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Neue Zahlen für NRWKonjunktureller Einbruch bleibt aus

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Das Thyssenkrupp-Stahlwerk Schwelgern

Düsseldorf/Köln – Bundesweit kühlt sich die Konjunktur deutlich ab. Viele Wirtschaftswissenschaftler sprechen schon von einer nahenden Rezession. Doch neueste Zahlen belegen: Entgegen deutlich größerer Rückstände in der Vergangenheit wird NRW demnach in diesem Jahr mit einem Plus von 0,3 Prozent nur minimal hinter dem bundesweiten Wirtschaftswachstum von voraussichtlich 0,4 Prozent hinterherhinken. Das geht aus dem aktuellen Konjunkturbericht des Forschungsinstituts RWI für das NRW-Wirtschaftsministerium hervor, den Minister Andreas Pinkwart (FDP) am Montag in Düsseldorf vorgestellt hat.

„Die Wachstumslücke gegenüber dem Bund ist nahezu geschlossen“, sagte der FDP-Minister, der auch Ökonomie-Professor ist. „Der befürchtete konjunkturelle Einbruch ist ausgeblieben.“ Vor allem Konsum und Bauwirtschaft hätten für positive Akzente gesorgt. Selbst die bundesweit schwache Industriekonjunktur habe NRW mit einem Rückgang von 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr weniger stark getroffen (Bund: minus 4,1 Prozent).

Produktionsnahe Dienstleistungen betroffen

Allerdings ziehe die schwächelnde Industrieproduktion zunehmend auch produktionsnahe Dienstleistungen in Mitleidenschaft, stellte Pinkwart fest. Dies sei eine ernste Entwicklung, denn die Industrie stelle in NRW etwa 20 Prozent aller Arbeitsplätze und weitere 20 Prozent bei produktionsnahen Dienstleistungen.

Die Umfrage von IHK NRW und dem RWI ergab allerdings einen Stimmungsumschwung. „Noch läuft der Motor“, sagte Roland Döhrn, Professor und Konjunkturexperte des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung. Zum Herbst liefen die Geschäfte bei 38 Prozent der befragten Unternehmen gut, jedes zweite Unternehmen berichtet von befriedigender Lage, nur zwölf Prozent der befragten NRW-Unternehmen bewerten die aktuelle Geschäftslage als schlecht.

Mit Blick auf die kommenden Monate sind die Unternehmen zunehmend skeptisch. „23 Prozent erwarten schlechtere, immerhin noch 18 Prozent bessere Geschäfte“, sagte Döhrn.

Wind ist rauer geworden

„Die konjunkturelle Entwicklung hat sich auch in Nordrhein-Westfalen gedreht. Vor allem im internationalen Geschäft ist der Wind deutlich rauer geworden“, sagte Thomas Meyer, Präsident der IHK NRW und selbst Unternehmer aus dem bergischen Remscheid. Noch liefen die Geschäfte bei vielen Unternehmen weitgehend stabil, doch „in Zeiten einer nachlassenden Konjunktur brauchen die Unternehmen jetzt neue Spielräume für Innovationen und Investitionen – nicht zuletzt, weil die Unternehmen neben dem konjunkturellen Druck vor wachsenden Aufgaben aus dem technologischen Wandel, der Digitalisierung und der Energiewende stehen“, so Meyer. Er forderte verlässliche Betreuungsangebote, damit mehr Frauen arbeiten könnten.

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„Der Fachkräftemangel ist eines der größten Risiken“, warnte er. Im kommenden Jahr werde sich die Lücke allein in NRW auf 365 000 fehlende Kräfte summieren , bis 2030 voraussichtlich auf 740 000. Die Wirtschaft benötige dringend mehr Praktiker mit dualer Ausbildung statt der zunehmenden Zahl an Akademikern, betonte Meyer. Als größtes Risiko sehen die Unternehmen genau wir ihr Präsident trotz weniger erwarteten Aufträgen den Fachkräftemangel. „Trotz der konjunkturellen Abkühlung steht die Sicherung des Fachkräftebedarfs für viele Unternehmen an erster Stelle. Jedes zweite Unternehmen sieht hier das größte Risiko für die eigene Entwicklung“, so Wissenschaftler Döhrn. Die Studiendaten stammen aus Konjunkturumfragen in den Bezirken der 16 IHKs in NRW zu Jahresbeginn, im Frühsommer und im Herbst. Daran beteiligten sich mehr als 6000 Firmen.

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