Schleuserermittlungen legen offenWie eine chinesische Investorin das Kölner Großbordell „Pascha“ kaufte

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Das Bordell ist von der Seite zu sehen mit Schriftzug und pinkfarbener Fassade.

Das Pascha in der Hornstraße

Nach wie vor sitzt ein Anwalt unter anderem wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Einschleusens in Untersuchungshaft.

Ein später Herbsttag im Jahr 2020 zeugt von einem besonderen Anlass: Neue Investoren finden sich zusammen, um das Bordell „Pascha“ in der Hornstraße zu inspizieren. Das bekannteste Rotlicht-Etablissement in Köln steht zum Verkauf. Auf der Seite der Kaufinteressenten trat der Geschäftsmann Cheng F. (Name geändert) auf, begleitet von dem Frechener Anwalt Claus B. Im Dezember dann ließ man die Pascha-Verwalter wissen, dass ein echtes Kaufinteresse bestehe.

Für elf Millionen Euro wollten Claus B. & Co. im Namen einer Mandantin aus China das Stundenhotel übernehmen. Schon witterten die Bordell-Betreiber das große Geschäft. Zumindest eine üppige Provision sollte herausspringen. „Das könnte der Deal für die nächsten 20 Jahre Unterhalt werden“, zitiert die Bild-Zeitung einen Chatverkehr zwischen dem Verwalter des Bordells und Anwalt Claus B.

Chinesische Investorin erwarb 2021 das „Pascha“

Der Jurist und sein chinesischer Geschäftspartner gaben demnach die Strohleute für eine Käuferin aus Peking, die ihnen eine Generalvollmacht erteilt hatte. Im März 2021 erwarb die Investorin aus China über ihre Mittelsmänner das Großbordell. In der obersten Etage richtete man einen Hotelbetrieb ein, das Angebot lag bei 199 Euro pro Nacht und pro Zimmer.

Pikanterweise taucht der Vorgang in der Ermittlungsakte zu einem brisanten Schleuserkomplex auf, in dem eine 38-köpfige Bande reiche Chinesen, Inder und Araber mithilfe falscher Papiere Aufenthaltserlaubnisse in Deutschland erschwindelt haben sollen. Die Migranten sollen bis zu 360.000 Euro auf Anderkonten an die mutmaßlichen Schleuserbosse bezahlt haben. Unter so einem Konto versteht man ein Treuhandkonto, das der Vermögensverwaltung von fremdem Vermögen dient.

Frechener Anwalt sitzt in Haft

Zu den Köpfen der Bande gehören laut Staatsanwaltschaft auch Anwalt Claus B. und sein chinesischstämmiger Geschäftspartner. Sie sollen einen größeren Teil üppiger Einlagen der wohlhabenden Migranten in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Nach wie vor sitzt der Frechener Anwalt unter anderem wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Einschleusens in Untersuchungshaft. Sein Verteidiger Hanno Lillig wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Vorgang äußern.

Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Justizkreisen erfuhr, spielt die Pascha-Akte in dem Schleuserkomplex keine große Rolle. Offenbar handelt es sich um ein Abfallprodukt, das die Nachforschungen der Ermittlungsgruppe „Investor“ der Bundespolizei und dem zuständigen Staatsanwalt Hendrik Timmer zutage förderten. Spekulationen, dass die Investorin aus Peking den neu eröffneten Hotelbetrieb im neunten Stockwerk dazu nutzte, um chinesische Spione zu beherbergen, scheinen sich nicht zu bewahrheiten. Zumindest ermittelt die Staatsanwaltschaft nicht in dem Zusammenhang gegen die Schleuser-Connection.

Zugleich aber offenbart die Bordell-Übernahme personelle Links, die ins Milieu führen. So soll etwa ein weiterer mutmaßlicher Drahtzieher der Schleuserbande Geschäftskontakte zu einem Corona-Subventionsbetrüger unterhalten haben. Der Kölner Anwalt versuchte bei dem Schwindler offenbar erfolglos Geld einzutreiben.

Inzwischen wurde der Subventionsbetrüger zu mehr als fünf Jahren Gefängnis verurteilt, weil er 1,3 Millionen Euro an Staatshilfen unrechtmäßig erhalten haben soll. Sein Gläubiger aus alten Zeiten hingegen befindet sich derzeit auf Flucht und wird mit Haftbefehl gesucht. Sein Verteidiger Martin Bücher wollte sich zu den Schleuservorwürfen auf Anfrage nicht äußern.

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