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Schüler demonstrieren gegen Energiekonzern„RWE ist für die Klimakrise verantwortlich“

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Schülerprotest RWE

Schüler protestieren im Rahmen der Fridays-for-Future-Demonstrationen vor Beginn der RWE-Hauptversammlung mit einem Transparent.

Essen – Erstmals hat die Schüler-Protestbewegung „Fridays for Future“ bei der in der Essener Gruga-Halle stattfindenden Hauptversammlung von RWE demonstriert. Mehrere Hundert Schüler und etliche Erwachsene forderten ein schnelleres Ende der Kohleverstromung. Auf den Transparenten waren Slogans wie „2038 ist zu spät“ zu lesen. Den Besuchern der Aktionärsversammlung riefen Sie in Sprechchören unter anderem „Ihr seid Kohlestaub“ zu. Die Protestler forderten auch einen Stopp der Umsiedlung von Gemeinden, die auf dem Gelände der Braunkohlentagebaue liegen.

Zeitweise wurde von den Demonstranten auch der Ausgang einer U-Bahn-Station an der Gruga-Halle blockiert. Die Polizei ließ sie gewähren, weil die Aktionäre über andere Ausgänge zu der Halle gelangen konnten. Etwa eineinhalb Stunden nach Beginn der Hauptversammlung zogen die meisten Demonstranten weiter in die Essener Innenstadt.

„RWE trägt Verantwortung für Klimakrise“

Auch in der Veranstaltung waren die Proteste zu spüren. Zu seiner eigenen Überraschung war auch Waldschützer und Naturführer Michael Zobel als Redner zugelassen. „Ich habe hier viel ewig Gestriges gehört“, sagte er nach der Rede von RWE-Vorstandschef Martin Schmitz, wofür der Umweltschützer aber nur mäßigen Applaus erhielt. Er kritisierte, dass die Braunkohlebagger im Rheinischen Revier trotz der ausgesetzten Rodung bis auf 150 Meter an den Hambacher Forst herangerückt seien und dessen möglichen Erhalt somit gefährdeten. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte im Februar erklärt, den Forst erhalten zu wollen.

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Auch Klimaschutz-Aktivistin Luisa-Marie Neubauer forderte auf der Hauptversammlung einen schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung. „Kein Konzern in ganz Europa trägt mehr Verantwortung für die Klimakrise als RWE“, sagte die Vertreterin der Schüler-Protestbewegung „Fridays for Future“ vor den RWE-Aktionären. RWE profitiere von der vermeidbaren Klimakatastrophe. „Und Sie hier im Saal machen das möglich“, rief Neubauer den Aktionären zu. Neubauer hatte das Rederecht von den bei RWE vertretenen „Kritischen Aktionären“ übertragen bekommen.

Absage an Umsiedlungs-Stopp

Den Forderungen nach einem Umsiedlungs-Stopp erteilte RWE-Chef Schmitz eine klare Absage. „Unsicherheiten darf es für die Umsiedler im Rheinischen Revier nicht geben“, sagte Schmitz, und verwies darauf, dass die Kohlekommission die „sehr weit fortgeschrittenen Umsiedlungen bewusst nicht infrage gestellt“ habe.

Schmitz verteidigte seinen Plan, RWE zu einem umweltfreundlicheren Energieversorger zu machen, er sprach vom „Wandel zur neuen RWE“. Dazu gehöre auch die Zerschlagung der früheren Tochter Innogy. RWE erhält in einem Tausch die Erneuerbaren Energien von Innogy sowie die äquivalenten Teile des Eon-Konzerns. RWE wird damit zum Vollsortimenter in Sachen Energie-Versorgung. Eon wird im Gegensatz dazu vor allem ein Betreiber von Netzen. Während die Aufteilung aus RWE-Sicht bereits genehmigt ist, hat die EU-Kommission ihre Prüffrist für Eon am Donnerstag erneut gestoppt.

RWE-Geschäftsjahr in Zahlen

176 Milliarden Kilowatt Strom hat RWE im Jahr 2018 produziert. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr um mehr als ein Achtel  geht unter anderem auf die Stilllegung von Block B des Kernkraftwerks Grundremmingen Ende 2017 zurück. Der bereinigte Nettogewinn für RWE lag bei 591 Millionen Euro, nach 973 Millionen Euro im Vorjahr. Den Grund für den Rückgang sieht RWE-Chef Schmitz neben der Stilllegung auch in den niedrigeren Margen. Die Dividende für das Jahr 2018 steigt von 50 auf 70 Cent. Für 2019 prognostiziert der Vorstand RWE ein bereinigtes Ergebnis von 300 bis 600 Millionen Euro. RWE-Chef Schmitz rief die Aktionäre auf, zur Europawahl zu gehen, und erhielt viel Applaus. 

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