Interview

Nach WM-Aufstieg
Warum Para-Eishockey-Nationalspieler Jano Bußmann seine Haare verliert

Lesezeit 4 Minuten
Ein junger Mann rasiert einem anderen jungen Mann die Kopfhaare ab.

Der Preis ist hoch: Nach seinem ersten Tor für die Nationalmannschaft musste Jano Bußmann seine Haare opfern. Jeder Mannschaftskollege, wie hier Malte Brelage, durfte den Rasierer in die Hand nehmen.

Der 17-jährige Bergneustädter und Para-Eishockey-Nationalspieler Jano Bußmann nimmt im Interview die Paralympics in den Blick.

Der Bundestrainer ist voll des Lobes: „Jano hat es überragend gemacht“, sagt Andreas Pokorny über Jano Bußmann, den Jüngsten in der Para-Eishockey-Nationalmannschaft, die bei der B-Weltmeisterschaft in Norwegen souverän den Aufstieg in die A-Gruppe geschafft hat.

Der 17-jährige Bergneustädter, der bei den Wiehl Penguins spielt, habe eine „Riesenentwicklung“ genommen, Pokorny sagt, er habe den Schüler aus Bergneustadt beim Turnier bedenkenlos in den beiden Top-Reihen einsetzen können. Nach seinem ersten Treffer im Nationaltrikot musste Bußmann allerdings ein unangenehmes Ritual über sich ergehen lassen, wie er im Gespräch mit Alexander Petri erzählt.

Jano Bußmann, was ist mit Ihrer Frisur passiert? Zur WM sind Sie mit vollem Haar gereist, zurückkamen Sie mit einer Glatze.

Jano Bußmann: Das ist leider eine Tradition in der Nationalmannschaft, dass man beim ersten Tor die Haare abrasiert bekommt. (lacht) Das ganze Team durfte den Rasierer mal in die Hand nehmen.

Wussten Sie, dass Ihnen das blüht?

Ja, aber das macht’s nicht viel besser. Ich habe es noch schlimmer erwartet, aber ich lasse die Haare auf jeden Fall wieder ein bisschen wachsen.

Erzählen Sie doch mal von Ihrem ersten Tor, das schuld ist an Ihrem Kahlkopf. Insgesamt waren es am Ende vier Treffer und sieben Vorlagen, die Sie beigesteuert haben.

Die ersten beiden Tore waren gegen Großbritannien. Leider war das erste nicht zu sehen, weil der Livestream genau zu diesem Zeitpunkt ein Standbild zeigte. Es war aber auch kein schönes Tor. Eigentlich bin ich mit der rechten Hand viel stärker, musste den Puck aber auf die linke legen, weil von Rechts ein Gegenspieler kam. Ich habe ein bisschen Schwung genommen, konnte aber nicht genau zielen. Die Scheibe ist flach reingegangen, und dann kamen auch schon meine Teamkollegen zum Gratulieren.

Deutschland hat die ersten beiden Spiele gegen Großbritannien und Kasachstan zweistellig gewonnen, doch gegen Schweden war es mit 4:0 knapp. Fast enttäuschend, was war los?

(lacht) Die Schweden waren ja unser Angstgegner, gegen die haben wir in wichtigen Spielen oft verloren. Jetzt haben wir sie inklusive zweier Testspiele zum dritten Mal in Folge geschlagen. Sie haben halt fünf gute Spieler, mit denen sie am Anfang Druck machen. Irgendwann sind sie aber platt und stellen sich hinten rein. Insgesamt haben sie, glaube ich, nur dreimal gewechselt.

Ab wann war Ihnen und dem Team klar, dass es mit dem Aufstieg klappen wird?

Eigentlich nach dem Schweden-Spiel. Da wussten wir, dass wir nur noch gegen Frankreich gewinnen müssen. Wir waren uns auch sehr sicher, dass wir stärker sind. Was wir bewiesen haben.

Das letzte Spiel gegen die ebenfalls aufgestiegenen Norweger ging in der Verlängerung knapp verloren. Wie groß war die Enttäuschung? Oder war das dann relativ egal?

Direkt nach dem Spiel war ich schon enttäuscht, weil es unser bestes Spiel im Turnier war. Durch kleine Fehler, die Norwegen bestraft hat, haben wir verloren. Bei Gleichzahl haben wir sie meiner Meinung nach dominiert, deswegen war es ärgerlich.

Haben Sie dennoch zusammen den Aufstieg gefeiert?

Die Norweger waren in einer Bar, da sind drei von uns nachts noch hingefahren. Der Rest von uns hat im Besprechungsraum gefeiert, das war auch lustig. Um 6.30 Uhr ging der Bus zum Flughafen – es war eine kurze Nacht.

Wie sind Sie in Bergneustadt von der Familie und den Mitschülern empfangen worden?

Meine Eltern waren am letzten WM-Tag sogar vor Ort, sie haben mich überrascht. Das war sehr cool. In der Schule habe ich von meiner Stufe ein rundes Glas mit einem Bild und Zetteln voller Sprüche bekommen. Auch sehr nett, das hat mich gefreut.

Durch die Teilnahme an der A-WM im kommenden Jahr hat Deutschland eine gute Chance auf die Paralympics-Teilnahme 2026 in Mailand. Haben Sie das schon im Hinterkopf?

Auf jeden Fall. Wir haben mindestens das Qualifikationsturnier sicher und können nicht mehr komplett vorbeirutschen. Wenn wir bei der WM unter die ersten Fünf kommen, sind wir direkt qualifiziert, ansonsten halt das Qualifikationsturnier. Unsere Trainer haben gesagt, dass wir über den Sommer ackern sollen, denn die Chance ist so groß wie lange nicht.

KStA abonnieren