BauvorhabenKölner Projektentwickler plant Seniorenwohnungen im alten Rathaus Blankenheim

Lesezeit 5 Minuten
Die Animation zeigt, wie das alte Rathausgebäude nach dem Umbau aussehen soll. Darüber thront die Blankenheimer Burg.

Ein Kölner Projektentwickler will das alte Rathaus zu Eigentumswohnungen für Senioren umbauen. Mit vielen Balkonen, energetisch komplett saniert - und einem aufgesetzten Spitzdach.

Zwei Interessenten für das alte Rathaus in Blankenheim sind bereits abgesprungen. Ein Abriss stand zur Disposition. Doch nun ist ein Investor gefunden.

Für rund 5,6 Millionen Euro will ein Kölner Projektentwickler das mit dem Umzug der Gemeindeverwaltung Ende des Jahres freiwerdende Rathaus von Blankenheim kaufen und für 17 seniorengerechte Eigentumswohnungen umbauen. Ende 2026 soll die „Residenz im Rathaus“ bezugsfertig sein.

Ob das der neue Name der aus dem Jahr 1972 stammenden Immobilie sein wird, ist allerdings noch unklar. Klar ist indes: Das wegen seiner dunklen Fassade eher wie ein Klotz wirkende Flachdachgebäude am Eingang zum historischen Ortskern wird nicht mehr wiederzuerkennen sein. Denn das Flachdach wird durch ein Spitzdach mit 45 Grad Neigung und sechs Metern Firsthöhe ersetzt. Den Geschossaufbau habe das Bauamt der Kreisverwaltung schon genehmigt, so Boris Enning.

Das alte Rathaus in Blankenheim.

Das aus dem Jahr 1972 stammende Rathaus der Gemeinde Blankenheim war damals ein „Hingucker“, doch optisch so richtig gepasst hat es in die Umgebungsbebauung des alten Ortes nie.

Er ist Architekt, Stadtplaner und geschäftsführender Gesellschafter der Orbis Projektentwicklung GmbH in Köln. Vor allem aber ist er Wahl-Ripsdorfer, weshalb er sich auf einer   Wochenendfahrt von Köln nach Ripsdorf – Enning wählt die Route unterhalb von Blankenheim vorbei am Weiher und Rathaus – schon länger gefragt habe, was aus der Immobilie nach dem Umzug der Verwaltung in den „Konsum“ werde.

Also rief er vor einem halben Jahr bei Bürgermeisterin Jennifer Meuren an, man kam ins Gespräch. Meuren freute sich: „Wir hatten in den vergangenen Jahren nur zwei Interessenten, die das Gebäude kaufen wollten, aber abgesprungen sind. Es stand sogar schon der Abriss zur Disposition.“ Mit Boris Enning wurde man sich dann offenbar schnell handelseinig. Alle Fraktionsvorsitzenden hätten schon vor der jüngsten Gemeinderatsitzung, in der Enning seine Pläne erstmals öffentlich vorstellte, dem Vorhaben zugestimmt, so Meuren.

Die Gesamtinvestition beträgt 5,6 Millionen Euro

Enning wird nun die Immobilie kaufen, der Projektentwickler wird auch der Bauherr sein. Über den Kaufpreis fürs Rathaus – er wurde durch ein aktuelles Gutachten festgestellt – wurde zwar Stillschweigen vereinbart, doch das Gesamtinvestment ist bekannt. Es beträgt 5,6 Millionen Euro.

Was der Kölner Architekt plant, soll aus der dunkelgrauen Kiste einen hellen Vorzeigebau mit vielen Fenstern und Balkonen machen. Der derzeit angedeutete L-förmige Grundriss wird mit dem Umbau noch betont. Man orientiere sich am Eifeler Winkelhof, weshalb sowohl der Hauptbau als auch der später zur Weiherseite hin rechts angesetzte rechteckige Glasbau ein Spitzdach erhalten werden.

Und rund um das Gebäude wird es noch grüner werden als bisher: An beiden Seiten werden neue Carports ein Gründach erhalten, bislang vernachlässigte Grüninseln an den Gebäudeecken sollen ausgebaut werden. Auf der Gebäuderückseite zum Ortskern wird eine größere Fläche entsiegelt und ebenfalls begrünt.

17 Eigentumswohnungen sollen im Gebäude entstehen

Verändert wird vor allem die Fassade, denn das Gebäude wird energetisch komplett saniert und neu „eingepackt“, so Boris Enning. Die geplanten 17 Eigentumswohnungen werden mit Balkon oder Freisitz ausgestattet, mit neuer Heizung und neuen Fenstern. Der Energiebedarf des Umbaus soll über eine Erdwärmepumpe gedeckt werden, so die Bodenverhältnisse am Standort das hergeben, sonst suche man nach ebenfalls aus erneuerbaren Energien gespeisten Versorgungsalternativen.

Auch von innen wird wenig an die alte Nutzung des Hauses erinnern. „Das Gebäude wird entkernt“, so Boris Enning. Eingezogen werden danach die Wände für die 60 bis 150 Quadratmeter großen Eigentumswohnungen, die in den drei Obergeschossen über einen neu eingebauten Aufzug erreichbar sein werden.

Alle Wohnungen sollen seniorengerecht und barrierefrei sein

Alle Wohnungen sollen „seniorengerecht und komplett barrierefrei“ werden, verspricht Enning. Der Preis werde bei „knapp unter 4000 Euro“ pro Quadratmeter liegen. Die Vermarktung soll in diesem Herbst starten. Baubeginn ist im Frühjahr 2025, die Fertigstellung für Sommer 2026 geplant, die Bauzeit beträgt voraussichtlich 16 Monate.

Der Investor und die Bürgermeisterin halten die Griffe der wuchtigen Doppeltür.

Die Doppeltür mit den Reliefs soll auch nach dem Umbau erhalten bleiben: Investor Boris Enning und Blankenheims Bürgermeisterin Jennifer Meuren am Eingang zum alten Rathaus.

Dass die Rechnung aufgehen könnte, zeige der große Bedarf an seniorengerechten Wohnungen im Gemeindegebiet, so Bürgermeisterin Jennifer Meuren, denn das Angebot sei „derzeit praktisch gleich null“. Sie werde auf das Thema auch immer wieder bei ihren „Schwätzchen mit der Bürgermeisterin“-Terminen in den 17 Ortsteilen angesprochen, so ihre Erkenntnis. Was wiederum der Zielgruppe des Investors entspricht. Laut Boris Enning seien das zum Beispiel Senioren, denen das Wohnhaus zu groß geworden sei, so dass sie es deshalb den Kindern vermachen wollten und sich selbst was Kleineres suchten.

Wer zuerst kommt, kann eine Wohnung erwerben

Doch ob sie dann im ehemaligen Rathaus zum Zuge kommen, ist nicht garantiert. Man dürfe die Einheimischen bei der Vermarktung nicht bevorzugen, stellt Bürgermeisterin Meuren klar. Es gilt also das „Windhundprinzip“ – was so viel heißt wie, wer zuerst kommt, mahlt zuerst –, und es gibt kein „Early-Bird-Ticket“: Rechtsverbindliche Reservierungen sind nicht möglich.

Dabei ist die „Residenz im Rathaus“ nicht nur wegen der neuen Wohnungen attraktiv geplant: Im Haus soll es einen Pflegestützpunkt für die älteren Bewohnenden geben. Möglich könnte eine Kooperation mit der Caritas-Sozialstation in Blankenheimerdorf sein. Die Gespräche dazu laufen gerade.

Für uns ist das ein Glücksfall.
Jennifer Meuren, Bürgermeisterin von Blankenheim

Im Erdgeschoss des Glasanbaus könnte es eine Gastronomie mit Catering-Service für die Hausbewohner geben, und Investor Enning plant ein „Besucherappartement“ zur Nutzung für alle im neuen Seniorenhaus.

„Für uns ist das ein Glücksfall“, so Bürgermeisterin Jennifer Meuren. Man schaffe Wohnraum, der fehle. Man belebe mit dem Umbau nach dem Auszug der Verwaltung weiter den Ortskern, und man gestalte den von vielen als optisch störend empfundenen Kastenbau umgebungsähnlich um.

Sie und die Verwaltung wissen nun, dass sie sich mit dem Umzug in den „Konsum“ an der Ahrstraße 50 beeilen müssen.


Einige 1970er-Jahre-Elemente bleiben erhalten

„Einige Innenarchitekturdetails, die an die Bauzeit des Hauses Anfang der 1970er-Jahre erinnern, versuchen wir zu erhalten“, sagt Investor Boris Enning. Er nennt zum Beispiel die massiven Stahltüren mit den Bullaugen zu den beiden Sitzungssälen im Rathausaltbau von Blankenheim. „Oder nehmen Sie die Kugel-Deckenleuchten. Das ist doch so was von Seventies.“

Erhalten werden soll auch die reliefverzierte, massive Doppeltür am Haupteingang, der auch künftig Zugang ins Gebäude sein wird. Selbst das vorhandene Treppenhaus soll weiter genutzt werden können – „wenn das die künftigen Bodenhöhen erlauben“, so Boris Enning.

KStA abonnieren