Zweiter WeltkriegDie Erft war hart umkämpft

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Ein amerikanischer Granatwerfer war bei Kerpen im Einsatz. Im Hintergrund ist das Kolpinggeburtshaus zu sehen. (Bild: Privat)

Ein amerikanischer Granatwerfer war bei Kerpen im Einsatz. Im Hintergrund ist das Kolpinggeburtshaus zu sehen. (Bild: Privat)

Rhein-Erft – Die deutschen Truppen erwarteten gegen Ende des Zweiten Weltkriegs den Angriff amerikanischer Soldaten. Und die Erft sollte eine natürliche Hürde auf dem Vormarsch sein und unbedingt verteidigt werden – die Deutschen hatten die Erftstellungen seit Ende 1944 für die Abwehrschlacht ausgebaut.

Den Kampf um die Erft hat Willi Weiss beinahe minutiös nachgezeichnet. In seinem Buch „Westfront ’45“ beschreibt er die Kämpfe in Kerpen, Bergheim, Bedburg und Elsdorf um das letzte Hindernis vor dem Rhein. In umfangreicher Recherchearbeit hat der frühere Oberaußemer Weiss Berichte von Soldaten und Einheimischen zusammengetragen, hat alte Fotos und Karten ausgewertet.

Es war nur ein Kampf von wenigen Tagen. Die US-Truppen marschierten schnell weiter auf Köln zu. Doch dass sie an der Erft leichtes Spiel hatten, kann man auch nicht sagen. „Was ich bis zu meinen Recherchen auch nicht wusste: Vor allem der Bethlehemer Wald bei Bergheim war hart umkämpft“, sagt Weiss. „Hier haben noch viele US-Soldaten ihr Leben gelassen.“Zwischen Glesch und Paffendorf gelang es den Amerikanern, trotz starken Beschusses an zwei Stellen die Erft zu überqueren. Und da diese Brückenköpfe vom Rand des Bethlehemer Waldes aus zu sehen waren, entwickelten sich hier schwere Gefechte. „Der Vormarsch der Amerikaner wurde um mehrere Tage verzögert“, sagt Weiss.

Pech für die Verteidiger: Während die Amerikaner seit der Invasion in der Normandie im Juni 1944 ihre Angriffe in eigentlich unterlegenen Sherman-Panzern fuhren, kam ausgerechnet Ende Februar erstmals der neue Pershing-Panzer mit seinem deutlich größeren Geschütz zum Einsatz. „Hier im Raum Jülich haben die Amerikaner den Hambacher Forst überrannt“, heißt es in einem Flugblatt der Alliierten. „Die zurückflutenden deutschen Verbände sind machtlos gegenüber dem neuen Infanterie-Begleitpanzer mit seinem 9-Zentimeter-Geschütz.“ Ein solcher Pershing-Panzer hatte sich in der Nacht auf den 27. Februar 1945 am Bahnübergang in Elsdorf aufgebaut, dort, wo heute der Parkplatz „Am Westbahnhof“ ist. „Die Einwohner des Ortes waren zu dieser Zeit bereits evakuiert, alle Zugangsstraßen waren von der deutschen Wehrmacht und dem Volkssturm mit Panzersperren stark befestigt“, schrieb damals ein deutscher Funker.

Doch der Panzer konnte seine Überlegenheit nicht nutzen. Während die Besatzung versuchte, mit dem „Pershing“ die Panzersperre wegzuschieben, wurde hinter ihm ein Fahrzeug in Brand geschossen – in dem auflodernden Feuerschein war für kurze Zeit die Silhouette des Panzers in der Nacht zu sehen. Drei Schüsse eines deutschen Tiger-I-Panzers legten den „Pershing“ lahm, ein Besatzungsmitglied kam ums Leben. Aber die Amerikaner verloren den Panzer nicht, sondern konnten ihn reparieren und wieder in den Kampf schicken.

Während Weiss durchweg um eine nüchterne Sprache bemüht ist, erhält das Buch durch die immer wieder eingestreuten Berichte von Zeitgenossen auch eine emotionale Seite. „Am Vormittag Tiefflieger-Angriff“, schreibt etwa ein deutscher Soldat vor Elsdorf. „Wir flüchteten in die Ruinen eines Bauernhauses, das rettete uns das Leben. Unser ortsfestes Geschütz wurde getroffen.“ Die amerikanischen Panzer, von Giesendorf kommend, hätten nicht aufgehalten werden können. Beeindruckend sind auch die Bilder, von denen viele noch nicht veröffentlicht wurden und viele Kriegsszenen aus dem Gebiet des heutigen Rhein-Erft-Kreises zeigen.

Das Buch „Westfront ’45 – Die Kämpfe in der Erftstellung zwischen Kerpen und Neuss als letztes Hindernis vor dem Rhein“ von Willi Weiss ist im Helios-Verlag erschienen und für 23,50 Euro im Buchhandel erhältlich, auch bei Schreibwaren Weck in Oberaußem.

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