Rekordlevel erreichtSo teuer wohnen Studenten mittlerweile in Köln

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Viele Studenten verzweifeln auf der Suche nach einer Wohnung. Foto: dpa

  • In allen deutschen Universitätsstädten sind die Mieten für Studenten auf Rekordlevel.
  • Doch in Köln ist der Druck in den vergangenen Jahren besonders groß geworden, wie eine neue Studie jetzt offenbart.
  • Für viele Studenten hat das dramatische Auswirkungen auf ihre Wohnsituation – zumal das Ausweichen auf Nachbarstädte auch keine Option mehr ist.

Köln – Die Vorlesungen an den Hochschulen beginnen in Kürze wieder, doch für viele Studenten im Rheinland dürfte der Ärger über hohe Mietpreise die Vorfreude auf das Wintersemester trüben.

Denn Studenten wohnen hier so teuer wie in kaum einer anderen Region Deutschlands. Besonders stark sind in den vergangenen Jahren die Mietpreise in Köln gestiegen, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Finanzinstituts MLP hervorgeht. Für eine 30 Quadratmeter große Wohnung im näheren Umkreis einer Hochschule bezahlen Studenten in Köln in diesem Jahr eine Monatskaltmiete von durchschnittlich 459 Euro – eine Steigerung von rund einem Drittel gegenüber 2010, als der Wert noch bei 353 Euro lag.

„Köln hinkt beim Wohnungsbau besonders stark hinterher“, sagt Michael Voigtländer, Immobilien-Experte des IW. Gemessen am jährlichen Bedarf seien in Köln zwischen 2016 und 2018 nur 46 Prozent der Wohnungen fertiggestellt worden – weit weniger als im Durchschnitt deutscher Großstädte, zitiert Voigtländer eine im Sommer veröffentlichte IW-Studie. „Der Druck auf den Wohnungsmarkt ist in Köln daher sehr groß“, sagt Voigtländer, „besonders, weil auch im Umland, etwa in Leverkusen und im Rhein-Sieg-Kreis, zu wenig gebaut wird.“

Studierendenwerk sieht Land in der Verantwortung

Im Gegensatz zur Zahl der Wohnungen ist die der Studenten in Köln im gleichen Zeitraum stark gestiegen. Mittlerweile studieren fast 30.000 mehr junge Männer und Frauen an den Hochschulen als 2010. Diese Entwicklung gleicht der in fast allen Studentenstädten Westdeutschlands. So sind die Wohnungen im Rheinland, Bonn (424 Euro/2010: 345) und Düsseldorf (404/319), nur geringfügig günstiger als in Köln.

Auch in Münster (392/312) Aachen (362/295) und Bochum (287/244) sind die Mieten der Studie zufolge teils erheblich gestiegen. Die bundesweit teuerste Stadt für Studenten ist mit Abstand München (717/473) vor Stuttgart (542/368) und Frankfurt (505/381). Dann folgen Köln und – etwa auf gleichem Niveau – Tübingen, Darmstadt, Konstanz und Freiburg. In allen 30 untersuchten deutschen Universitätsstädten liegen die Mieten auf Rekordniveau – im Schnitt 4,6 Prozent über dem Vorjahr.

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Für Studentenvertreter, die seit Jahren wegen der Wohnungsnot Alarm schlagen, sind die Zahlen eine Bestätigung . „In Köln herrscht extreme Knappheit von Wohnraum, die sich in hohen Preisen und langen Wartezeiten niederschlägt“, sagt Klaus Wilsberg vom Kölner Studierendenwerk, das in der Regel kleinere, öffentlich bezuschusste Wohnungen anbietet.

Wilsberg sieht im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ insbesondere das Land in der Verantwortung, studentischen Wohnraum stärker zu finanzieren, was auch Wohnungen günstiger machen soll, die nicht über Studierendenwerke vermietet werden.

Kein Ende der Wohnungsnot in Köln in Sicht

Noch aber fehlen allein in Köln tausende Wohnungen für Studenten. „Wir bekommen jährlich ungefähr 10 000 Anfragen. Bei etwa 3000 Umzügen pro Jahr müssen wir immer noch 7000 Bewerbern eine Absage erteilen“, sagt Wilsberg.

Insgesamt stehen 5000 Wohnungen zur Verfügung, bis 2024 sollen es 6000 sein – immer noch viel zu wenig. „Planungen und Genehmigungsverfahren müssen beschleunigt werden“, fordert Wilsberg. Das betreffe auch einen „enormen Sanierungsstau“: Rund 87 Millionen Euro fehlten für die Modernisierung älterer Wohnheime, im Zuge derer auch mehr Wohnraum, etwa durch den Ausbau von Dachböden, entstehen könne.

Bis solche Vorhaben Wirkung zeitigen, haben die gestiegenen Preise für die Wohnsituation der Studenten oft ganz direkte Auswirkungen: Deutlich seltener können sie die Miete alleine stemmen. Während 2003 noch die eigene Wohnung am meisten verbreitet war, leben inzwischen aus Kostengründen mehr Studenten in einer WG (31 Prozent). Häufiger wohnen Hochschüler auch während des Studiums weiter bei ihren Eltern (25 Prozent).

Eine Entspannung der Wohnungsnot in Köln ist für den Experten des IW jedenfalls nicht in Sicht. „Dafür gibt es noch zu viel Nachholbedarf“, sagt Voigtländer. „Der Druck auf den Markt bleibt groß. Daher ist weiter mit steigenden Mieten zu rechnen.“

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