Neuer Ärger für Bayer-KonzernFranzösische Justiz ermittelt gegen Monsanto

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Auf der Hauptversammlung vor wenigen Wochen sah sich Bayer-Chef Werner Baumann heftiger Kritik ausgesetzt.

Paris – Dem Bayer-Konzern droht erneut juristischer Ärger wegen Monsanto: Die Pariser Staatsanwaltschaft hat am Freitag ein Ermittlungsverfahren gegen den von Bayer einverleibten Saatgut- und Pestizidhersteller eingeleitet, weil dieser eine geheime Liste mit Kritikern in Frankreich geführt haben soll.

Laut einem Bericht des Senders France 2 wollte Monsanto kritische Politiker, Wissenschaftler und Journalisten „erziehen“, besonders hartnäckige Gegner sogar „überwachen“. Bayer betonte, keine Kenntnis davon gehabt zu haben.

Klage von „Le Monde“

Gegen Monsanto sei ein Ermittlungsverfahren wegen illegaler Erfassung privater Daten eingeleitet worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Paris mit. Sie reagierte damit auf eine Klage der Zeitung „Le Monde“ und eines Journalisten, dessen Name auf der Liste stand. PR-Agenturen sollen die Liste im Auftrag des US-Konzerns geführt haben.

Darin waren laut dem Bericht von France 2 zuletzt rund 200 Namen aufgeführt - mit Noten von 0 bis 5, je nach Einfluss und Grad der Unterstützung für Monsanto. Die Politiker, Wissenschaftler oder Journalisten wurden mit Privatadresse, Telefonnummer und sogar ihren Hobbys gelistet. Auch die damalige französische Umweltministerin Ségolène Royal stand auf der Liste - als „null beeinflussbar“, wegen ihrer ablehnenden Haltung zu dem umstrittenen Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Die Sozialistin nannte es „pervers“, Menschen derartig einzustufen. Sie forderte Schritte, „um das System von schädlichem Lobbying zu säubern“.

Bayer betont Bedeutung des Datenschutzes

Auch vier Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP waren auf der Liste verzeichnet, die zur Hälfte Journalisten umfasst. Neben „Le Monde“ kündigten auch der öffentliche Sender Radio France juristische Schritte wegen Datenmissbrauchs an, andere Medien wollen die Datenschutzbehörde CNIL anrufen.

Die Organisationen Foodwatch und Générations Futures, die gegen Pestizide in Lebensmitteln vorgehen, bereiten nach eigenen Angaben ebenfalls Klagen vor. Der Bayer-Konzern erklärte auf AFP-Anfrage, er habe „keine Kenntnis“ von den Vorgängen bei seiner heutigen Tochter gehabt. Das Leverkusener Unternehmen betonte zudem die große Bedeutung des Datenschutzes.

Seit der abgeschlossenen Übernahme im vergangenen Jahr wird der Name Monsanto offiziell nicht mehr geführt. Er ist jedoch weiter in aller Munde: Bayer steht massiv unter Druck. Die Aktionäre des Dax-Konzerns hatten Vorstandschef Werner Baumann Ende April die Entlastung verweigert. Zuvor war der Aktienkurs eingebrochen, weil in den USA, der Heimat von Monsanto, tausende Krebskranke wegen des Unkrautvernichters Glyphosat klagen. (AFP/jad)

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