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GründerDiese Start-Ups aus der Region könnten 2018 Erfolge feiern

Lesezeit 5 Minuten
myschleppapp

Frank Heck (links) und Santosh Satschdeva machen dem ADAC Konkurrenz.

  • Manche Start-ups aus der Region haben bereits Erfolge gefeiert, andere erwarten ein aufregendes Jahr 2018

Köln – Eine innovative Idee in die Tat umzusetzen, sich selbstständig zu machen, Investoren zu überzeugen und am Markt erfolgreich zu sein - davon träumen etliche Menschen. Einige Gründer aus der Region haben 2017 wichtige Schritte genommen, um ihre Start-up-Träume zu verwirklichen und mit ihren Geschäftsmodellen tradierten Prozessen oder etablierten Unternehmen Konkurrenz zu machen. Andere haben mit der Umsetzung ihrer Pläne kürzlich erst begonnen und nun ein aufregendes Jahr vor sich. Wir schauen auf einige Unternehmen, die entweder große Deals abgeschlossen haben, wichtige Fernsehauftritte absolvierten oder auf den großen Erfolg noch warten.

Myschleppapp

Myschleppapp bietet einen Pannendienst auf Abruf und will Automobilclubs wie dem ADAC Konkurrenz machen. Kern des Konzepts: Für Autofahrer ist es preisgünstiger, die wenigen Male, die sie im Leben eine Panne haben, für einen Abschleppdienst zu bezahlen als dauerhaft Mitgliedsbeiträge in Verbänden. Die Gründer Frank Heck (44) und Santosh Satschdeva (31) haben mit ihrer im vergangenen Jahr entwickelten Smartphone-App bereits große Aufmerksamkeit bekommen.

Im September 2017 waren sie mit ihrer Idee in der Vox-Gründershow "Höhle der Löwen" zu Gast, Investor Carsten Maschmeyer stieg mit 125 000 Euro ein und bekam dafür 25 Prozent der Unternehmensanteile. Nach Ausstrahlung der Sendung luden sich in nur zwölf Stunden 30 000 Menschen die Myschleppapp auf ihre Handys.

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Auch das Sommerfinale des Gründerwettbewerbs Rheinland Pitch gewannen Heck und Satschdeva, deren Unternehmen mittlerweile sechs Mitarbeiter beschäftigt. Mehr als 700 Partner-Abschleppdienste in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz und Österreich bieten in der App Pannendienste an und mehr als 7500 Autos wurden bei Pannen über Myschleppapp schon abgeschleppt.

Trackle

Auch das Bonner Medizintechnik-Start-up Trackle der Gründer Katrin Reuter, Maxim Loick und Stephan Noller hatte einen Auftritt bei "Höhle der Löwen", ging aber trotz Interesse der Löwen ohne einen Deal nach Hause. Das Produkt - ein tampongroßer Temperatursensor, der nachts getragen wird - soll Frauen beim Bestimmen des Fruchtbarkeitszyklus helfen. Da Frauen nur rund um den Eisprung fruchtbar sind und zu diesem Zeitpunkt die Körperkerntemperatur ansteigt, kann das Sexualverhalten an diesem Wissen ausgerichtet werden - je nachdem ob eine Schwangerschaft gewollt ist oder verhindert werden soll.

Die Verhütungsmethode mit Trackle soll genauso zuverlässig sein wie die Anti-Baby-Pille. Und schon vor dem TV-Auftritt waren Geldgeber bei den Bonnern eingestiegen: Private Investoren schossen im Juni 2017 einen sechsstelligen Betrag zur Entwicklung bei, auch die NRW-Bank unterstützt das Geschäftsmodell. Auf der Trackle-Homepage ist der Sensor für 199 Euro vorbestellbar, im Februar oder März dieses Jahres soll er dann ausgeliefert werden.

Too good to go

"Höhle der Löwen", die dritte, und diesmal handelt es sich um einen Sonderfall: Während der Aufzeichnung kam der größte Deal der Sendungsgeschichte zusammen, für den sich die fünf Löwen zusammenschlossen und eine Million Euro für neun Prozent der Unternehmensanteile zusagten. Too Good To Go wuchs allerdings im Nachgang der Sendung so rasant, dass die ausgehandelten Konditionen nicht mehr den Rahmenbedingungen entsprachen - der Deal platzte.

Aber was ist Too Good To Go überhaupt? Dabei handelt es sich um eine Smartphone-App zur Lebensmittelrettung, die gastronomische Betriebe mit Kunden vernetzt. Über die App können Restaurants, Supermärkte, Bäckereien oder Döner-Läden ihr überschüssiges Essen zu einem vergünstigten Preis - die Hälfte des Originalpreises, aber höchstens 3,90 Euro - Selbstabholern anbieten.

An Too Good To Go treten die Gastronomen pro verkaufter Mahlzeit einen Euro ab. Ende 2015 wurde die Firma in Dänemark gegründet und war dort schnell erfolgreich. Das Konzept läuft mittlerweile auch in Deutschland, Frankreich, Norwegen, Großbritannien und der Schweiz. Der deutsche Markt wird von Düsseldorf aus gesteuert und umfasst etwa 1600 Partnerläden und mehr als 700 000 App-Nutzer in über 100 Städten. Die Expansion in ein weiteres Land ist schon vorbereitet: Im Januar 2018 startet Too Good To Go in den Niederlanden.

FanQ

Beim jungen Kölner Unternehmen Fanq geht es um Fußball. Oder besser: Um die Meinungen, die Fans zu Fußballfragen haben. Und das Geld, das Vereine umso effizienter verdienen können, je besser sie ihre Anhänger kennen. Zuvorderst wollen die Gründer Joachim Lammert (44) und Kilian Weber (45) mit ihrer App Fans aber eine Stimme geben. Deren Meinungen zu kontroversen, aber auch unterhaltsamen Aspekten des Fußball-Sports werden mehrmals täglich abgefragt und fließen in Marktforschungsstudien. In welchem Stadion gibt es das beste Catering? Welche Trikotpreise sind fair? Wäre eine Verkürzung der Transferperiode sinnvoll? Von den Erkenntnissen sollen am Ende sowohl die Vereine profitieren, die ihr Angebot verbessern und Umsatzpotenziale erschließen können, als auch die Anhänger selbst.

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Seit Oktober 2017 gibt es die App zum Download, bislang beteiligen sich mehrere Hundert Nutzer regelmäßig an den Umfragen. Erste Kooperationsverträge mit Fanverbänden sind bereits beschlossen, künftig fließen deren Fragen in die Umfragen ein. Nach einer ersten Finanzierungsrunde, die bereits einen mittleren sechsstelligen Betrag von Privatinvestoren einbrachte, gab es 2017 eine Kapitalerhöhung mit den bestehenden Gesellschaftern. Für 2018 ist die Expansion in den britischen Markt geplant, ein schottischer Geldgeber ist bereits an Bord.

Schmaus

Julien Gupta und Johannes Fuchs haben vor einem halben Jahr "Schmaus" gegründet. Das Konzept der beiden 26-jährigen Bonner bringt Nachbarn einander näher, hilft ihnen beim Sparen und leckeres Essen gibt es auch noch: Hobbyköche verkaufen mit Hilfe der Schmaus-App ihr Essen an Nachbarn und erhalten dafür ein paar Euro. Nach ihrem Wirtschafts-Bachelor an der Kölner Uni gingen die Schulfreunde für das Master-Studium nach Lissabon und hatten dort bald genug von Mensa und Fast Food. "Wir hätten uns als Studenten schon gewünscht, dass es so etwas wie Schmaus gibt", sagt Gupta.

Also legten sie los: Mit ihrer Geschäftsidee, die sie bislang aus Erspartem finanzieren, haben sie es schon ins Förderprogramm des Startplatz geschafft. Auch im Gateway, dem Gründungsservice der Uni Köln, sind sie vertreten. Der Nachhaltigkeits- und Spargedanke könnte im Zusammenspiel mit der Aussicht auf gutes Essen tatsächlich ein Erfolg werden.

Im nächsten Schritt wollen die Schmaus-Gründer im Februar von Investoren einen sechsstelligen Betrag einsammeln. Schon im März soll in einem Kölner Veedel der Beta-Test starten. Wenn alles gut läuft, feiert Schmaus im Juni seine kölnweite Premiere.

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