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StudieAmazon trickst den Fiskus aus

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Jeff Bezos

Jeff Bezos

  • Versandhändler zahlt viel weniger Steuern als klassische Buchhändler

Berlin –  Am Dienstag hielt sich der reichste Mann der Welt, Amazon-Gründer Jeff Bezos, in Berlin auf, um den Axel-Springer-Award für sein "visionäres Geschäftsmodell" entgegen zu nehmen. Mindestens so innovativ ist der Internet-Gigant Amazon beim Vermeiden von Steuerzahlungen, wie eine kurz vor der Preisverleihung veröffentlichte Studie der gewerkschaftsnahen Otto-Brenner-Stiftung dokumentiert. Damit schade der Konzern nicht nur der Gesellschaft, sondern verschaffe sich auch unfaire Wettbewerbsvorteile, betonte Christoph Trautvetter, einer der Autoren der Untersuchung.

Nach seinen Berechnungen zahlte das Unternehmen im Jahr 2016 deutlich unter 20 Prozent der Steuern in Deutschland, die - gemessen an den hier erzielten Umsätzen - eigentlich fällig gewesen wären. Andere Buchhändler kämen dagegen auf Steuerquoten von bis zu 37 Prozent - einer der Gründe für die Verdrängung der etablierten Anbieter.

Die Folge sei eine immer stärkere Konzentration der Wirtschaft, meinte Karl-Martin Hentschel von Attac. "Diese extreme Monopolisierung der Geschäftswelt ist eine Gefahr für die Demokratie." Bereits fünf der zehn Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert gehörten zur Digitalökonomie, während vor zehn Jahren noch Erdölförderer, Autohersteller und andere Industriegruppen dominierten.

Die Forscher schlagen vor, mit einem Steuer-Siegel für Bürger und Verbraucher die Transparenz zu erhöhen. Dadurch sollen sie informiert werden, inwieweit ein einzelnes Unternehmen seine Verpflichtungen erfüllt oder sich entzieht. Attac fordert zudem die Einführung einer Gesamtkonzernsteuer.

Amazon, aber auch Daimler, Siemens und Coca-Cola müssten dann ihre weltweit anfallenden Profite angeben. Die würden anhand ihrer jeweiligen wirtschaftlichen Tätigkeiten, zu messen an Kriterien wie Beschäftigte, Umsatz und Investitionen, auf die einzelnen Staaten verteilt und dann dort versteuert. Die EU müsse sich zudem auf Mindeststeuersätze verständigen, betonte Hentschel.

Die EU-Kommission hat kürzlich vorgeschlagen, von größeren Internetunternehmen in der EU eine Steuer von drei Prozent auf ihre Umsätze zu erheben. Mittelfristig strebt sie an, die digitale Präsenz zu besteuern, um eine Gleichbehandlung mit traditionellen Konzernen zu erreichen. Diese Initiative nannte Hentschel einen Schritt in die richtige Richtung.

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