Kritik an BundestagsredeGrünen-Chef macht sich mit „Köln“-Spruch über Mützenich lustig

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Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour blickt bei einer Pressekonferenz vor eine Wand mit Logos der Partei ins Publikum.

Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour kritisiert Forderungen nach Verhandlungen mit Russland über ein Ende des Angriffskriegs in der Ukraine. Vor allem den SPD-Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich versteht er nicht.

Der Kölner SPD-Politiker Rolf Mützenich fordert Verhandlungen mit der Ukraine. Omid Nouripour kann sich einen Kommentar nicht verkneifen.

Der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour hat in der Talkshow „#beisenherz“ des Senders ntv die Forderungen nach einer Verhandlungslösung im Ukraine-Krieg deutlich kritisiert. Nouripour reagierte damit auf Aussagen des SPD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Rolf Mützenich, der erneut ein Ende des Konflikts gefordert hatte.

„Ist es nicht an der Zeit, dass wir nicht nur darüber nachdenken, wie man einen Krieg führt, sondern wie man ihn einfriert oder politischen beenden kann?“, hatte Mützenich in der Bundestagsdebatte um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern am vergangenen Donnerstag gesagt.

Omid Nouripour verurteilt Aussagen von Rolf Mützenich – „Köln“-Spitze von Grünen-Vorsitzendem

Nouripour ließ sich davon in der Talkshow am Montagabend (18. März) nicht beeindrucken. Der Grünen-Vorsitzende konnte sich auch eine Spitze gegenüber dem Kölner Mützenich nicht verkneifen: „Das ist grob das, was auch der Papst gesagt hat. Mein Freund Rolf kommt aus Köln, das hätte ich vorher wissen können“, sagte Nouripour schmunzelt zu Moderator Micky Beisenherz.

Omid Nouripour betonte, dass es keinen Frieden geben werde, wenn alles so bleiben würde wie in der aktuellen Situation. „Das Regime Putin wird außerdem nicht in der Ukraine aufhören“, betonte Nouripour und erteilte auch nur dem Versuch von Verhandlungen im seit mehr als zwei Jahren laufenden Ukraine-Krieg eine klare Absage.

„#beisenherz“: Omid Nouripour traurig über Ukraine-Aussagen von „meinem Freund Rolf Mützenich“

Er sei mit Mützenich gut befreundet, in Bezug auf mögliche Verhandlungen mit Russland gingen ihre Meinungen aber weit auseinander. „Rolf und ich haben viele Reisen zusammen gemacht. Ich schätze ihn sehr. [...] Trotz aller Meinungsverschiedenheiten würde ich nicht davon absehen, ihn als meinen Freund zu bezeichnen“, so Nouripour weiter.

Mützenichs Vorschlag in der Bundestagsdebatte hatte großes Aufsehen erregt, da sich der SPD-Politiker damit auf eine Seite mit russlandfreundlichen Politikern wie Sahra Wagenknecht (BSW) oder dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) stellte. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte im Bundestag bei Mützenichs Aussagen das Gesicht verzogen.

Wirbel um Aussagen von Rolf Mützenich: Verteidigungsminister Boris Pistorius geht auf Distanz

Mützenich verteidigte seine Aussagen am Dienstag in einem Interview mit der „Neuen Westfälischen“: „Ich bin in den Sozial- und Friedenswissenschaften ausgebildet. Dort wird das Einfrieren als Begrifflichkeit genutzt, um in einer besonderen Situation [...] Waffenruhen und [...] Feuerpausen zu ermöglichen, [...]. Dies benötigt natürlich die Zustimmung beider Kriegsparteien. [...].“

Sein Parteikollege und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius ging dagegen auf Distanz: „Das Wort einfrieren signalisiert, man könne einen solchen Krieg – und wir reden ja nicht über einen beidseitigen Konflikt – einfach so einfrieren und dann hoffen, dass es besser wird. Wir wissen aus der Geschichte und aus den Erfahrungen mit Putin, dass das niemals so sein wird.“

„#beisenherz“ auf ntv: Bei Verhandlungslösung „knallen bei Wladimir Putin im Kreml die Sektkorken“ 

Auch Helene Bubrowski, stellvertretende Chefredakteurin von „Table Media“, schüttelte nach den Aussagen Mützenichs den Kopf. „Den Vorschlag, den Krieg einzufrieren, bedeutet, dass die Ukraine auf die derzeit besetzten Gebiete verzichten soll. Das ist die vollkommen falsche Ausgangsposition“, sagte Bubrowski.

Im Kreml würden bei solchen Aussagen „die Sektkorken knallen“. Russlands Präsident Wladimir Putin sei ein Autokrat der Stärke, der sich auch darüber definieren. „Wir sollten daher nicht immer unsere Angst, wie beispielsweise über eine mögliche Atombombe, artikulieren. Das halte ich für den falschen Weg.“ (shh)

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