Umfrage zeigt Erfolge und DefiziteAnteil von Gründerinnen bei NRW-Start-ups gering

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Nur etwas mehr als jedes zehnte Start-up in NRW wurde von Frauen gegründet.

Köln – Trotz Corona-Krise werden in NRW mehr Start-ups gegründet, doch der Frauenanteil bei Neugründungen liegt sogar unter Bundesdurchschnitt. Wie sich Nordrhein-Westfalen als Land der Gründerinnen und Gründer entwickelt, hat der Bundesverband Deutsche Startups im Auftrag der Landesregierung im Start-up-Monitor untersucht. Das sind die zentralen Ergebnisse:

Zahl der Neugründungen

Die Gründungsaktivität in NRW hat im ersten Halbjahr 2020 zugenommen – trotz Krise wurden 226 Start-ups gegründet. Laut Definition des Start-up-Verbands sind das nicht einfach neu gegründete Unternehmen jeglicher Art. Sie müssen drei Voraussetzungen erfüllen, um als Start-up zu gelten: Sie müssen jünger als zehn Jahre sind, gelten mit ihrer Technologie oder ihrem Geschäftsmodell als hochinnovativ und haben ein signifikantes Mitarbeiter- und Umsatzwachstum oder streben dies zumindest an.

Laut Daten aus dem Handelsregister lag die Anzahl ebensolcher Neugründungen von Januar bis Juni dieses Jahres 16,5 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. "Innovative Gründungen sind für die Zukunftsfähigkeit der Region von enormer Bedeutung", sagte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Dienstag bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse.

Auswirkungen der Krise

Dreiviertel der befragten Jungunternehmen wurden durch die Folgen der Pandemie negativ beeinträchtigt. An gut zehn Prozent ging die Krise spurlos vorbei, und 13 Prozent sagen sogar: Wir haben positive Auswirkungen verzeichnet. 36,2 Prozent der Start-ups nahmen die Corona-Zuschüsse in Anspruch, weniger als jedes fünfte Unternehmen schickte seine Angestellten hingegen in Kurzarbeit. Von der Verlängerung vorhandener Förderungen wie dem Gründerstipendium NRW profitierte fast jede zehnte Firma. KfW-Kredite blieben die absolute Ausnahme – nur 2,2 Prozent der befragten Start-ups griffen auf dieses Instrument zurück.

Hot-Spots

Repräsentativ ist der Start-up-Monitor zwar nicht, doch er ist die umfassendste Befragung von Gründerinnen und Gründern in Deutschland und bietet einen tiefen Einblick in das Start-up-Geschehen.

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In NRW hat er zum Ergebnis, dass aus der Wirtschaftsregion Köln/Bonn fast drei Viertel der Start-ups im Bundesland stammen. Dahinter folgen die Metropolregion Ruhr mit fast jedem fünften Unternehmen und Düsseldorf mit 13,7 Prozent. Das hat nicht nur mit der höheren Anzahl von Einwohnern zu tun – aus Köln kommen rund 20 Prozent der NRW-Bürger, aus Düsseldorf etwas mehr als sechs. Die dortigen Gründerszenen sind also deutlich aktiver als in anderen Städten.

Anteil von Gründerinnen

Der Anteil von Frauen an Start-up-Gründungen in NRW ist seit dem vergangenen Jahr gestiegen – und dennoch gering. 2019 waren 10,8 Prozent der Befragten weiblich, 2020 sind es 12,9 Prozent. Bundesweit ist der Anteil höher – lag vergangenes Jahr bei 15,1, dieses Jahr bei 15,9 Prozent.

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„Es werden immer noch viel zu wenige Gründungen unter der Beteiligung von Frauen vorgenommen“, kommentiert Felicia Kufferath-Kaßner, Regionalsprecherin des Start-up-Verbands in Aachen, die Situation: "Dabei ist längst bekannt, dass Gender-Diversität in Start-ups oftmals zu langfristigem Erfolg führt."

Branchen

Die NRW-Gründerszene wird von Unternehmen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie dominiert - auf 28,3 Prozent der befragten Start-ups trifft das zu. Jede zehnte Firma ist im Gesundheitssektor angesiedelt, fast genauso viele in der Branche Food und Konsumgüter. Bekanntester Vertreter der dritten Kategorie ist Flaschenpost – der erst 2016 gegründete, digitale Getränkelieferdienst wurde kürzlich von der Oetker-Unternehmensgruppe für einen kolportierten Kaufpreis von rund einer Milliarde Euro übernommen.

Hochschulen

Die Top-5-Gründerhochschulen in NRW sind die Unis in Aachen, Köln, Bochum, Paderborn und Dortmund. Der Erfolg ist auch Ausdruck des Status als Exzellenz-Start-up-Center, den diese fünf Universitäten vom Land erhalten haben. Damit verbunden ist die Förderung mit meist zweistelligen Millionen-Euro-Beträgen.

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Aus der RWTH Aachen kommen fast 13 Prozent aller Gründerinnen und Gründer in NRW, die Kölner Uni bringt immer mehr als sechs Prozent von ihnen hervor. Auch deutschlandweit kann sich die NRW-Hochschullandschaft sehen lassen: Die Top-5-Unis aus dem Bundesland schaffen es auch im Gesamtranking unter die 25 stärksten Gründerhochschulen.

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