RegierungsauftragDigitaler Impfnachweis aus Köln soll in drei Monaten starten

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ubird-Beispiel-Test

So ähnlich könnte die digitale Impfnachweis-App aussehen.

Köln – Das Kölner Digitalunternehmen Ubirch hat gemeinsam mit dem Software-Riesen IBM von der Bundesregierung den Zuschlag für die Entwicklung eines digitalen Impfnachweises erhalten. Das System soll „so schnell wie möglich“ entwickelt und bundesweit zum Einsatz kommen, sagte Ubirch-Chef Stephan Noller dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

In einem Wettbewerb mit sechs weiteren Unternehmen machte IBM das Rennen. 51 Prozent der Auftrags wurden laut Ausschreibungsunterlagen an Subunternehmer weitergegeben. Wie Noller dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärte, handle es sich dabei um sein Kölner Unternehmen und ein Konsortium, zu dem unter anderem die kommunale Technologie-Genossenschaft Govdigital, der IT-Dienstleister Bechtle und die Bundesdruckerei gehören. Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ hatte über die Vergabe zuerst berichtet.

Nachweis über QR-Code

Der Impfnachweis soll über QR-Codes erfolgen, die mit Smartphones oder anderen Lesegeräten gescannt werden können. Bei der Impfung erstellt das Impfzentrum oder der Hausarzt den Impfnachweis in Form eines anonymen Fingerabdrucks, der von Ubirch kryptografisch in einer Blockchain gespeichert wird. Diese Technologie gilt unter IT-Experten als fälschungssicher. Die personenbezogenen Daten der geimpften Person werden dabei nicht gespeichert, sondern nur der Hinweis hinterlegt, dass sie tatsächlich geimpft wurde.

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Den QR-Code erhalten Geimpfte entweder auf einem schriftlichen Dokument wie einem Papier oder einer Plastikkarte, in einer App oder per Mail. Der Impf-Nachweis kann mit Hilfe einer Prüf-App anschließend von Grenzbeamten oder zum Beispiel bei einer Einlasskontrolle zu einer Veranstaltung über den QR-Code abgefragt werden. Bei der Abfrage wird lediglich angezeigt, ob die kontrolliert Person geimpft wurde.

Impfnachweis-Ubirch (1)

Der oberbayerische Kreis Altötting und der Zollernalbkreis in Baden-Württemberg nutzen den Ubirch-Impfnachweis bereits erfolgreich. „Wir haben schon bewiesen, dass unsere Lösung funktioniert“, sagte Noller.

Kooperation mit IBM ein „perfekter Match“

Die Kooperation mit IBM bezeichnete Noller als „perfekten Match“: „Sie decken technologisch Flanken ab, die wir nicht können“, so der Ubirch-Chef. Dazu zähle zum Beispiel die Anbindung des Systems an Impfzentren und Arztpraxen. Außerdem soll IBM auch die Apps für den Impfnachweis programmieren.

Das Bundesgesundheitsministerium will das System laut Ausschreibung nun innerhalb von zwölf Wochen bundesweit in Betrieb bringen. Die Ursachen für die Dauer der Umsetzung sei „die Komplexität der Lösung, die notwendigen datenschutzrechtlichen und sicherheitstechnischen Prüfungen sowie die Anbindung von circa 55 000 Praxen und von circa 410 Impfzentren.

Den bekannten gelben Impfpass soll der digitale Nachweis demnach nicht ersetzen, sondern ergänzen. Wörtlich heißt es in dem Dokument: „Statt nur im gelben Impfpass Impfzeitpunkt, Impfstoff und Namen vorweisen zu können, sollen Nutzerinnen und Nutzer diese Informationen künftig auch personalisiert bequem auf ihren Smartphones digital speichern können.“ Auch der Umfang des Auftrags wird genau beschrieben. So umfasse der Impfnachweis „eine Impfnachweis-App, eine Prüf-App und ein Backendsystem für die Integration in Arztpraxen und Impfzentren.“

Volumen von 2,7 Millionen Euro

Der Auftrag hat ein Gesamtvolumen von 2,7 Millionen Euro. Dass Ubirch nun den digitalen Impfnachweis mitentwickelt, bedeute ihm und dem Ubirch-Team „eine Menge“, sagte Stephan Noller. „Wir haben seit Beginn der Pandemie versucht, unseren Beitrag zur Bekämpfung zu leisten.“ Bereits im April 2020 hatte Ubirch digitale, fälschungssichere Testzertifikate entwickelt. Inzwischen kommen sie zum Beispiel am Flughafen Köln/Bonn zum Einsatz.

Als klar war, dass es einen Impfstoff gegen das Coronavirus geben werde, habe Ubirch sich entschlossen, ein System für den digitalen Impfnachweis zu entwickeln. Die Arbeit daran habe vor Weihnachten bereits begonnen, so Noller. „Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand versucht, einen Impfnachweis zu fälschen versucht, ist hoch“, sagte der Kölner. „Ein Impfnachweis ist viel wert, weil er viele Vorteile mit sich bringen kann.“

Nun wächst das Kölner Unternehmen: Aus 30 Angestellten sollen auch dank des Großprojekts gegen Corona schnell mehr werden.

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