SchulsanierungKürtener Sporthallen werden ein Jahr später fertig

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Das Foto zeigt die Baustelle am Schulzentrum Kürten

Die Baustelle am Schulzentrum Kürten

Die Sanierung der Gesamtschule Kürten wird ein Jahr später fertig als gedacht. Beim Bau der neuen Sporthallen gibt es Probleme.

 Wer in diesen Tagen an der Großbaustelle am Schulzentrum Kürten vorbeikommt, sieht: Stillstand beim Neubau der beiden Sporthallen. Die Gymnastikhalle ist abgebrochen, die Sülztalhalle entkernt. Das erscheint für ein Jahr Bautätigkeit eher wenig. Bauarbeiter sind an diesem Morgen nicht zu sehen, der Baukran blickt tatenlos auf die Baugrube. Eine Lehrperson der Gesamtschule kommt zufällig vorbei, einen Einkaufswagen mit Fußbällen zum Sportplatz schiebend.

„Immer wieder gibt es hier neue Dinge, die Schwierigkeiten bereiten. Im Sommer könnte es mit dem Schulsport auf dem Sportplatz ja gehen. Aber im Winter wird es Abstriche geben“, wird berichtet.

Nach Aussage des Projektverantwortlichen im Kürtener Rathaus, dem Allgemeinen Vertreter Willi Hembach, liegt die Gemeinde mittlerweile ein komplettes Jahr im Rückstand mit ihrem Projekt, seit Baustart im Frühjahr 2023. „Das ist sehr, sehr ärgerlich“, räumt Hembach ein. Die Arbeiten seien nicht so gelungen, wie sie geplant worden seien.

Unterlagen fehlten der Gemeinde

„Uns fehlten die Bauunterlagen aus den 70er Jahren“, erklärt Hembach die unangenehme Situation. Die Gymnastikhalle als Neubau und die Sülztalhalle (nach ihrer Kernsanierung) sollen jetzt erst im Sommer 2026 fertiggestellt werden, nicht im Sommer 2025. Das heißt: Noch über zwei Jahre müssen Schüler und Breitensportler Einschränkungen bei den Sportangeboten hinnehmen.

Die Karnevalisten, die in der Sülztalhalle zu ihren Sitzungen einladen, müssen insgesamt für drei Sessionen anders planen. Freude wird bei der Verkündung dieser Nachricht gewiss nicht aufkommen. Schon heute leiden die Betroffenen. Die Verzögerung hat ihre Gründe. Das Betonfundament der alten Schwimmhalle – sperriger als gedacht. In den Hülsen der Mauer der Schwimmhalle: Asbest. Die Entsorgung der Materialien erwies sich als sehr aufwendig. Dann die Vorhangfassade der Sülztalhalle – sie hatte statische Bedeutung, von der die Planenden vorher nichts wussten.

Unerwartete Entwicklungen

Eine Sache sei zur anderen gekommen, und alles unerwartet, erklärt der Projektverantwortliche. Ein wichtiger Auslagerungsbau für die Gesamtschule, der neben der Gymnastikhalle errichtet werde, müsse auch warten. Und auf dem Schulgelände seien Versorgungstrassen zu verlegen, während des Rohbaus sei dies nur schwer zu schaffen. Mehrere Baufirmen nebeneinander arbeiten zu lassen, bringe auch Probleme.

Erst ab Sommer 2026 kann laut Hembach die Kernsanierung der Schulgebäude starten. „Eine Gesamtfertigstellung im Jahr 2029 kann noch funktionieren, aber nur wenn alles klappt“, rechnet er vor. Realistischer erscheint das Jahr 2030. „Die Kosten könnten aber durch die Veränderungen günstiger werden“, meint der Planer. Baupreise gingen zurück, auf Ausschreibungen könnte es mehrere Bieter geben.

Aktuell ist das Projekt mit 94 Millionen Euro eingepreist, ein Schätzpreis mit Risikoaufschlägen. Die Zinskosten für die Kredite würden wohl teurer werden, blickt Hembach aufs andere Ende der Finanzen. Auch der tatenlose Leihkran koste Geld. Aber dank der Risikokalkulation könne das Projekt am Ende auch günstiger ausfallen. Wie geht es weiter: Der Zuschlag für den Rohbau der Gymnastikhalle ist erteilt.

In enger Abstimmung

Die Kommune stehe in Abstimmung mit der Bauunternehmung, erklärt Hembach. Erst die Sicherung der Baugrube, dann folge der Hochbau mit Fenstern, Dach und Zimmererarbeiten. Und die europaweite Ausschreibung für die Gesamtschule sei in Vorbereitung. Da müssten viele Gewerke ausgeschrieben, möglicherweise auch einige zusammengefasst werden. Licht am Ende des Tunnels meint der Planer zu sehen.

Denn durch die Verzögerungen wird das benachbarte Steinbruch-Gelände erst im Frühjahr 2026 für einen zweiten Auslagerungsbau benötigt. Und bis zu diesem Zeitpunkt könne die Gemeinde dort den Platz für die Unterbringung von Geflüchteten nutzen. Dies sei ein positiver Nebeneffekt, meint Hembach.


Mit einem Brief des damaligen Schulleiters Klaus Schröder im November 2015 an die Gemeinde Kürten beginnt die Geschichte der Sanierung der Gesamtschule. Nach einer Untersuchung fehlten der 1100 Schüler umfassenden Gesamtschule Kürten sieben große Unterrichtsräume – das war der Ausgangspunkt. Die Gemeinde startete Voruntersuchungen, und am 12. Dezember2018 fasste der Kürtener Gemeinderat den Auftaktbeschluss zur „Klimafreundlichen Modellsanierung“. Aus der zunächst geplanten Aufstockung wurde eine umfassende Kernsanierung mit Neubau auch der beiden Sporthallen. Die Gemeinde kalkulierte anfangs mit 28 Millionen Euro, zwischen 2019 und 2022 sollte gebaut werden. Rund 11 Millionen Euro waren als Zuschuss des Landes eingeplant; diese Hoffnung zerbrach recht bald. Nach ausführlicher Vorbereitung laufen seit Frühjahr 2023 die Bauarbeiten. Ein eigener Fachausschuss begleitet das Bauprojekt, er tagt das nächste Mal am 16. Mai. Auf die unterschiedlichen Baukomplexe aufgeteilt (zwei Sporthallen, Gebäudeteile der Gesamtschule, Auslagerungsgebäude, Planungskosten, Schulgelände) liegt eine Kostenschätzung derzeit bei 94 Millionen Euro. Einberechnet sind auch mögliche Kostensteigerungen, gemäß einer Vorgabe der Expertenkommission Plaungsgruppe Darmstadt. Es kann auch sein, dass die Kosten am Ende niedriger ausfallen. Auswirkungen auf die Grundsteuer B wird es geben, sie zahlen alle Grundstücks- und Hauseigentümer in Kürten. In welcher Höhe diese Steuer zur Gegenfinanzierung angehoben werden muss, ist offen. Die Kommune muss die Kosten für die Kredite tilgen und auch die Zinslasten tragen. Abschreibungen werden über Jahrzehnte laufen. (cbt)

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