Verschärfter LockdownWie große Unternehmen der Region jetzt mit Homeoffice umgehen

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Homeoffice Symbolbild

Viele Angestellte müssen in der Corona-Krise Homeoffice und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen.

Köln – Der Kampf gegen die Pandemie soll auch am Arbeitsplatz geführt werden – und zwar am heimischen. Bei einer Umfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ unter großen Unternehmen in der Region zeigte sich am Mittwoch, dass Homeoffice in vielen Konzernen längst an der Tagesordnung ist. Während manche Arbeitgeber jedoch nur geringe Heimarbeitsquoten vorweisen können, liegen sie bei anderen bei nahezu 100 Prozent – und ein Unternehmen hat angekündigt, dass die Angestellten auch nach der Pandemie nicht zurück ins Büro müssen.

Bei den Telekommunikations-Unternehmen Deutsche Telekom und Vodafone arbeiten große Teile der Angestellten von zu Hause. So steht der Vodafone-Campus in Düsseldorf bereits seit dem ersten Lockdown im März 2020 nahezu leer, auch im Sommer gab es nur moderate Lockerungen. Aktuell arbeiten 95 Prozent der Belegschaft im Homeoffice. Bei der Telekom sind etwa 80 Prozent der deutschen Beschäftigten im Homeoffice. Beide Konkurrenten machen Ausnahmen, zum Beispiel für Techniker, deren Arbeit jedoch umfangreichen Hygienevorschriften unterliegt.

Nicht überall ist Homeoffice möglich

Die Kölner Rewe-Gruppe sowie die Chemiekonzerne Lanxess und Covestro nennen zwar keine Zahlen, setzen aber ebenfalls auf mobile Arbeit. Bei Rewe würden die Vorgesetzten in ihren Abteilungen aktiv darauf hinwirken, dass im Homeoffice gearbeitet werde, sagte ein Sprecher. Tatsache sei jedoch auch, dass die Mehrheit aller Mitarbeiter der Gruppe, zu der unter anderem Rewe, Penny und Toom gehören, in den Märkten und Logistikstandorten arbeiten – und dort sei Homeoffice nicht möglich.

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Von Lanxess heißt es, „der weit überwiegende Teil der Büromitarbeiter“ sei seit Mitte Dezember wieder im Homeoffice. Covestro teilt mit, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Anwesenheit vor Ort für die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs nicht erforderlich ist, seien seit März 2020 durchgängig angehalten, im Homeoffice zu arbeiten.

Die ehemalige Mutter der beiden Chemieunternehmen, der Leverkusener Bayer-Konzern, erreicht in seiner gesamten deutschen Belegschaft lediglich eine Homeoffice-Quote von 40 Prozent der Belegschaft. Allerdings sind alle Beschäftigten, die nicht zwingend zum Arbeitsplatz kommen müssen, aufgefordert, von zu Hause zu arbeiten. Sowohl im Frühjahr 2020 als auch jetzt nahmen rund 12.000 Angestellte das Angebot an. „Produktionsbetriebe und Forschungseinrichtungen sind unter erhöhten hygienischen Sicherheitsvorkehrungen weiterhin besetzt, denn dort werden teilweise lebenswichtige Medikamente hergestellt“, so ein Bayer-Sprecher.

Inzwischen die Regel, nicht die Ausnahme

Beim Flughafen Köln/Bonn sind rund 300 Angestellte mit Büroarbeitsplätzen „nahezu ausnahmslos im Mobile Office“, teilt ein Sprecher mit. Diese Lösung sei inzwischen die Regel, nicht die Ausnahme.

Die Zurich-Versicherung setze bei ihrem Konzept voll auf Freiwilligkeit, heißt es vom Kölner Unternehmen. In den letzten Wochen habe es eine Anwesenheitsquote in den Bürogebäuden in der Messecity von zehn bis 14 Prozent gegeben.

Der Kölner Stadtwerke-Konzern, zu dem etwa die Rhein-Energie, die Abfallwirtschaftsbetriebe und die Kölner Verkehrs-Betriebe gehören, beschäftigt etwa 13 000 Personen. Klar, dass ein großer Teil von ihnen ihre Arbeit von zu Hause aus erledigen kann. Knapp die Hälfte der Arbeitsplätze sei Homeoffice-fähig – und das Potenzial werde fast vollständig ausgeschöpft, so das Unternehmen.

Sowohl bei der Kreissparkasse Köln als auch der Sparkasse Köln Bonn haben Angestellte die Möglichkeit, zu Hause zu arbeiten, wo dies betrieblich möglich ist. Im ersten Lockdown nutzten rund 25 Prozent der Kreissparkasse-Angestellten das Angebot, aktuell sind es rund 30 Prozent.

Zwei Kölner Unternehmen mit nahezu 100 Prozent Homeoffice

Zwei Kölner Unternehmen stechen in der Umfrage mit nahezu 100 Prozent Homeoffice-Quote heraus. Zum einen Trusted Shops: Der E-Commerce-Dienstleister verkündete bereits im vergangenen Mai, dass auch nach der Pandemie die rund 600 Angestellten nicht mehr zurückkehren müssten in die Büroräume. „Jede*r Kollege*in kann auch in Zukunft flexibel entscheiden, von wo aus er oder sie arbeiten möchte“, sagte Trusted-Shops-Personalchef Riccardo Grecco am Mittwoch dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Egal, ob das tageweise entschieden wird oder für einen längeren Zeitraum.“

Das neue Arbeitsmodell sei sehr gut angenommen worden, die ersten Angestellten hätten bereits ihren Wohnort verändert, da sie nun freier in ihrer Entscheidung seien. Gleichzeitig, so Grecco, „merken wir, dass viele die gewohnte Normalität und das gemeinsame Office-Leben vermissen“. Das Büro steht aktuell jedoch nur in Ausnahmefällen als Arbeitsort zur Verfügung. Nur rund zehn von 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern würden aktuell das Trusted-Shops-Büro nutzen, sagte Grecco.

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Der Videospiel-Entwickler Electronic Arts hat zwar noch nicht das Ende des Büro-Zwangs für die Nach-Corona-Zeit ausgerufen, arbeitet jedoch ohne Unterbrechung seit März 2020 mit fast der gesamten Belegschaft im Homeoffice. Ganz wenige, einzelne Personen seien hin und wieder zur Aufrechterhaltung des Betriebs, für die Instandhaltung der IT und die Gebäudesicherheit im Bürogebäude im Kölner Rheinauhafen, sagte Sprecher Martin Lorber. (mit tb, cos, lei)

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