Finanzierung noch unklarVerein Solimed plant Stadtteilgesundheitszentrum in Köln-Kalk

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Vier Mitglieder des Kölner Vereins Solimed, zwei Männer und zwei Frauen, stehen neben der Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer. Sie überreicht ihneneinen Scheck über 500 Euro. Foto von Stefan Rahmann.

Der Kölner Verein Solimed wirdfünf Jahre alt. Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer überreicht Mitgliedern einen Scheck über 500 Euro als Geburtstagsgeschenk.

Der Kölner Verein Solimed lotst Bürger durch das deutsche Gesundheitssystem. Ein Stadtteilgesundheitszentrum in Kalk ist das künftige Ziel.

Dieser Initiative darf man mit Fug und Recht einen langen Atem attestieren. Seit fünf Jahren wollen die Mitglieder des Vereins Solimed Köln ein Stadtteilgesundheitszentrum in Kalk eröffnen. Das soll ein multiprofessionelles Zentrum sein, in dem nicht nur Menschen mit Gesundheitsberufen arbeiten, sondern auch aus anderen Disziplinen wie etwa Juristinnen und Sozialarbeiter.

Darüber hinaus soll das Stadtteilgesundheitszentrum ein Ort der Vernetzung sein und ein Treffpunkt für Menschen, Gruppen und Initiativen im Stadtteil. Der Verein besteht seit fünf Jahren. Den Geburtstag feierten Mitglieder und Gäste im Stadtteilbüro Kalk-Nord an der Loerstraße 8. Dort bieten die 20 ehrenamtlichen Mitglieder jeden Mittwoch von 14 bis 17 Uhr eine kostenlose Gesundheitssprechstunde an.

Solimed lotst durch das Gesundheitssystem – Zukünftige Finanzierung unklar

Kurz vor Beginn der Geburtstagsparty war eine Frau in der Sprechstunde, die Schwierigkeiten hatte, einen Termin für eine psychotherapeutische Behandlung zu bekommen. „Die haben wir beraten und ihr Vorschläge gemacht, an wen sie sich wenden kann“, berichtet Martin von Solimed.

Die Vereinsmitglieder sehen sich als Lotsen durch das deutsche Gesundheits- beziehungsweise Versorgungssystem, mit dem viele ihrer Klientinnen und Klienten nicht vertraut sind. Anträge auf Pflegestufen werden besprochen, aber auch Arztbriefe verständlich erklärt. Ärztliche Versorgung kann noch nicht angeboten werden.

Der Solimed-Verein ist seit längerem auf der Suche nach Räumen für die Arbeit. Auch die Finanzierung ist heikel. Zurzeit wird man mitfinanziert durch eine große private Spende und auch einen Zuschuss aus den bezirksorientierten Mitteln. Da kam Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer gerade recht mit einem Scheck über 500 Euro als Geburtstagsgeschenk.

Solidarische Medizin pflegt ein anderes Verständnis von Gesundheit

„Ich habe die Solidarische Medizin von Anfang an unterstützt. Es ist eine Medizin auf Augenhöhe und für uns in Kalk was Neues.“ Ja, es sei schwierig mit den Finanzen. Und in Sachen Gesundheitskioske gehe es in Köln auch nicht voran. „Das passt nicht in die alten Strukturen.“ Greven-Thürmer verwies auf die anstehenden Haushaltsverhandlungen im Rat. Da werde es auch darum gehen, welche sozialen Projekte in den Veedeln noch Bestand haben werden. „Wir Kalker Bezirkspolitiker werden unsere Bedarfe sehr deutlich machen.“

Solimed Köln orientiert sich an der Definition von Gesundheit durch die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen: „Gesundheit ist ein Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen.“ Das heißt, dass die Gesundheit des Einzelnen abhängig ist von den Verhältnissen, in denen er oder sie liebt.

Unterschiedliche Lebenserwartung in den Stadtteilen Kölns

Die Solimed-Leute haben das nachgewiesen in ihrem Gesundheitsatlas, den sie herausgegeben haben. Ihre Befunde basieren auf öffentlich zugänglichen Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, der AOK Nordrhein, des Gesundheitsamtes der Stadt Köln und dem Statistischen Jahrbuch Kölns. Bittere Erkenntnis: In Mülheim sterben die Menschen im Schnitt sechs Jahre früher als in Lindenthal.

Auch Faktoren wie Schadstoffbelastung der Luft, Lärm, prekäre Lebens- und Wohnverhältnisse hätten einen darstellbaren Einfluss auf die Gesundheit, sagt Martin. „Die Verteilung der Arztsitze durch die Kassenärztliche Vereinigung ist ungerecht“, prangert er an. Diskriminierung erzeuge Dauerstress, der chronische Krankheiten zur Folge habe.

Vereinsmitglied Jonas warf einen Blick zurück. Bei einer Veranstaltung unter dem Motto „Gesundheit für alle“ hätte sich ein Orga-Team zur Gründung des Solimed-Vereins gebildet. „Im Februar 2019 trafen sich 30 Leute zur konstituierenden Versammlung.“ Bei den Recherchen für den Gesundheitsatlas habe sich schnell herausgestellt, dass ein Stadtteilgesundheitszentrum in Kalk Sinn mache.

„Ich bin froh, dass die Gruppe Corona überstanden hat, als wir uns alle nur als Kacheln getroffen haben. Jetzt starten wir wieder durch.“ Jana ist Psychologin und kritisiert die Hierarchien in ihrem Fach. „Keine Zeit für die Menschen, kein Blick auf deren Lebensverhältnisse.“ Sie sieht in den Menschen „Experten in ihrer Lebenswelt“. Deren Expertise gelte es einzubinden in die Gesundheitsversorgung. Dabei sei man auf einem guten Weg, sagt Jana: „Wir kommen langsam im Stadtteil an.“

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