Vermieter reagieren getroffenThalia/Mayersche zahlt nur noch die Hälfte der Miete

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Die Mayersche-Filiale am Kölner Neumarkt

  • Nach Adidas, Deichmann und H&M zahlt nun auch die deutsche Buchhandelskette Thalia/Mayersche nur noch die Hälfte der Miete und Nebenkosten.
  • Vermieter meldeten sich beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ und zeigten sich von der Ankündigung sehr getroffen.
  • Lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen und den Äußerungen des Geschäftsführers Klaus Ortner.

Köln – Die deutsche Buchhandelskette Thalia/Mayersche zahlt ihren Vermieter nur noch 50 Prozent der monatlich vereinbarten Miete. Wie mehrere Eigentümer von Immobilien dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichteten, hat sich der Buchhändler mit rund 350 Filialen bundesweit in einem Schreiben an seine Vermieter gewandt.

Darin teilt das Unternehmen mit, ab 1. April nur noch die Hälfte der jeweiligen Miete und Nebenkosten zu zahlen. „Von einer Stundung oder späteren Zahlung ist nicht die Rede“, sagt ein Vermieter, der nicht genannt werden möchte. Die vereinbarte Mietzahlung werde generell verweigert und auf die Hälfte gekürzt. „Wir haben mit Thalia/Mayersche seit Jahren ein gutes Verhältnis“, so der Vermieter weiter. Die einseitige Aufkündigung eines Teil der Miete ohne vorherige persönliche Ankündigung, habe ihn sehr getroffen. Er lebe als Rentner von diesen Einnahmen.

Corona-Krise: Mietrecht vorübergehend gelockert

Im Zuge der Corona-Krise hatte die Bundesregierung das Mietrecht vorübergehend gelockert, mit dem Ziel, dass Mieter und Gewerbetreibende in dieser schwierigen Zeit nicht ihr zu Hause oder ihr Betriebs- oder Ladenlokal verlieren.

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Allerdings: „Die Mieten müssen trotz des Kündigungsausschlusses vollständig gezahlt werden. Daran ändern auch die vorübergehenden Regelungen nichts“, schreibt Bundesjustizministerin Christine Lambrecht auf der Internetseite des Ministeriums.

Die gesetzliche Neuregelung sieht vor, dass Mietschulden, die in dem Zeitraum 1. April 2020 bis 30. Juni 2020 pandemiebedingt entstehen, den Vermieter oder Verpächter nicht zur Kündigung berechtigen. Die Zahlungsverpflichtungen bleiben allerdings bestehen und müssen bis spätestens 30. September 2022 gezahlt werden.

Thalia/Mayersche: „Wir möchten den Schaden hälftig teilen“

Auch auf Nachfrage gab es bei Thalia/Mayersche keine Antwort, ob das Unternehmen vorhabe, die später ausstehenden Beträge bis 2022 zu zahlen. Stattdessen betont Geschäftsführer Klaus Ortner in einer schriftlichen Mitteilung: „Wir möchten den Schaden hälftig teilen und streben auf der Basis eine faire Lösung für alle Beteiligten an.“ Die Rückmeldungen zeigten, dass man in den allermeisten Fällen auf großes Verständnis stoßen.

„Sinn des neuen Mietgesetzes der Bundesregierung ist es nicht, dass große Unternehmen sich dadurch ihre Liquidität sichern oder Unternehmenszahlen aufhübschen“, sagt der Kölner Rechtsanwalt Volker Görzel – auch wenn die Regelungen an einigen Stellen noch undeutlich formuliert seien. Thalia/Mayersche hatte das vergangenen Geschäftsjahr (1. Oktober 2018 - 30. September 2019) mit einem Rekordergebnis abgeschlossen. 

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Dem Buch-Unternehmen, das 2019 aus der Fusion von Deutschlands größter Buchhandelskette Thalia mit Sitz in Hagen mit der Mayerschen Buchhandlung aus Aachen hervorgegangen ist, könnte mit seiner Entscheidung ein ähnlich großer Imageschaden drohen wie zuvor Adidas, der Schuhkette Deichmann sowie H&M. Die Ankündigung, keine Miete mehr zahlen zu wollen, hatten für massive öffentliche Empörung gesorgt. Boykottaufrufe im Internet führten schließlich dazu, dass die Firmen zurückruderten. Offenbar hatte man nicht mit so heftigem Gegenwind gerechnet.

Als erster war Adidas-Chef Kasper Rorsted um Schadensbegrenzung bemüht. Man zahle nun doch seine Mieten und man möchte sich in aller Form entschuldigen. Auch Deichmann-Chef Heinrich Deichmann relativierte seine Ankündigung. „Wir haben unsere Vermieter gebeten, unsere Mieten zu stunden.“ Auch H&M betonte, es gehe erst einmal nur um eine Aussetzung, nicht darum, keine Miete zu zahlen.  

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