Waren „Bandido“-Rocker involviert?Kölner Juwelier verfolgt Goldräuber – auf der A4 fallen Schüsse

Lesezeit 3 Minuten
Einer der Angeklagten mit den Verteidigern Uwe Krechel und Thomas Ohm beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Einer der Angeklagten mit den Verteidigern Uwe Krechel und Thomas Ohm beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht

Am Landgericht Köln startete der Prozess um einen Raub auf einen Juwelier und eine spektakuläre Verfolgungsjagd. 

Nach einer spektakulären Verfolgungsjagd mit Schussabgaben auf der Autobahn konnte ein Kölner Juwelier einen Koffer mit Goldschmuck im Wert von mehr als 250.000 Euro von seinen Räubern zurückerobern. Zwei der Beschuldigten, die dem Umfeld der früheren Kölner Rockergruppierung „Bandidos MC Cologne“ zugeordnet werden, drohen vor dem Landgericht Köln hohe Gefängnisstrafen.

Räuber überfallen Ehepaar vor deren Haus

Der Juwelier von der Keupstraße in Köln-Mülheim hatte laut Anklage der Staatsanwaltschaft knapp 40 Kilogramm Goldschmuck in der Türkei gekauft und war damit per Flugzeug von Istanbul nach Amsterdam gereist. Er fuhr zunächst zu seiner Wohnanschrift im Rösrath im rheinisch-bergischen Kreis. Am nächsten Morgen sollte die Ware dann zum Juweliergeschäft in Köln gebracht werden.

Die Räuber befanden sich laut Anklage schon in Lauerstellung, als der Juwelier mit seiner Ehefrau das Haus verließ, beide hatten einen Goldkoffer in der Hand. Nach Schlägen ins Gesicht der Frau konnte einer der Täter einen der Koffer erlangen. Der Juwelier hingegen klammerte sich so fest an den anderen Goldbehälter, ließ sich sogar kurzzeitig vom Fluchtauto mitschleifen, dass die Täter abließen.

Juwelier verfolgt Goldräuber über Autobahn bis nach Köln

Während die Räuber laut Akten mit einem VW Touran vom Tatort geflüchtet waren, sprang der resolute Juwelier in seinen Range Rover und nahm die Verfolgung auf. Die wilde Fahrt führte über die A4 nach Köln. Es kam zum Unfall, dann soll einer der Täter auf das Auto des Juweliers geschossen haben. „Das Projektil prallte an der Scheibe ab“, sagte der Staatsanwalt beim Prozessauftakt.

Die spektakuläre Verfolgungsfahrt endete an einem Wendehammer in der Singhofener Straße im Stadtteil Humboldt-Gremberg. Die Räuber flüchteten und mussten den zuvor geraubten Goldkoffer zurücklassen – nachdem der Juwelier bei der nun folgenden Verfolgung zu Fuß sogar einen fremden Hund mit dem Ausruf „Fass!“ auf sie gehetzt haben soll. Die Täter konnten dann zunächst flüchten.

Köln: Anklageschrift benennt Rocker-Boss als Hintermann

Das Verbrechen ereignete sich bereits im Jahr 2018. Vergangenen Herbst wurde einer der Beteiligten zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Nachdem er Angaben zu Mittätern gemacht haben soll, kam es zu weiteren Festnahmen. Äußern wollten sich die zwei Angeklagten zu Prozessbeginn nicht, wie die Verteidiger Uwe Krechel und Martin Bücher der Richterin für ihre Mandanten mitteilten.

Als einen der Hinterleute benennt die Anklageschrift auch den früheren Bandidos-Boss Aykut Ö. Die Vorwürfe hatten sich bei einem ersten Prozess gegen ihn im Jahr 2020 allerdings nicht erhärtet. Verurteilt wurde Ö. aber wegen einer anderen Straftat. Die Strafe sollte der 37-Jährige im offenen Vollzug absitzen, aus dem er nach Spanien floh. Inzwischen wurde Ö. nach Deutschland ausgeliefert.

KStA abonnieren