BachelorarbeitStudent untersucht Chancen für Wasserkraft an der Sieglarer Mühle in Troisdorf

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Die Möglichkeiten, an der Sieglarer Mühle Strom zu erzeugen, hat der Bachelorstudent Maximilian Grünig für seine Abschlussarbeit untersucht.

Die Möglichkeiten, an der Sieglarer Mühle Strom zu erzeugen, hat der Bachelorstudent Maximilian Grünig für seine Abschlussarbeit untersucht.

Der Hennefer beschäftigte sich für die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg mit den Möglichkeiten, aus der Kraft des Mühlengrabens Strom zu gewinnen.

Die Idee klingt gut, realistisch ist sie allerdings nicht: Mit den Möglichkeiten, aus der Kraft des Sieglarer Mühlengrabens Strom zu gewinnen, hat sich der Hennefer Bachelorstudent Maximilian Grünig in seiner Abschlussarbeit für die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg befasst. 

CDU Troisdorf gab Anstoß für neue Untersuchung

Nach 2011 war es die zweite Untersuchung dieser Art, wie Dr. Andre Baade von den Stadtwerken Troisdorf berichtet, der die Arbeit betreut hatte. Im März des vergangenen Jahres hatte die CDU im Troisdorfer Stadtrat den Antrag gestellt, die Optionen noch einmal neu zu beleuchten: Es könnten sich ja in der Zwischenzeit neue Aspekte ergeben haben.

Ein junger Mann mit Brille und blauem Hemd. Er lächelt und schaut geradeaus in die Kamera.

Maximilian Grünig aus Hennef hat sich in seiner Bachelorarbeit mit einer möglichen Energiegewinnung aus dem Sieglarer Mühlengraben beschäftigt.

Da passte es gut, dass Maximilian Grünig im Frühjahr 2023 bei Professor Dieter Franke von der Hochschule nach einem Thema für die Bachelorarbeit fragte. „Ich wollte eine Arbeit mit dem Schwerpunkt erneuerbare Energie machen“, erzählt der 25-Jährige. Nur wenige Tage zuvor hatte Baade mit dem Dozenten über eine mögliche Zusammenarbeit gesprochen.

Wasserrad, Turbine und Schnecke sind denkbar

Im Mai des vergangenen Jahres nahm Grünig die Arbeit auf, trug zunächst die technischen Möglichkeiten zusammen: Ein klassisches Wasserrad, eine Turbine und eine Wasserkraftschnecke sind grundsätzlich an der Mühle denkbar, wo der Mühlengraben gestaut wird. Leistung und Kosten der unterschiedlichen Lösungen errechnete und kalkulierte der junge Mann.

Viele Firmen habe er angeschrieben; Unternehmen, die vermeintlich bahnbrechende Entwicklungen vorzuweisen hatten. Bei vielen seien die Projekte aber nicht über Pilotanlagen hinausgekommen, so Grünig. Andere hätten auf seine Anfrage auch nicht geantwortet.

Anders als die Autoren der Machbarkeitsstudie von 2011 hat Grünig als Absolvent des Studiengangs „Nachhaltige Ingenieurwissenschaften“ aber nicht nur die technischen Facetten betrachtet, sondern von allen Seiten auf das Thema geschaut. Und nicht zuletzt diese Aspekte sind es, die einer Nutzung der Wasserkraft an der Sieglarer Mühle entgegenstehen.

So fehlt es im Mühlengraben schlichtweg an Wasser: Theoretisch ist ein Durchfluss von 2100 Liter pro Sekunde von der Bezirksregierung genehmigt – die Hälfte des Aggerwassers. Bei mehr als 1000 Litern je Sekunde gibt es aber bereits Probleme mit Sedimentablagerungen, erklärte Grünig im Umweltausschuss, wo er die Ergebnisse vorstellte.

Troisdorfer Mannstaedt-Werke nutzen Kühlwasser

Tatsächlich ist die Automatik am Aggerwehr seit Jahren auf 600 Liter je Sekunde eingestellt, 445 Liter laufen als Kühlwasser durch die Mannstaedt-Werke. Und damit nicht genug: Viele Trockenperioden machten in den zurückliegenden Jahren ebenso Probleme wie häufige Hochwasser des Rheins oder Starkregen, der die Agger anschwellen ließ. 

Mit dem Ergebnis, dass der Mühlengraben im vergangenen Jahr an 90 Tagen geschlossen war. „Das hatten wir noch nie“, sagte Dr. Baade. Und der junge Ingenieur zog ein Fazit: Die Agger stelle „keine Voraussetzungen für konstanten Volumenstrom von 2100 Litern pro Sekunde“.

Ein Wasserrad ist zu laut für Anwohner in Sieglar

Mit der relativ geringen Wassermenge, so hat Maximilian Grünig ermittelt, könnte lediglich ein mittelschlächtiges Wasserrad betrieben werden. Neben dem geringen Stromertrag und der Notwendigkeit zum Erstellen von Gutachten mit ungewissem Ausgang sprechen Lärm und Vibrationen gegen eine solche Anlage. Ein Einspruch der Wohnungseigentümer sei, so Grünig, „sehr wahrscheinlich“.

Ist das Thema Wasserkraft für Troisdorf damit endgültig ein Fall fürs Bücherregal? Für die untersuchten Systeme Turbine, Wasserrad und Wasserkraftschnecke gelte das, meint Maximilian Grünig. Deren Wirkungsgrad sei schon ausgereizt. Denkbar sei unter Umständen der Einsatz des „Energyfish“, einer Art Röhre mit Propeller, die im Fluss verankert wird. 

15 bis 20 Stück sollten es dann aber schon sein, so Grünig, damit es sich lohne. Interessanter sei vielleicht das Thema Wärmepumpe, sagt Andre Baade, die Wärmegewinnung aus Flusswasser. Auch das sei jedoch an Agger und Sieg vorstellbar, am Mühlengraben nicht.

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