Viele Ausfälle in Köln und Düsseldorf30.000 Passagiere von Eurowings-Streik betroffen

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EW Köln

Flieger der Eurowings am Boden in Köln/Bonn.

Köln/Düsseldorf – Fluggäste sind im Jahr 2022 arg gebeutelt. An den Anzeigetafeln vieler deutscher Flughäfen hat es am Donnerstag wieder nur so von Flugabsagen bei Eurowings gewimmelt. Mit einem ganztägigen Streik sorgten die Piloten dafür, dass gut die Hälfte der Flüge bei der Lufthansa-Tochter ausfielen, wie die Fluggesellschaft bestätigte. Köln/Bonn und Düsseldorf waren deutlich stärker betroffen als andere Flughäfen, weil hier der Anteil in der Gewerkschaft organisierter Piloten besonders hoch ist.

Zehntausende Passagiere mussten auf andere Flüge oder die Bahn ausweichen – oder ihre Reise verschieben. Es war bereits der dritte Ausstand von Beschäftigten der Lufthansa-Gruppe in diesem Jahr.

Trotz des Arbeitskampfes ging Eurowings davon aus, auch am Streiktag insgesamt mehr 30 000 Fluggäste ans Ziel bringen zu können, wie ein Firmensprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mitteilte. Damit komme mehr als die Hälfte der gebuchten Passagiere ans Ziel. Die Lufthansa-Tochter führt sonst täglich rund 500 Flüge zu Reisezielen in Deutschland und Europa durch.

61 Flüge in Köln/Bonn gestrichen

Hart betroffen von der Streikaktion waren die NRW-Flughäfen. Allein in Düsseldorf, dem größten Standort von Eurowings, wurden nach Angaben des Flughafens 118 Flüge abgesagt. In Köln/Bonn wurden laut einem Airport-Sprecher 61 der geplanten 90 Verbindungen gestrichen, in Hamburg 72 und in Stuttgart 54 Flüge.

Dennoch war die Lage in Köln und Düsseldorf verglichen mit den Unannehmlichkeiten der Ferien-Starts ruhig. In Düsseldorf standen gegen Mittag gerade einmal zwölf Passagiere am Eurowings-Schalter, um umzubuchen. Wütende Fluggäste sah man kaum. Die große Mehrheit der betroffenen erfuhr offenbar schon zuhause von der Flugstreichung oder Umbuchung und war deshalb erst gar nicht zum Airport gekommen.

Ähnlich war das Bild in Köln/Bonn. Flüge nach Palma, Pisa, Berlin oder Catania fanden nicht statt. Andere, wie etwa ein Flug nach Rom ist mit Verspätung angezeigt. Dass der auch abhebt, hoffte ein Ehepaar mittleren Alters. Sie hatten sich im Vorfeld informiert, ob ihr Flug zu denen gehört, die gestrichen worden sind. Gestrichen war er nicht, aber zwei Stunden Verspätung zeigt die Infotafel an. Eine Gruppe älterer Damen und Herren, von denen einige im Rollstuhl sitzen, haben auch Glück. Ihr Flug nach Mallorca geht um 12.05 Uhr. Zu ihrem Glück haben sie nicht den um 12.30 Uhr erwischt, der wurde gestrichen. „Ich habe mich vorab informiert, ob unser Flieger geht“, sagt ein Mann aus der Gruppe. Das haben anscheinend auch viele andere Reisende getan. Gegen 10 Uhr am Streiktag gibt es kaum Urlauberinnen und Urlauber an den Schaltern von Eurowings. Ein paar hundert Meter weiter geht es zum Security-Check. Lange Warteschlangen sucht man dort vergebens. „Kein Wunder, wenn so viele Flüge ausfallen“, sagten mehrere Reisende, die vor dem Eurowings-Schalter in Köln/Bonn eincheckten.

Andere Airlines sprangen ein

Dass Eurowings trotz des Streiks noch knapp die Hälfte der geplanten Flüge anbieten konnte, lag vor allem daran, dass die Maschinen der österreichischen Tochter Eurowings Europe und der Langstreckenlinie Eurowings Discover nicht vom Arbeitskampf betroffen waren. Sie fliege „unter Volllast“, hieß es. Außerdem setzte die Airline Flugzeuge von Partnergesellschaften ein, die auch sonst einen Teil der Flüge durchführen.

Allerdings kam es dabei gelegentlich zu Enttäuschungen. Der Lufthansa-Partner Air Baltic etwa half zwar gestrandeten Eurowings-Passagieren aus. Allerdings setzte die Airline einen Airbus 220 statt des viel größeren Airbus 320 der Eurowings ein. So konnten nicht alle Passagiere ihr Ziel erreichen. In diesem Jahr häuften sich die Streiks von Beschäftigten im Lufthansa-Konzern. Erst Anfang September hatte ein ganztägiger Streik der Piloten nahezu den gesamten Betrieb der Kernmarke Lufthansa lahmgelegt. Die Airline musste mehr als 800 Flüge mit 130 000 betroffenen Passagieren absagen. Zuvor hatte im Juli bereits die Gewerkschaft Verdi mit einem Streik des Bodenpersonals den Flugbetrieb der größten deutschen Airline für einen ganzen Tag nahezu zum Stillstand gebracht.

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Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte zum Streik aufgerufen, nachdem die Verhandlungen über einen Manteltarifvertrag gescheitert waren. Der Gewerkschaft geht es in dem Konflikt um bessere Arbeitsbedingungen. Zwar ist der Streik auf einen Tag begrenzt, dennoch sind Folgeprobleme nicht ausgeschlossen. Eurowings gibt sich hoffnungsvoll. Ein Cockpit-Sprecher sagte dagegen: „Es dürfte Anlaufprobleme geben, weil Flugzeuge infolge des Streiks nicht da sind, wo sie seien sollten – und auch Crews nicht am richtigen Ort sind.“ (mit dpa, afp)

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