Zahlen und BeispieleWie die Kölner Start-up-Szene durch die Pandemie gekommen ist

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Das Noho-Gründungsteam: Martin Gaspers, Nathalie Prokop und Sarah Dankenbring

Köln – Es braucht 42.000 Liter Wasser, um 100 Milliliter Badreiniger zu neutralisieren. So rechnet es das Kölner Start-up Noho vor. Insgesamt 280 Badewannenfüllungen, die nötig seien, damit das putzmittelversetzte Wasser Wasserlebewesen nicht mehr schade. „Wasser ist unsere wichtigste Ressource und es ist schockierend, wie wir damit umgehen – und wie viele Produkte wir nutzen, die einen schlechten Effekt haben“, sagt Martin Gaspers. Bei Nohos ökologischen Putzmitteln benötige man zum Neutralisieren nur 120 Liter.

Reiniger aus drei Komponenten

Wer bei Noho kauft, bekommt drei verschiedene Komponenten, die er in mitgelieferten Glasflaschen nach Anleitung selbst zusammenrühren muss: Zitronensäure, Soda und eine selbst entwickelte Biotensidformulierung. „Daraus kann man alle Reiniger mischen, die man braucht“, sagt Ideengeberin und Mitgründerin Nathalie Prokop. Zum Beispiel Mittel speziell für Glas, das Bad, den Boden oder das WC. Ein Kit ergibt bis zu 25 Liter und kostet 59 Euro. Es soll mehrere Monate halten.

Die Köln-Business-Wirtschaftsförderung hat Noho zum Pitch gebeten, um beispielhaft vielversprechende Kölner Neugründungen vorzustellen. 2021 sei in Köln etwa jeden dritten Tag ein neues Start-up gegründet worden, so Geschäftsführer Manfred Janssen. „Das zeigt: Das vielfältige Ökosystem in Verbindung mit der Kölner Wissenschaftslandschaft bietet einen idealen Boden, auf dem Start-ups wachsen können.“

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Immer mehr Neugründungen

Diese Standortfaktoren führten auch dazu, dass die Gründerszene robust durch die Pandemie gekommen sei. Anders als in anderen Städten habe es hier keinen Corona-Knick gegeben. „Wir stellen fest, dass das Kölner Ökosystem mit seinen Besonderheiten auch in Krisenzeiten gut funktioniert.“ Die ausgewogene Branchenstruktur, die die Gesamtwirtschaft präge, zeige sich auch in der Gründerszene. In der Pandemie hatten Städte mit einer starken Spezialisierung – zum Beispiel der Finanzstandort Frankfurt – mehr zu kämpfen als andere.

Köln-Business zählt dagegen seit 2019 eine kontinuierliche Steigerung der Neugründungen: damals waren es 86, 2021 schon 106 im Jahr. Insgesamt gibt es in Köln laut Wirtschaftsförderung in der Stadt mehr als 550 Start-ups. Die Zahlen könnten auch höher liegen, da nicht alle Gründungen automatisch erfasst werden.

Verschiedene Förderprogramme

Die meisten bekannten Neugründungen gab es dabei seit 2019 im Bereich Software (15 Prozent). Elf Prozent entfielen auf den Onlinehandel, zehn Prozent auf die Lebensmittelbranche und neun Prozent auf Medizin. Diese Schwerpunkte spiegelten dabei Branchen, in denen Köln auch gesamtwirtschaftlich stark aufgestellt sei, so Janssen. So zieht der Handelsstandort mit bedeutenden Messen wie der Anuga, Unternehmenssitzen wie der Rewe Gruppe und verschiedenen Handelsforschungsinstituten auch entsprechende Start-ups an.

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„Wir begleiten Gründerinnen und Gründer von der ersten Idee über die Gründung bis zur Wachstumsphase“, so Janssen. Man biete ihnen persönliche Beratungen sowie „ein breites Angebot von Förderprogrammen und Veranstaltungen“ an.

Athletik-App und digitale Hilfe

Neben Noho stellen am Dienstag auch Fussballetics und Visual Makers ihre Konzepte vor: Fussballetics hat einen digitalen Athletiktrainer für Fußballvereine entwickelt und erreicht mit ihm bereits mehr als 1000 Spielerinnen und Spieler. Visual Makers dagegen will auch Laien das Bauen von Webseiten und Apps ermöglichen und bildet sie dazu im Prinzip „No-Code“ aus.

Noho bereitet sich derweil auf die nächsten Schritte vor: Nachdem es zunächst am Inkubator der Universität zu Köln und später am Accelerator der Impact-Factory in Duisburg teilnahm, erhielt das Start-up das Gründerstipendium NRW und wird durch das Programm „Kölner Rahmen“ von Köln-Business gefördert. Nun würde es gern Fremdkapital einsammeln – zum „Skalieren und Weiterentwickeln“.

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