NRW-Unternehmen in der KriseWer welche Rettungshilfen beantragen darf

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Hilfspakete für die deutsche Wirtschaft: Die Nachfrage für Soforthilfen ist hoch.

Hilfspakete für die deutsche Wirtschaft: Die Nachfrage für Soforthilfen ist hoch.

  • Die Versprechen waren groß in der vergangenen Woche: Bund und Länder haben Milliardenhilfen in der Corona-Krise beschlossen.
  • Bis Montag wurden bereits mehr als 250.000 Anträge im NRW-Wirtschaftsministerium eingereicht. Wie läuft das Hilfsprogramm in NRW?
  • Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Köln – Der Bund und die Länder haben Milliardenhilfen beschlossen, um Unternehmen in der Corona-Krise zu unterstützen. In NRW hat das Hilfsprogramm am vergangenen Freitag begonnen.

Mehr als 250.000 Anträge von Kleinunternehmern, Freiberuflern und Solo-Selbstständigen wurden bis Montag gestellt, 195.500 davon sind bereits bewilligt, hieß es aus dem NRW-Wirtschaftsministerium auf Anfrage.

Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Wird so schnell und unbürokratisch geholfen wie versprochen?

Bislang sind die Rückmeldungen von Antragstellern überwiegend positiv. Die Server des NRW-Wirtschaftsministeriums hielten dem Ansturm stand, das Antragsformular war jederzeit aufruf- und absendbar. So stellte etwa Pirate-X, der Eventveranstalter, der unter anderem hinter dem renommierten Start-up-Festival Pirate Summit steht, den Antrag am Freitag. Am Samstagmorgen sei er bereits bewilligt worden, sagte Gründer Till Ohrmann. Die genehmigten 25.000 Euro seien wohl bis Mitte der Woche auf dem Konto des Unternehmens mit 15 Vollzeitkräften.

Auch der Antrag von Kerbholz wurde innerhalb eines Tages bewilligt. Bei dem Hersteller von Uhren, Schmuck und anderen Accessoires aus Holz gehe es um 25.000 Euro. „Das hilft, ist aber auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagte Gründer und Marketing-Chef Moritz Blees. Jenes Drittel des Umsatzes, das Kerbholz im stationären Handel macht, sei einfach weggebrochen. Das nun zur Auszahlung genehmigte Geld reiche nicht einmal für alle Gehaltszahlungen eines Monats. Kerbholz befindet sich daher auch mit Banken im Gespräch über Kredite aus den Rettungspaketen von Bund und Land. „Das dauert aber ungleich länger als bei der Soforthilfe“, sagte Blees.

Wo können die Hilfen für Kleinunternehmer beantragt werden?

Auf der Seite des NRW-Wirtschaftsministeriums. Hier finden sich auch umfassende Erläuterungen zum Erstellen des Antrags. Bearbeitet werden sie von den fünf Bezirksregierungen und einem Team von IT.NRW, „um den Betrieben möglichst schnell die Mittel elektronisch zu bewilligen“, so NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP).

Welche Zuschüsse können beantragt werden und wer ist berechtigt?

Betriebe mit bis zu fünf Angestellten können 9000 Euro beantragen, Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten 15.000 Euro. Mittelgroße Betriebe mit bis zu 50 Mitarbeitern haben Anspruch auf 25.000 Euro. Die Unternehmen müssen nachweisen, dass sie auf behördliche Anordnung bis auf weiteres geschlossen bleiben müssen, ihr Umsatz extrem rückläufig ist oder ihre vorhandenen Mittel nicht ausreichen, um die Kosten zu decken.

Welche Rettungsprogramme gibt es von Bund und Land neben der Soforthilfe?

Die Förderbank KfW stellt Hilfskredite in erheblichem Umfang zur Verfügung: Für Unternehmen, die älter als fünf Jahre sind, gibt es etwa den Unternehmerkredit in Höhe von bis zu einer Milliarde Euro. Der Höchstbetrag ist nach verschiedenen Kriterien begrenzt, beispielsweise auf 25 Prozent des Jahresumsatzes oder das doppelte der Lohnkosten des vergangenen Jahres.

Wir fragen Unternehmer

Die Versprechen der Politiker in Bund und Land klingen vollmundig und sollen Panik ersticken. Doch wie funktionieren die Hilfspakete in der Praxis?

Überwiegt Bürokratie? Bindet das Ausfüllen von Formularen Kapazitäten, die kein Unternehmen hat? Oder fließt das Geld dorthin, wo es soll, und das auch möglichst schnell? In einer losen Serie berichten wir in den kommenden Wochen über die Erfahrungen, die Firmen der Region vom Kleinstunternehmer bis zum börsennotierten Konzern mit Staatsgeld und Kurzarbeitergeld machen.

Der ERP-Gründerkredit kommt unterdessen für jüngere Firmen in Frage. Je nach Größe des Antragstellers übernimmt die KfW bei beiden Kreditarten bis zu 90 Prozent des Risikos, den Rest trägt die kreditgebende Bank.

Das Finanzamt kann Firmen außerdem Steuerzahlungen stunden, unter anderem bei der Einkommen- und Umsatzsteuer. Zudem kann die Vorauszahlung von Ertragsteuern angepasst und die Vollstreckung überfälliger Steuerschulden bis Ende des Jahres gestreckt werden.

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Die NRW-Bank hat die Risikoübernahme für ihren Universalkredit ebenfalls auf 80 Prozent erweitert. Einen Mindest- oder Höchstbetrag gibt es hierbei nicht. Antragsberechtigt sind Existenzgründer und mittelständische Unternehmen, deren Jahresumsatz nicht mehr als 500 Millionen Euro beträgt.

Übrigens können die Förderkredite der KfW und der NRW-Bank mit den Zuschüssen im Rahmen der Soforthilfe kombiniert werden.

Wo können sich Unternehmen beraten lassen?

Hilfestellungen bieten sowohl die IHK Köln als auch die Handwerkskammer an. „Besonders am Freitag war der Andrang bei der Hotline und auf der Webseite hoch“, heißt es von der IHK. Knapp 3000 Anrufe gab es an der Hotline am Wochenende, rund 11000 Aufrufe der Internetseite. „Es ist großartig, dass das Land diese Hilfen, wie versprochen, schnell und unbürokratisch zur Verfügung gestellt hat“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt. Die Hotline unter 0221/1640-4444 laufe selbstverständlich weiter.

Die Kölner Handwerkskammer hat am Wochenende eigenen Angaben zufolge 600 Gespräche geführt. Die Hotline ist weiterhin täglich von 8 bis 16.30 Uhr unter 0221/2022-346 erreichbar. Die Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung und dem Wirtschaftsministerium laufe sehr gut, so Hauptgeschäftsführer Garrelt Duin.

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