Lockdown-BriefeCorona-Briefkasten von Raderberger Kindern im Kölnischen Stadtmuseum ausgestellt

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Ana und Lea präsentieren den Briefkasten, den sie in der Lockdown-Zeit gebastelt haben, im Kölnischen Stadtmuseum. Foto von Stephanie Broch.

Ana und Lea freuen sich, dass ihr Briefkasten, der ihnen in der schwierigen Lockdown-Zeit geholfen hat, mit ihren Freundinnen in Kontakt zu bleiben, jetzt im Museum hängt.

Um mit Freunden während des Corona-Lockdowns in Kontakt zu bleiben, bastelten Mädchen in Raderberg Briefkästen. Einer ist nun ausgestellt.

„Krass, dass unser Briefkasten jetzt hier in einer Vitrine ist. Wenn ich ihn anschaue, kommt die Erinnerung an die Corona-Zeit, aber der Briefkasten ist eine schöne Erinnerung“, sagt Ana de Brito Gossmann, 15 Jahre. „Ja, wirklich schön, dass er jetzt im Museum ist“, meint auch ihre 13-jährige Schwester Lea.

Die beiden Mädchen leben in Köln-Raderberg. Während des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 waren die Schulen geschlossen, die Menschen durften sich – außerhalb ihrer Familien – nicht treffen. „Das war hart. Wir sind eine Gruppe von ein paar Mädchen in unserer Straße, alle etwa gleich alt. Wir kennen uns von klein auf und sind immer ganz viel zusammen“, erzählt Ana.

Sie und ihre Schwester vermissten den Kontakt zu den Freundinnen. „Wir hatten damals keine Handys. Und so kamen wir auf die Idee, uns Nachrichten zu schreiben und die in die Briefkästen zu werfen“, berichtet Ana, damals elf Jahre.

Briefkästen immer schnell voll

Zunächst benutzten die Freundinnen dafür die normalen Briefkästen. „Das war aber umständlich, weil man einen Schlüssel braucht und weil da auch die normale Post ankommt“, schildern die beiden Schwestern. So kam die nächste Idee: Die Mädchen bastelten sich eigene Briefkästen und hängten die an ihre Garten- und Haustüren. „Wir hatten erst einen kleinen Briefkasten gebastelt, aber weil wir uns alle immer so viele Nachrichten geschrieben haben, war der immer schnell voll. Dann haben wir einen Schuhkarton genommen“, erzählt Ana.

Notizzettel, Briefe und auch Geschenke gingen hin und her. „Wir haben einander zum Beispiel auch etwas zu Ostern gebastelt und das in die Kästen geworfen. Oder wenn jemand krank war, gute Besserungswünsche“, erinnert sich Lea, damals neun Jahre. „Wir haben selbst auch immer geschaut, ob jemand an unserem Briefkasten vorbeikommt und sind dann gleich schnell hingelaufen, um unsere Post rauszuholen“, sagt Ana. „Die Briefkästen waren in der Zeit ganz wichtig für uns“, ergänzt Lea.

Wichtiges Objekt aus der Corona-Anfangszeit

Ein Nachbar der Mädchen machte Stefan Lewejohann, Kurator im Kölnischen Stadtmuseum, auf die Aktion aufmerksam. „Wir haben gleich zu Beginn von Corona gedacht, dass es sich hier um ein historisches Ereignis handeln könnte“, berichtet Lewejohann. Daher habe man auch recht schnell nach Objekten Ausschau gehalten, die dieses Ereignis dokumentieren. „Das ist unsere Aufgabe, wichtige Ereignisse in der Geschichte festzuhalten und Zeitdokumente aufzubewahren“, erklärt der Kurator. Das Museum habe Aufrufe gestartet und die Bürger gebeten, entsprechende Objekte dort abzugeben.

Als Lewejohann von den Corona-Briefkästen der Raderberger Kinder erfuhr, rief er bei der Familie von Ana und Lea an und holte die Briefkästen nach dem Lockdown ab. Unter vielen Objekten wurde ein Briefkasten als Exponat für die Dauerausstellung ausgewählt. „Einmal weil er ein Objekt aus den Anfängen der Corona-Zeit ist und dann, weil er den Umgang von Kindern mit der Pandemie zeigt. Heute wissen wir, wie stark auch die Kinder von Corona und den Maßnahmen betroffen waren. Der Briefkasten zeigt ihren kreativen Umgang damit“, erklärt Lewejohann.

Nun hängt der selbstgebastelte Briefkasten der Raderberger Mädchen in der derzeit aktuellsten Vitrine im Raum für Stadtgeschichte im Kölnischen Stadtmuseum, das Ende März an seinem neuen Standort in der Minoritenstraße wieder öffnete.

Den Briefkasten brauchen Ana, Lea und ihre Freundinnen heute zum Glück nicht mehr. „Als der Lockdown vorbei war und wir uns wieder treffen konnten, wurde das mit den Nachrichten immer weniger und hat dann ganz aufgehört. Sich persönlich zu treffen ist einfach noch mal viel, viel schöner“, sagen die Schwestern.

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