Abo

Variable MautKostenlose und bezahlpflichtige Spuren sollen Staus vermeiden

Lesezeit 2 Minuten
Staus sind nicht ungewöhnlich auf deutschen Straßen. Kölner Wissenschaftler wollen sie durch gestaffelte Gebühren reduzieren.

Staus sind nicht ungewöhnlich auf deutschen Straßen. Kölner Wissenschaftler wollen sie durch gestaffelte Gebühren reduzieren.

Köln – Ein Konzept für die Zukunft der Verkehrssteuerung haben die beiden Kölner Professoren Peter Cramton und Axel Ockenfels sowie Professor Richard Geddes aus New York in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsjournals „Nature“ vorgestellt. Eine dynamische Gebühr für die Straßennutzung soll Staus vermeiden und die Umwelt schonen. Die Höhe der jeweiligen Gebühr wird dabei in Echtzeit und standortgenau auf das jeweilige Verkehrsaufkommen abgestimmt. Sie reagiert auch auf Faktoren wie Fahrzeugtyp und Abgaswerte. Ziel des Konzepts sind eine erhebliche Verbesserung des Verkehrsflusses und eine Verringerung der Luftverschmutzung.

Staus sind nicht nur ärgerlich und zeitraubend, sie kosten auch Geld, schreiben die Autoren. In Deutschland betrage der volkswirtschaftliche Schaden, der 2017 aufgrund verstopfter Straßen entstanden sei, rund 80 Milliarden Euro. „Derzeit bezahlen die Verkehrsteilnehmer, die Staus verursachen, der Umwelt schaden und dadurch sogar Kosten verursachen, genau so viel wie diejenigen, die daran nicht beteiligt sind“, sagt Axel Ockenfels. „Ohne Gebühr bedeutet das, dass die Allgemeinheit diese Verkehrsteilnehmer subventioniert. Das ist unfair.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Eine Gebühr für die Straßennutzung würde diese Kosten offenlegen und Staus verringern. „Wenn die Gebühr sich dem Verkehrsaufkommen und der Situation auf der Straße in Echtzeit anpasst, also etwa zur Rush-Hour teurer ist als gegen Mittag, kann jeder die für sich passende Route auswählen. So wie es jetzt auch bei Navigationssystemen funktioniert“, erläutert Peter Cramton. „Im Endeffekt werden so Hauptverkehrsadern entlastet, der Verkehr fließt besser und es wird weniger CO2 ausgestoßen.“

Gebühr wäre technisch bereits umsetzbar

Technisch wäre eine dynamische Straßengebühr in Echtzeit bereits umsetzbar, schreiben die drei Professoren. Navigations- und Telekommunikationssysteme, GPS-Daten und Apps könnten sowohl Fahrern Informationen zur Verfügung stellen als auch das Verkehrsaufkommen abbilden und vorhersagen. „Dabei muss man natürlich ein System entwickeln, das einen akzeptablen Kompromiss zwischen der Bereitstellung persönlicher Daten und der Privatsphäre darstellt“, so Cramton. Moderne Informations-Verschlüsselung könnte es den Betreibern des Systems ermöglichen, die Gebühren zu erheben, ohne dass ein Mensch Zugriff auf die Daten habe.

Bedenken, dass die Gebühr sozial schwache Personen benachteiligt, da sie eine Gebühr stärker träfe, treten die Wissenschaftler entgegen und entwickeln entsprechende Ideen. „Die Bepreisung muss dynamisch sein und Optionen bieten. Man stelle sich vor, die linke Spur von regelmäßig verstopften, mehrspurigen Fahrbahnen wird bepreist. Auf der linken Spur ist der Verkehrsdurchfluss dadurch größer, weil Verstopfungen vermieden werden.“

Die Frage ist allerdings, ob nicht mehr Staus als bisher auf kostenlosen Spuren rechts entstehen, wenn die kostenpflichtige Spur links kaum genutzt wird.

KStA abonnieren