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Neukunden trotz PandemieWie eine Kölner Eventagentur ihr Geschäft digitalisierte

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im Studio Aktuell (003)

Ein von HUT organisierter digitaler Kongress

Köln – Horst Bauer ist viel herumgekommen in seinem beruflichen Leben. Einst arbeitete sich der Österreicher in der Gastronomie hoch, „vom Tischabräumer zum Hotelmanager“. Erst eine Koch- und Kellnerlehre, dann Jobs in Südafrika und dem Nahen Osten, Stationen in Saudi Arabien und Kuwait, schließlich Hotelmanager auf einem Kreuzfahrtschiff.

Vor 13 Jahren gründete Bauer schließlich in Köln die Hotelreservierungs- und Tagungsmanagement GmbH, kurz „HUT“. Die Veranstaltungsagentur ist ein Volldienstleister, sie kümmert sich um alles von der Buchung der Räumlichkeiten über die Technik bis hin zum Branding der Projekte. Mittlerweile hat Bauer acht Mitarbeiter, bis 2019 planten sie Veranstaltungen weltweit. Dann kam die Pandemie.

Mehr Arbeit als zuvor

Bauer kann nicht bestätigen, was man sonst häufig hört: dass von einem Tag auf dem anderen plötzlich nichts mehr zu tun war. Ganz im Gegenteil. „Viele Veranstaltungen waren ja bereits gebucht und organisiert. Anfangs hatten wir viel mehr Arbeit und Stress als vorher“, sagt er. In den ersten zwei Pandemie-Monaten ist die Agentur vor allem damit beschäftigt, die bestehenden Verträge ihrer Kunden aufzulösen – zu eruieren, welche rechtlichen Regelungen eigentlich in einer derart unbekannten Situation greifen. „Das wichtigste war, finanziellen Schaden von unseren Kunden abzuwenden und Einigungen zu erzielen.“

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Aber was macht eine Eventagentur dann? Über Monate kommen keine neuen Aufträge rein, die finanzielle Situation spitzt sich zu. Die Veranstaltungswirtschaft gehört bis heute zu den am härtesten von der Pandemie betroffenen Branchen. Sie war eine der ersten, die zum Stillstand kam – und wird wohl eine der letzten sein, die wieder normal arbeiten kann. Konkrete Verluste zu beziffern ist schwer, weil so viele unterschiedliche Berufsbilder betroffen sind. Sicher ist, dass die Schäden in die Milliarden gehen.

In Infrastruktur investiert

Bauers Mitarbeiter gehen ab dem ersten Mai 2020 zu 50 Prozent in Kurzarbeit. Und obwohl keine Veranstaltungen stattfinden, keine neuen Einnahmen hereinkommen, entscheidet der Geschäftsführer sich, Geld in die Hand zu nehmen – und damit den Grundstein für die Arbeit der kommenden Monate zu legen. „Wir haben viel in Infrastruktur und Software investiert“, sagt er. Das Unternehmen entwickelt Konzepte für hybride Veranstaltungen: mit einer eigens geschriebenen Software für die Kontaktnachverfolgung; mit Sitzordnungen, coronakonformen Speisekonzepten und einer Temperaturmessung am Eingang.

Im August ist HUT nach eigenen Angaben die erste Agentur, die auf dem Kölner Messegelände eine hybride Veranstaltung durchführt. Im November, als die zweite Welle heranrollt, stellt sie auf rein digitale Formate um. Das Unternehmen betreut jetzt auch Streams, stellt die Regie. Plötzlich gewinnt es durch seine Neuausrichtung in der Krise sogar Neukunden. „Das haben wir unserem Mut zu verdanken, in diesen Zeiten zu investieren“, sagt Bauer. „Das wird sich langfristig auszahlen.“

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Denn in der Branche setzen viele darauf, dass hybride Veranstaltungen die Zukunft sind. Auch die Kölner Messe plant, künftig auf Mischformen aus Präsenz- und virtuellen Formaten zu setzen. Die Computerspielmesse Gamescom, beispielsweise, fand 2020 vollständig digital statt – soll aber auch nach der Pandemie virtuelle Elemente beibehalten. „Wir befinden uns in einer ständigen Transformation, die man derzeit noch nicht vorhersehen kann“, sagt Bauer. „Aber nach der Pandemie werden sich auf jeden Fall neue, hybride Konzepte etablieren.“

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