Auch Klage gegen „Sky“ wird geprüftVerbraucherzentrale NRW mahnt Anbieter ab

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Schnell aufs höhere Spiele-Level? Das kann bei Apps teuer werden.

Schnell aufs höhere Spiele-Level? Das kann bei Apps teuer werden.

Düsseldorf – „Serviceinformation“ oder „Energiemarktentwicklung“ – wer Mails seines Stromanbieters mit solchen Betreffzeilen vorschnell löscht, weil er dahinter Werbung vermutet, muss das oft teuer bezahlen: Im Kleingedruckten findet sich nämlich mitunter ganz beiläufig der Hinweis auf eine anstehende Strompreiserhöhung. Manche Anbieter „vergessen“ auch, auf das Sonderkündigungsrecht in so einem Fall hinzuweisen.

Die Verbraucherzentrale NRW hat nun drei Anbieter abgemahnt, die besonders kundenunfreundlich vorgingen, sagt Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, bei der Vorlage der Jahresbilanz: Strogon, Fuxx-Die Sparenergie GmbH und EVD (Energieversorgung Deutschland). „Viele Kunden haben die Preiserhöhung erst nach Monaten auf der Jahresabrechnung bemerkt“, sagte Schuldzinski. Für das Sonderkündigungsrecht war es da zu spät.

Sieben Seiten Kleingedrucktes

Zwei der Anbieter gelten als besonders preisaggressiv und tauchen in Vergleichsportalen meist weit oben in der Liste auf. Besonders krass sei ein Fall gewesen, in dem Kunden sich durch sieben Seiten Kleingedrucktes in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen hätten klicken müssen. Die Preiserhöhung tauchte erst auf der letzten Seite auf. Sagen die drei abgemahnten Unternehmen nicht bis Ende Mai zu, künftig keine Preisänderungen ohne klare Betreffzeile per Mail anzukündigen, will die Verbraucherzentrale NRW die Stromanbieter verklagen.

In diesen Bereichen hakte es 2017 besonders

Insgesamt wandten sich im vergangenen Jahr 790 000 Verbraucher mit Problemen an die Beratungsstellen der Verbraucherzentrale NRW. In welchen Bereichen hakte es 2017 besonders? Ein kleiner Überblick:

Die meisten Beschwerden (31 Prozent) gab es im Bereich Finanzen. Schon im Vorjahr seien beispielsweise unzulässige, überhöhte Inkassokosten von Online-Shops ein Ärgernis gewesen: Aus einer Forderung von 20 Euro wurden schnell mal 200 Euro.

Manche Inkassofirmen kassieren doppelt.

Manche Inkassofirmen kassieren doppelt.

„Viele Inkassounternehmen kassieren doppelt: Erst wird eine Inkassofirma eingeschaltet, dann nach kurzer Zeit ein im Auftrag des Inkassounternehmens tätiger Anwalt“, sagte Schuldzinski. Einige Unternehmen verzichteten mittlerweile darauf, nachdem sich die Verbraucherzentrale NRW eingeschaltet hat. „Der Pay-TV-Sender Sky hält aber an dem Verfahren fest. Wir prüfen eine Klage“, so Schuldzinski.

Versteckte Strompreiserhöhung, verschleppte Guthabenauszahlung, untergeschobene Verträge, nicht ausgezahlter Bonus – solche und andere Beschwerden über Energieversorger machten 13 Prozent der Anfragen aus.

Energiediscounter locken mit Billig-Preisen. Vertragskunden wird eine spätere Preiserhöhung mitunter nur im Kleingedruckten mitgeteilt.

Energiediscounter locken mit Billig-Preisen. Vertragskunden wird eine spätere Preiserhöhung mitunter nur im Kleingedruckten mitgeteilt.

Ärger mit dem Telefon- oder Mobilfunkanbieter war ebenfalls für 13 Prozent der Beschwerden in NRW verantwortlich. Hier ging es meist um Probleme bei der Kündigung von Verträgen, Lockvogelangebote für neue Handyverträge mit falschen Tarifversprechen oder unberechtigte Posten auf der Telefonrechnung.

Dauerbrenner bleiben im Bereich digitaler Verbraucherschutz vermeintlich kostenlose Spiele-Apps für Smartphone oder Tablet. Nutzer würden animiert, durch den Zukauf von Elementen den Spielverlauf voranzutreiben. „Solche Spielebeschleuniger können mit 99 Cent bis 99 Euro schnell ins Geld gehen“, warnt Schuldzinski.„Wir fordern, dass Anbieter von Onlinespielen Preislisten für alle Zusatzangebote offenlegen.“

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