten Blaubeeren – entsteht ein kleiner Hype, schnell ist sie online ausverkauft. Und das, obwohl sie mit einem Glaspreis von 8,49 Euro die teuerste Sorte ist. Das pure Erdnussmus kostet 4,99 Euro pro Glas, auch das ist mehr als viele Konkurrenzprodukte kosten.

„Innerhalb von zwei, drei Tagen hatten wir einen fünfstelligen Umsatz“, berichtet Porten. Die Kölner Gründer haben damit Argumente gesammelt, um Investoren von sich zu überzeugen. Das gelingt: Döhler Ventures, ein Risikokapitalgeber mit Fokus auf Lebensmittel-Marken, steigt mit einem mittleren sechsstelligen Euro-Betrag ein.

Knowhow ist wichtiger als das Geld

Schon zuvor, im Herbst 2020, sind als erste Investoren und Mentoren, als Business Angels also, Ole Strohschnieder, Bela Seebach und Philip Kahnis mit einer niedrigen sechsstelligen an Bord gekommen. Die ersten beiden haben die Supermarkt-Erfolgsstory Just Spices mitgegründet, Kahnis wiederum den Müsliriegel-Hersteller Hafervoll. „Geld ist eine wichtige Komponente“, sagt Porten, „aber ohne das Knowhow unserer Business Angels wären wir jetzt noch nicht im Einzelhandel.“

Seit der ersten Maiwoche gibt es Naughty Nuts im Supermarkt, die rheinische Heimat mit Märkten im Raum Köln, Bonn, Aachen und Düsseldorf steht dabei im Fokus, eine niedrige zweistellige Zahl von Märkten in Bayern ist ebenfalls dabei. Rewe ist aktuell der größte Handelspartner, auch Edeka und die Bio-Märkte von Denn’s sind an Bord.

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Porten sagt, Naughty Nuts wolle sich nun von Region zu Region hangeln und 2021 für starkes Wachstum nutzen. Berlin und Hamburg stehen schon auf dem Plan. Neun Angestellte haben Porten und Greiner, vor allem Werkstudentinnen und Praktikanten, seit Anfang Mai aber auch eine Festangestellte. Bis Ende des Jahres habe Naughty Nuts nun ein großes Ziel, sagt Porten: „Wir wollen die Zahl unserer Sorten mehr als verdoppeln.“

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