StudieUngleichheit in Deutschland so groß wie im Jahr 1913

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Paris –  Die Ungleichheit zwischen Gutverdienern und Einkommensschwachen in Deutschland ist laut einer Studie ähnlich groß wie vor einem Jahrhundert. Im Jahr 2013 kamen die zehn Prozent Bestverdiener auf 40 Prozent des Gesamteinkommens, die untere Hälfte der Bevölkerung dagegen nur auf 17 Prozent - das ist das gleiche Gefälle wie im Jahr 1913, wie aus einer Untersuchung von Forschern um den französischen Ökonomen Thomas Piketty hervorgeht. Geringverdiener bekommen danach ein deutlich kleineres Stück vom Einkommens-Kuchen ab als in der Wirtschaftswunder-Zeit. Weltweit habe sich die Schere zwischen Arm und Reich seit 1980 weiter geöffnet, heißt es.

Trotz hohen Wachstums in Schwellenländern habe die weltweite Ungleichheit zugenommen, sagte Piketty bei der Vorstellung der Ergebnisse in Paris. Demnach konnte das oberste Prozent der Einkommensbezieher mehr als doppelt so stark vom Wachstum profitieren wie die untere Hälfte der Gesellschaft. Die Mittelschicht habe kaum profitiert. Es gibt allerdings regional große Unterschiede.

Am geringsten ist das Einkommens-Gefälle demnach in Europa. Dort verfügten 2016 die oberen zehn Prozent über 37 Prozent des nationalen Einkommens, in Nordamerika waren es 47 Prozent, im Nahen Osten den Angaben zufolge sogar 61 Prozent. "Seit 1980 ist die Einkommensungleichheit in Nordamerika, China, Indien und Russland rasant gestiegen. In Europa verlief der Anstieg moderat", heißt es. Ausgewertet wurden unter anderem Einkommensteuerdaten. In Deutschland sei der Anteil der obersten zehn Prozent am Gesamteinkommen seit Mitte der 1990er Jahren gestiegen, sagte Charlotte Bartels vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). "Die unteren 50 Prozent haben in den letzten Jahren massiv an Anteil am Gesamteinkommen verloren. In den 60er Jahren verfügten sie noch über etwa ein Drittel, heute sind es noch 17 Prozent", erläuterte sie.

"Insgesamt ist die Einkommensungleichheit in Deutschland heute nicht radikal höher oder radikal niedriger als vor 100 Jahren. Allerdings ist sie seit der Jahrtausendwende gestiegen", sagte Bartels. "Einschließlich Sozialtransfers, die mit den Bruttoeinkommen nicht erfasst werden, sehen die Zahlen für die unteren Einkommen vermutlich aber besser aus."

Hauptursache der ökonomischen Ungleichgewichte weltweit ist den Autoren zufolge die Verteilung von Kapital in privater und in öffentlicher Hand. Seit 1980 seien in fast allen Ländern riesige Mengen öffentlichen Vermögens privatisiert worden. (dpa)

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