Schmutziger Streit ums Aldi-ErbeNicolay Albrecht schaltet in den Kampfmodus

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Aldi Nord

Aldi-Nord-Logo an Einkaufswagen für Kinder in einer Filialen in Herten

Düsseldorf/Köln – Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen Mitglieder der Aldi-Nord-Familie stehen vor dem Abschluss. Im August 2020 hatte der Sohn des verstorbenen Konzernerben Berthold Albrecht zwei seiner Schwestern und den Familienanwalt Andreas Urban wegen Untreue in Millionenhöhe angezeigt. Die Vorwürfe des Nicolay Albrecht, 31, betrafen Gewinnausschüttungen aus einer der drei milliardenschweren Familienstiftungen des Aldi-Nord-Konzerns, die demnach zu Unrecht erfolgt sein sollen. Wie der Kölner Stadt-Anzeiger aus Justizkreisen erfuhr, will die Staatsanwaltschaft Düsseldorf nach langwierigen Ermittlungen das Verfahren allein schon aus formaljuristischen Gründen  einstellen. Da der Fall so heikel ist, wollte sich der Behördensprecher nicht zum aktuellen Sachstand äußern.

Es geht um Geld und Einfluss einer der milliardenschweren Familienstiftungen, die das Discounter-Imperium lenken und bei Bedarf mit den entsprechenden Investments ausstatten. Wer den Rat der jeweiligen Stiftungen kontrolliert, steuert die Geschicke bei Aldi-Nord. Bisher haben die Töchter von Berthold Albrecht sowie Familienanwalt Urban im Leitungsgremium der Jakobus-Stiftung das Sagen.

Jahr für Jahr überweisen sich die Albrechts großzügige Apanagen aus dem Konzernvermögen. Im Oktober 2019 aber erhöhten sich die Entnahmen noch: Die Erben des jüngeren Zweigs der Aldi-Nord-Familie genehmigten sich 50 Millionen Euro aus dem Stiftungstopf. Einzig Nicolay Albrecht ging dabei leer aus. Dieser Vorgang löste offenbar die Strafanzeige aus.

Üppige Zuwendungen wurden als illegal bezeichnet

Der Vorwurf lautete demnach, dass die üppigen Zuwendungen dem Stiftungszweck widersprachen und somit illegal erfolgt seien. Zumal auch die Verwaltungsgerichte quer durch alle Instanzen die mehrheitliche Besetzung des Stiftungsrats durch die Nachkommen von Berthold Albrecht als rechtswidrig einstuften. Tenor: Dies verstoße gegen die zuletzt verfügte Satzung des verstorbenen Milliardärs.

Die Staatsanwaltschaft vertritt eine andere Meinung. Zum einen sieht die Satzung zwar die Förderung des Aldi-Konzerns vor, zum anderen soll aber die Jakobus-Stiftung den Begünstigten (Destinatäre) aus dem Familienstamm Berthold Albrechts „einen angemessenen Lebensunterhalt“ sichern. Wie hoch der konkret ausfallen soll, ist nicht definiert. Folglich sei kein Schaden erkennbar, hieß es.

Auch spiele es für das Strafverfahren keine Rolle, ob der Stiftungsrat seinerzeit korrekt besetzt gewesen sei. Vor dem Hintergrund läuft alles darauf hinaus, dass die Ermittler den Untreuevorwurf zu den Akten legen.

Zivilrechtliche Klage steht an

Teil Eins der Familien-Fehde nähert sich damit dem Ende. Teil Zwei scheint derweil Fahrt aufzunehmen. Nicolay Albrecht will offenbar mit Hilfe der Münchner Kanzlei Noerr seine Schwestern und den Familienanwalt Urban zivilrechtlich verklagen. Dem Kölner Stadt-Anzeiger liegen zahlreiche Dokumente und Stellungnahmen vor, die belegen, dass der 31-jährige Aldi-Erbe vor sieben Jahren zwei seiner Schwestern als Betreuerinnen einsetzte, die unter anderem seine Geldflüsse und Konten beaufsichtigten. Seinerzeit zweifelten psychiatrische Gutachten an, dass der Albrecht-Nachkomme geschäftsfähig sei.

Inzwischen streiten sich die Parteien in dieser Frage. Die Anwälte des Aldi-Erben haben die Vollmachten zu Gunsten der Schwestern und des Familienanwalts gerichtlich widerrufen lassen. Dabei stützen sie sich unter anderem auf neue Expertisen.

Ist Nicolay Albrecht geschäftsfähig?

Der Albrecht-Sohn hatte sich in einer bayerischen Klinik untersuchen lassen. Der Gutachter kam zu dem Schluss, dass er vollauf geschäftsfähig sei. Die Gegenseite hegt daran ihre Zweifel.

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Am 20. Mai 2021 kamen die Anwälte beider Parteien in München zusammen. Nach Recherchen dieser Zeitung spielte bei dem Treffen insbesondere ein Faktor eine Rolle: So stand die Frage im Raum, wie und ob der Aldi-Nachkomme künftig seine Geschäfte selbst führen könne. Die Zusammenkunft verlief ergebnislos.

Seither, so scheint es, hat Nicolay Albrecht in den Kampfmodus geschaltet. Zuletzt hat er einer mit der Sachlage vertrauten Person angekündigt: „Ich werde sie alle verklagen.“ Auf Anfrage wollten sich weder der Albrecht-Sohn noch der Anwalt seiner Schwestern zum Stand der Dinge äußern.

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