Zahlen veröffentlichtDeshalb beschert die Messe der Stadt Köln Milliardenumsätze

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Besucher auf der Anuga

Besucher auf der Anuga

  • Die Messe beschert der Köln im Jahr Milliardenumsätze.
  • Denn jedes Jahr bringt sie 3,2 Millionen Besucher in die Stadt – die einiges an Geld ausgeben.
  • Gerade die vielen Übernachtungen sind hier von Bedeutung. Eine Rechnung.

Köln – Beinahe wöchentlich locken Messeveranstaltungen massenhaft Menschen nach Köln: Mehr als 170 000 Fachbesucher aus 201 Ländern waren in den vergangenen Tagen zur Ernährungsleitmesse Anuga in Köln zu Gast. Im August dieses Jahres besuchten 370 000 Menschen die weltgrößte Messe für Video- und Computerspiele Gamescom. Auf der Möbelmesse im Januar wurden knapp 150 000 Besucher gezählt, 38 400 auf der Süßwarenmesse, 145 000 auf der Fibo, der weltgrößten Leistungsschau der Fitnessbranche.

Insgesamt nehmen an den regelmäßig durchgeführten Veranstaltungen der Kölner Messe laut eigener Angabe mehr als 55 000 ausstellende Unternehmen aus 126 Ländern sowie rund 3,2 Millionen Besucher aus 224 Staaten teil. Das Geschäft hat damit einen erheblichen Einfluss auf Wirtschaft, Reiseverkehr, Gastronomie und Kultur der Stadt.

Die Kölner Messe sei „ein wichtiger Arbeitgeber für die Stadt und die zahlreichen Messen, die viele Reisende in unsere Stadt bringen, sind der Platz, an dem neueste Entwicklungen präsentiert und wichtige Partnerschaften geschlossen werden“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Die Kölner Messe lässt die ökonomischen Effekte ihres Geschäfts regelmäßig durch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung der Münchener Universität (Ifo) erheben. Welche Effekte das Messegeschäft auf die Stadt sonst noch hat, wie sie gemessen werden und wie viele Arbeitsplätze an der Branche hängen – ein Überblick:

Ausgaben der Besucher

Durchschnittlich gibt jeder Besucher 384 Euro aus, rund die Hälfte davon in Köln. Knapp ein Viertel der Ausgaben fließt in die Übernachtung. Mit der städtischen Köln-Tourismus GmbH hat die Messe hochgerechnet, dass sie im Jahr 2018 2,4 Millionen Übernachtungen generiert hat – knapp 40 Prozent aller Übernachtungen in der Stadt und 45 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Zur Auslastung der Hotel-Kapazitäten trügen neben den Besuchern und Ausstellern selbst auch die Messebauer und viele Zulieferer vor und nach einer Veranstaltung bei.

Auch die Gastronomie der Stadt profitiert ordentlich: 15 Prozent ihres Geldes geben Messebesucher demnach für Essen und Trinken in Restaurants und Kneipen aus, sieben Prozent für sonstige Einkäufe.

Aus Befragungen weiß die Kölner Messe, dass rund fünf Prozent der Privat- und Fachbesucher sowie knapp 13 Prozent der Aussteller Kölner Taxis nutzen. Aussteller kostet die Messeteilnahme übrigens im Schnitt knapp 37 000 Euro – Standbau, Standmiete und Personalkosten sind die größten Posten.

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In Köln sorgen die Ausgaben der Messebesucher nach Ifo-Berechnungen für Umsätze in Höhe von rund 1,1 Milliarden Euro, bundesweit liegt der Betrag gar bei zwei Milliarden Euro. „Die durch die Kölner Messen erzeugten Kaufkrafteffekte bescheren dem Fiskus pro Jahr steuerliche Mehreinnahmen von 381 Millionen Euro“, heißt es dazu von der Kölner Messe. Auf NRW entfielen 155, auf Köln 17 Millionen Euro.

Neben den direkten Effekten über die Hotellerie und Gastronomie fließen in die Berechnungen auch indirekte Effekte ein: Dienstleistungen, die ein Hotel einkauft, Material für den Standbau oder Treibstoff für Zulieferer-Lkw.

Das Publikum

So unterschiedlich die Themen der einzelnen Veranstaltungen sind, so divers ist auch das Publikum. Beispiel Gamescom: Zur Spielemesse kommen neben den Fachbesuchern der Branche auch viele junge Privatbesucher, die häufig noch Schüler sind. Sie geben ihr Geld in der Regel für andere Unterkünfte, in anderen Gaststätten und in deutlich niedrigerer Menge aus als etwa ein Fachbesucher der Möbelmesse.

„Die Bandbreite reicht von jungen Besuchergruppen, Start-ups und hochinnovativen Ausstellern der Gamescom über die Kreativszene der Dmexco bis beispielsweise zu Zahnmedizinern auf der Internationalen Dentalschau, Architekten und Projektentwicklern auf der Orgatec, dem weltweiten Fachhandel auf der Anuga und vielen anderen Veranstaltungen“, sagt Messe-Geschäftsführer Gerald Böse. Es sei eine besondere Eigenschaft Kölns, „dass sie alle diese Zielgruppen bedienen und die nötige Bandbreite an Gastronomie, Hotels, Läden und kulturellen Angeboten über den Messetag hinaus anbieten kann“.

Arbeitsplätze

Nach Angaben der Messe arbeiten rund 850 Angestellte für das Unternehmen – das seien rund 200 mehr als vor zehn Jahren. 700 von ihnen sind in Köln tätig, hinzu kommen ausländische Vertriebspartner. Zu großen Veranstaltungen sei temporär eine mittlere fünfstellige Zahl zusätzlicher Mitarbeiter im Einsatz – auf Messeständen, im Service, bei Standbauern, Elektrikern, Entsorgern und Sicherheitskräften. Rechnerisch sichere das Geschäft der Kölner Messe bundesweit 18 500 Vollzeit-Arbeitsplätze, davon 11 400 in Köln.

Kulturelle Effekte „Dass Menschen hier zusammenkommen, dass hier die Welt miteinander handelt – davon profitieren wir in Köln alle. Es trägt zur Strahlkraft und Attraktivität des Wirtschaftsstandorts bei“, sagt Kölns Oberbürgermeisterin Reker. Die Messe weist darauf hin, dass sie Wert darauf legt, „unsere Messethemen in die Stadt zu tragen, um so auch unseren Messegästen zu zeigen, dass sie in Köln willkommen sind“. Beispiele seien eine große Licht-Aktion am Rhein im vergangenen Jahr anlässlich der Gamescom und das jährliche Musikfestival auf den Ringen anlässlich der Spielemesse. Zur Fotomesse Photokina wurde 2018 der Kölner Dom illuminiert, im Mai 2020 ist eine Fortsetzung geplant, „um das Jubiläum der Beendigung des Zweiten Weltkriegs zu würdigen“, heißt es.

Stadtentwicklung

Die Messe betrachtet sich als „Impuls- und Ideengeber im Sinne der Stadtentwicklung“, schreibt sie. Sie sorge in Zusammenarbeit mit Stadt und Land für die Digitalisierung des Verkehrsmanagements, um Staus zu vermeiden und den Ausstoß von Emissionen zu verringern, engagiere sich für den Ausbau des Bahnknotens Köln und investiere im Rahmen des Programms „Koelnmesse 3.0“ bis 2030 mehr als 700 Millionen Euro. Kürzlich regte sie mit der Strabag eine Seilbahn zwischen dem Hauptbahnhof und der Messe an.

Das sagt der Messechef „Es ist unser Auftrag, im Interesse unserer Kunden hinzuschauen, wo es aus unserer Sicht Optimierungsbedarf in der Stadt gibt und wo sich Chancen ergeben“, sagte Messechef Böse. Weit vorne steht dabei die Forderung nach hochklassigen Hotels. Besonders punkten könne die Messe mit der Innenstadtlage. Vor dem Hintergrund der Diskussion um Dieselfahrverbote sei es entscheidend, dass die Messe erreichbar bleibe. Zudem müsse die Infrastruktur mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Messe Schritt halten, etwa durch das Angebot weltweiter Destinationen des Flughafens.

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