Vor dem Liga-EndspurtEingleisiger Weg, zweigleisige Kader-Planung beim 1. FC Köln

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Geschäftsführer Christian Keller (r.) vom 1. FC Köln spricht mit Trainer Timo Schultz vor dem Bundesligaspiel beim VfL Wolfsburg.

Es gibt derzeit einiges beim FC zu bereden: Sportchef Christian Keller (r.), Trainer Timo Schultz

Unsichere Liga-Zugehörigkeit, Vertragsklauseln: Beim 1. FC Köln ist vor dem Endspurt personell noch vieles in der Schwebe.

Die Länderspielpause ist vorbei, die Bundesliga-Saison biegt auf die Zielgerade ein. Im Trainingslager an der Costa Blanca hatte sich der 1. FC Köln noch einmal für den Endspurt präpariert und sich auf diesen eingeschworen. Für den Vorletzten gilt es, das sportliche Fiasko, den abermaligen Abstieg aus dem Oberhaus, noch zu verhindern.

Den Anfang dafür wollen die Kölner am Ostersonntag (15.30 Uhr) beim formstarken FC Augsburg machen. Mit Zuversicht gehen sie die kommenden Aufgaben an. Eine Alternative gibt es nicht – erst recht nicht vor dem Hintergrund der Transfersperre, die auch noch im Sommer die Registrierung von Neuzugängen verhindert. Viele FC-Spieler wenden, was ihre sportliche Zukunft angeht, derzeit die „Mikado-Taktik“ an. Die besagt: Wer sich zuerst bewegt, der verliert. Nachfragen bringen wenig, unisono sind von den Spielern Sätze wie diese zu hören: Man beschäftige sich jetzt nicht mit Vertragsfragen, die ganze Konzentration gelte nur dem 1. FC Köln, mit dem man unbedingt in der Bundesliga bleiben wolle.

Doch wer will es den Spielern verdenken? Man mag ihnen getrost abnehmen, dass sie sich mit aller Kraft auf die FC-Rettung fokussieren. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass im Hintergrund ihre Berateragenturen aktiv werden und Möglichkeiten ausloten. Und die FC-Verantwortlichen um Sport-Geschäftsführer Christian Keller müssen ohnehin zweigleisig planen.

Was ist beim 1. FC Köln geregelt, was ist noch offen?

1. FC Köln: Bei sechs Spielern läuft der Vertrag im Sommer aus

Bei sechs Spielern läuft der Vertrag jeweils am 30. Juni 2024 aus: Verteidiger Dominique Heintz, die Rechtsverteidiger Rasmus Carstensen und Benno Schmitz, die Offensivspieler Justin Diehl und Luca Waldschmidt sowie Reserve-Torhüter Philipp Pentke. Bei Carstensen (23) wird der FC die Kaufoption in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro ziehen, die beim Leihgeschäft mit Genk vereinbart worden war. Schmitz (29), der dienstälteste FC-Profi, hat weiterhin kein neues Angebot erhalten, die Zeichen stehen auf Trennung. Mittlerweile gibt es sogar Gedankenspiele, Jan Thielmann (21) nach hinten rechts zurückzuziehen. Den Kampf um Offensiv-Talent Justin Diehl hat der FC verloren. Der 19-Jährige wird Köln ablösefrei in Richtung VfB Stuttgart verlassen, nur die Verkündung des Wechsels steht noch aus.

Offen ist die Personalie Waldschmidt: Der 27-Jährige fühlt sich in Köln zwar wohl, doch er dürfte sich kaum als Zweitligaspieler sehen. Doch der FC kann den von Wolfsburg ausgeliehenen Spieler ligaunabhängig für rund vier Millionen Euro verpflichten. Ein Dreijahresvertrag würde dann greifen. Allerdings müsste der FC dann logischerweise Waldschmidts Gehalt alleine stemmen, derzeit trägt der VfL noch einen Teil der Bezüge.

Mit dem recht kostengünstigen und stets loyalen Heintz (30) könnte der FC um ein Jahr verlängern, beim im Mai 39 Jahre alt werdenden Pentke ist dies ziemlich sicher nicht der Fall. Bekanntlich kehrt zur neuen Saison auch das große Torwarttalent Jonas Urbig (20) nach seiner Fürth-Leihe ans Geißbockheim zurück. Zudem stehen mit Jonas Nickisch (19) und Matthias Köbbing (26) noch zwei weitere Torhüter beim FC unter Vertrag.

Nur zwei Spieler haben keinen Kontrakt für die 2. Bundesliga

Keinen Vertrag für die 2. Liga haben nur zwei Spieler: Davie Selke (29) und Mark Uth (32). Uth, so heißt es, kann sich im Fall des Abstiegs einen Verbleib vorstellen und würde seine Karriere gerne bei seinem Heimatklub beenden. Die Interessenten dürften aufgrund seiner Krankenakte auch nicht mehr Schlange stehen. Bei Selke, so war aktuell zu erfahren, ist noch alles offen. Der Angreifer ordnet alles dem Klassenerhalt mit dem FC unter, bei dem er sich wohl und geschätzt fühlt. Gelänge dieser, würde sein bis 2026 datierter Vertrag weiterlaufen. Doch im Abstiegsfall wäre Selke vertragslos. Aus der nordamerikanischen MLS soll es Interesse an ihm geben.

Und dann gibt es Spieler, die eine Ausstiegsklausel haben, die im Abstiegsfall in jedem Fall greifen würde. Zu diesen zählt Marvin Schwäbe (28), der Stammtorhüter könnte dann für rund vier Millionen Euro wechseln. Bei Innenverteidiger Jeff Chabot liegt diese Summe im selben Korridor. Angesichts der starken Leistungen des 26-Jährigen würde dieser wohl kaum mit in die Zweite Liga gehen wollen, es soll bereits mehrere Interessenten aus der Bundesliga sowie der Premier League geben. Chabots Abwehr-Partner Timo Hübers hat seinen Vertrag im vergangenen Sommer bis 2026 verlängert. Eine bis dato in seinem Kontrakt gültige Ausstiegsklausel, die im mittleren siebenstelligen Bereich lag, sei durch das neue Arbeitspapier nun hinfällig, hieß es. Das galt allerdings für die Bundesliga. Es würde verwundern, wenn der 27-Jährige, der sich selbst und ohne Berater vertritt, auf diese im Fall des Abstiegs freiwillig verzichtet hätte.

Dejan Ljubicic hat keine Ausstiegsklausel. Doch der defensive Mittelfeldspieler hatte den FC bereits gegen Ende der letzten Sommer-Transferperiode in Richtung VfL Wolfsburg verlassen wollen. Damals legte der FC vor allem in Person von Steffen Baumgart sein Veto ein. Dies könnten die Kölner freilich auch jetzt, doch da der Kontrakt des Österreichers nur noch bis 2025 Gültigkeit besitzt, wäre der Sommer die letzte Gelegenheit, noch eine Ablösesumme für Ljubicic zu erhalten.

Noch etwas komplizierter ist die Situation bei Faride Alidou (22), der von Frankfurt bis Saisonende inklusive Kaufoption ausgeliehen ist, die offenbar bei rund vier Millionen Euro liegt. Doch die Eintracht soll eine Rückkaufoption besitzen, die dem Vernehmen nach zwischen fünf und sechs Millionen Euro liegen soll. Gäbe es die nicht, hätte die SGE den Spieler wohl nicht ziehen lassen.

Die Trainer-Zukunft hängt auch von der des Sport-Geschäftsführers ab

Alle anderen Profis stehen noch bis mindestens 30. Juni 2025 fest beim FC unter Vertrag. Begehrte Spieler wie Eric Martel (21), Thielmann, Senkrechtstarter Max Finkgräfe (20) oder Sturmtalent Damion Downs (19) bis 2026 – ohne Ausstiegsklauseln. Verliehen haben die Kölner fünf Spieler (Urbig, Tim Lemperle, Mathias Olesen, Nikola Soldo, Marvin Obuz). Neben Keeper Urbig werden Stürmer Lemperle (21) und Außenspieler Obuz (21) auf jeden Fall zurückkehren.

Man solle die Transfersperre doch auch als Chance sehen, als Chance, auch auf die vielversprechenden Talente zu setzen, befand unlängst Timo Schultz. Doch nicht einmal der Trainer weiß — Stand jetzt — ob, er beim FC bleiben wird. Er könne sich dies absolut vorstellen, auch im Fall des Abstiegs, erklärte Schultz vor wenigen Tagen in Algorfa. Dies gilt auch für Keller, der mit der Arbeit des Ostfriesen sehr zufrieden ist. Doch der Sportchef weiß selbst nicht einmal, ob er noch über den Sommer hinaus eine Zukunft am Geißbockheim haben wird. Und das hängt wiederum in erster Linie davon ab, wie die Saison ausgeht.

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