Super LeagueIn Chinas Fußball sind die fetten Jahre vorbei

Lesezeit 3 Minuten
Anthony Modeste, im Sommer 2017 dem 1.FC Köln weggekauft, im Trikot von Tianjin Quanjian. Sein Vertrag in China läuft bis 2020.

Anthony Modeste, im Sommer 2017 dem 1.FC Köln weggekauft, im Trikot von Tianjin Quanjian. Sein Vertrag in China läuft bis 2020.

  • Vereine müssen für teure Spielertransfers Strafen zahlen

Peking –  Europäische Fußballklubs müssen nicht mehr so viel Konkurrenz aus Fernost um gute Spieler fürchten. Eine Strafabgabe auf Ablösezahlungen und andere Regeln haben geholfen, den überhitzten Markt abzukühlen. Am Mittwoch endete die Transferperiode für Chinas Vereine, am Freitag begann die Super League. Die Zahlen und die Aussagen der Trainer zeigen: In dieser Saison geht es eindeutig nicht mehr so sehr um möglichst teure Talente, sondern um eine Steigerung der Teamqualität.

Schätzungen chinesischer Medien zufolge lag die Gesamtsumme, die Chinas Vereine in diesem Jahr für Spieler ausgegeben haben, bei einem runden Fünftel des Vorjahreswerts, als chinesische Vereine fast eine halbe Milliarde Euro für Spieler ausgegeben haben. In diesem Jahr kamen ganz zum Ende der Transferfrist noch zwei Unterschriften zustande, die die gezahlte Gesamtsumme noch einmal hochgetrieben haben - sonst wäre das Ergebnis noch moderater ausgefallen. Der Belgier Yannick Barranco und der Argentinier Nicolas Titan wechselten für zusammen 48 Millionen Euro nach Fernost. Doch der zweistellige Millionenbetrag für die beiden Spieler war bereits der Ausreißer nach oben.

Damit bleibt den europäischen Vereinen das Alptraumszenario fortlaufend hoher Gebote aus China erspart, das sich in den vergangenen Jahren abzuzeichnen schien. Der Trainer des FC Arsenal, Arsène Wenger, gab gegenüber britischen Medien jetzt deutlich Entwarnung. "China ist auf die Bremse getreten, und bisher hat es noch kaum einer gemerkt", sagte Wenger.

Alles zum Thema Anthony Modeste

Geld für die Jugendarbeit

Er kritisierte, dass die europäischen Vereine immer noch in etwas nervöser Weise höhere Summen bieten als vor dem Asien-Schock 2015. "Viele Leute denken noch, sie müssen so viel bezahlen, weil sonst China kommt und die Spieler aufkauft." Doch in den vergangenen zehn Monaten haben die Gebote aus China deutlich abgenommen.

Hauptgrund für die größere Zurückhaltung der Chinesen ist eine neu eingeführte finanzielle Strafe für teure Zukäufe aus dem Ausland. Die Super League hat im vergangenen Jahr beschlossen, von bereits verschuldeten Verein Abgaben in Höhe der Ablösesumme zu verlangen, wenn diese fünf Millionen Euro überschreitet. Wer also, wie im aktuellen Fall, 48 Millionen Euro für zwei Spieler hinlegt, muss weitere 48 Millionen in die Kasse der Liga abführen. Das eingenommene Geld steckt der Dachverband in die Jugendarbeit. "Wir wollen damit irrationale Ausgaben beschränken und eine gesunde Entwicklung professioneller Spieler fördern", teilte die Chinese Football Association seinerzeit mit.

Der Nachwuchsförderung kommen auch andere Neuregelungen im Zusammenhang mit ausländischen Spielern zugute. Für jeden ausländischen Spieler, den ein Verein in einem Ligaspiel aufs Feld schickt, muss der Trainer gleichzeitig einen chinesischen Spieler aus der Altersklasse unter 23 Jahren einsetzen. Diese sollen auf diese Weise Erfahrung sammeln.

Chinas Vereine halten sich ebenfalls zurück, weil es ihren Geldgebern nicht mehr so gut geht. Die Regierung jagt derzeit Milliardäre. Der Immobilienkönig Wang Jianlin beispielsweise befindet sich derzeit im Fokus von Ermittlungen und musste seinen Anteil an Atletico Madrid wieder verkaufen, um Schuldenlöcher in seinen Finanzkonstrukten zu stopfen.

Einige Klubs und ihre Fans sind auch schwer desillusioniert von den teuer zugekauften ausländischen Talenten. Der Argentinier Carlos Zeven beispielsweise hat in Shanghai ein Gehalt von 40 Millionen Euro im Jahr ausgehandelt. Das sind über 4500 Euro Stundenlohn. Oder, anders gerechnet, sind es zehn Millionen Euro pro Tor. Denn Zeven kam bei Shanghai Shenhua nur 16 Mal zum Einsatz und hat nur in jedem vierten Spiel das Runde ins Eckige geschossen. Die Schuld dafür lag bei ihm: Während seiner Zeit in China hat er sich schamlos eine Wampe angefressen und das Training geschwänzt. "Die Zeit in China war wie Urlaub", prahlte er nach seiner vorzeitigen Rückkehr nach Argentinien im dortigen Fernsehen. Er hat den chinesischen Verein, kurz gesagt, ausgenutzt. Das ist den Fans nicht verborgen geblieben.

KStA abonnieren