Weil eine Zutat fehltRitter Sport verkauft neue Schokolade, die nicht so heißen darf

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Wegen einer fehlenden Zutat schafft es ein neues Produkt von Ritter Sport nicht offiziell zur Schokolade

Waldenbuch – Der Schokoladenhersteller Ritter Sport bringt eine neue Schokolade auf den Markt - und darf diese nach eigenen Angaben in Deutschland streng genommen nicht als solche bezeichnen. Dies habe einen lebensmittelrechtlichen Hintergrund: Laut der deutschen Verordnung über Kakao- und Schokoladenerzeugnisse aus dem Jahr 2003 bestehe eine Schokolade nicht nur aus Zutaten wie Kakaomasse, Kakaopulver und Kakaobutter, sondern zwingend auch aus bestimmten Arten von Zucker, an die enge Kriterien angelegt seien.

Eine solche aber fehle im neuen Ritter-Sport-Produkt mit dem Namen Cacao y Nada, teilte das Unternehmen aus Waldenbuch bei Stuttgart am Montag mit. Das Bundesernährungsministerium kommt allerdings zu einer anderen Einschätzung. Nach Angaben der Behörde darf Ritter Sport das Produkt so wie beschrieben durchaus als Schokolade bezeichnen.

Zuckerart ist für eine Schokolade nötig

Zum Süßen verwendet Ritter Sport nach eigenen Angaben natürlichen Kakaosaft, den es auf einer Plantage in Nicaragua extra aus Kakaofrüchten gewinnt. Das Unternehmen argumentiert mit Verweis auf eine EU-Durchführungsverordnung vom November, zwar sei der Saft der Kakaofrucht inzwischen in der EU als Lebensmittel zugelassen.

Allerdings beinhalte das auf der Plantage gewonnene Süßungsprodukt nicht den erforderlichen Zuckergehalt, der laut dieser Verordnung zu einer lebensmittelrechtlichen Anerkennung als Zuckerart nötig wäre. Eine Zuckerart sei aber für eine Schokolade nötig - denn laut deutscher Kakaoverordnung bestehe eine Schokolade aus „Kakaoerzeugnissen und Zuckerarten“. Die Kakaoverordnung ist eine Art gesetzliches Rezeptbuch - wer dagegen verstößt, riskiert Geldstrafen und im Extremfall gar einen behördlich verordneten Verkaufsstopp.

Das Bundesernährungsministerium teilte daraufhin mit, die Kakaoverordnung begrenze die Verwendung zuckerhaltiger Zutaten nicht auf bestimmte Zuckerarten. Das Ministerium könne daher nicht erkennen, dass bei der Herstellung von Schokolade nicht auch natürlicher Kakaosaft zum Süßen verwendet und das Erzeugnis unter der Bezeichnung „Schokolade“ in den Verkehr gebracht werden dürfe. „Wir haben das klare Ziel, den Zuckergehalt in Fertiglebensmitteln und Erfrischungsgetränken deutlich zu reduzieren“, sagte Ministerin Julia Klöckner (CDU) der dpa auf Nachfrage.

Ritter Sport beklagte in seiner Mitteilung, das deutsche Lebensmittelrecht sei nicht mehr zeitgemäß. Dass eine Schokolade, die zu 100 Prozent aus Kakao bestehe, ohne den Zusatz von Zucker hierzulande nicht als solche bezeichnet werden dürfe, sei „absurd“, sagte Firmenchef Andreas Ronken laut Mitteilung vom Montag. „Wenn Wurst aus Erbsen sein darf, braucht Schokolade auch keinen Zucker. Aufwachen!“ Eine Ritter-Sport-Sprecherin sagte auf Anfrage, man setze sich für eine Änderung der Verordnung ein.

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Auf den deutschen Markt bringen will das Unternehmen sein neues Produkt nun dennoch - nur eben nicht als „Schokolade“, sondern beispielsweise unter dem Label „Kakaofruchttafel“. Zunächst hatte die „Bild“-Zeitung (Montag) über den Fall berichtet. Schokolade von Ritter Sport wird in mehr als 100 Ländern verkauft. Das Unternehmen musste in den vergangenen zwei Jahren jeweils Umsatzrückgänge verkraften, erlöste 2020 noch 470 Millionen Euro und beschäftigt weltweit rund 1650 Mitarbeiter. (dpa) 

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