Besonderer Blick auf die StadtFotofreunde Bergisch Gladbach feiern 100-jähriges Jubiläum

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Auf einem historischen Bild stehen mehrere Männer vor einem Auto.

Eine historische Aufnahme der Fotofreunde mit ihren analogen Kameras und dem Cabriolet-Bus.

Mit einer Ausstellung würdigt die Gruppe ihr Jubiläum.

100 Jahre Fotofreunde Bergisch Gladbach – solch ein seltenes Jubiläum wurde mit einer Ausstellung und einer Vernissage im Kreishaus gewürdigt. Zur Eröffnung kamen nicht nur Freunde der Fotofreunde, sondern auch Vertreter aus Politik und Verwaltung, sogar die Kulturdezernentin des Regierungsbezirks Köln, Sonja Tewinkel, und der ehemalige Generalsekretär der DGPH Deutsche Gesellschaft für Photographie, Gerd Koshofer. Der Schildgener Film- und Fotohistoriker war schon 1984 zum 60-jährigen Bestehen der Fotofreunde auf einem Foto zu entdecken.

Vernissage „Farben, Formen, Geschichten: die Kunst der Fotofreunde Bergisch Gladbach“

Vernissage „Farben, Formen, Geschichten: die Kunst der Fotofreunde Bergisch Gladbach“

In einem Multivisionsvortrag schildert Timon Becker, eines der 18 Mitglieder, den Werdegang der Gruppe, in der sich nicht nur das Weltgeschehen, sondern auch die ganze Entwicklung der Kameratechnik wieder spiegelt: Am 24. Mai 1924 wurde die „Vereinigung der Fotofreunde“ gegründet.

„Es war die Zeit des Aufbruchs, die Wirtschaft kam in Schwung. Niemand ahnte, dass die junge Demokratie schon bald ein jähes Ende fand“, so Becker. Das zeigt eine Ausstellung mit 100 Fotos im Gasthaus „Am Bock“, die schon stark vom Nationalsozialismus geprägt war. In der Zeitung veröffentlicht wurde ein Bild „Stillleben im Jägerheim ...“ mit einem Rehkitz, das aus der Flasche aufgepäppelt wurde.

Bergisch Gladbach: Bei den Fotofreunden lässt sich Kamerageschichte finden 

Erst 1949 lebte die Gruppe der Fotofreunde wieder auf. Im Jahr 1964 wurden beim 40-jährigen Klubjubiläum unter anderem auch schon Farblichtvorträge gezeigt.

Vernissage „Farben, Formen, Geschichten: die Kunst der Fotofreunde Bergisch Gladbach“

Vernissage „Farben, Formen, Geschichten: die Kunst der Fotofreunde Bergisch Gladbach“

Die ganze Historie der Kamera- und Filmentwicklung lässt sich bei den Fotofreunden ablesen: Waren in den Gründerjahren noch Rollfilmkameras mit Balgen wie die gute alte Voigtländer im Einsatz, folgte 1940 die erste Contax mit Prismensucher von Zeiss, 1954 die erste der legendären Leica-M-Kleinbildkameras, Weiterentwicklung der Kleinbildkameras seit 1924.

Ein Raunen ging durch den Saal, als ein Bild von der Ur-Leica projiziert wurde. „Wir haben keine Handyfotos in unserer Ausstellung“, betont Timon Becker. „Fotografie lebt von der bewussten Auseinandersetzung mit Motiv und Technik.“ Was dies bedeutet, zeigt er in der Projektion mit professionell durchgestalteten Fotos aus Bergisch Gladbach.

Ausstellung zeigt auch „Lost Places“ in Bergisch Gladbach

In der Ausstellung in den Foyers entdeckt man „Lost Places“ aus dem alten Treppenhaus auf dem Zanders-Areal, die neue Architektur wie das Böhm-Rathaus, die Bensberger Schloss-Treppe, das Gronauer Eck und den Kreisel Schnabelmühle im Abendlicht. Zu entdecken sind aber auch freie und experimentelle Fotografie.

Zwei Männer spielen Gitarre vor Publikum.

Bei der Vernissage im Kreishaus mit Gästen aus Politik und Verwaltung ist die Kunst der Fotofreunde Bergisch Gladbach gewürdigt worden.

Angesichts der Vielfalt des Bildschaffens ahnt man nicht, dass nur 18 Fotografie-Begeisterte dem Club angehören. Doch sie pflegen ein reges Gemeinschaftsleben mit 14-tägigen Treffen, gemeinsamen Fototouren und Beteiligung an thematischen Wettbewerben und Workshops.

In hundert Jahren sind die Fotofreunde einen langen Weg gegangen, die Fototechnik hat sich seit der Entwicklung erster CCD-Chips ab 1975 mit dem Beginn der digitalen Fotografie massiv geändert. Kaum jemand arbeitet heute noch mit Filmmaterial und steht in der Dunkelkammer.

Auch Landrat Santelmann würdigt die Fotofreunde 

Vor kurzem reichte die Künstlerin Margret Schopka den Staffelstab Kultur des Stadtkulturverbandes an die Fotofreunde Bergisch Gladbach weiter – eine Würdigung zum Hundertjährigen. Bei der Vernissage würdigt Landrat Stephan Santelmann den jahrzehntelangen Zusammenhalt, an dem die Entwicklung der Fotografie abzulesen sei. Charlotte Loesch, Kreiskulturreferentin, hob die Aktualität der Fotografien hervor: „Mit besonderer Perspektive auf die Welt, in der wir leben.“

Auch die Erste Stellvertretende Bürgermeisterin Anna Maria Scheerer hob die Bedeutung des fotografischen Schaffens hervor: „Die Fotografie an der Schnittstelle zur Kunst, bis zum Journalismus.“

„Bergisch Gladbach nach 100 Jahren“, Ausstellung bis 31. Mai im Kreishaus, Am Rübezahlwald 7, Bergisch Gladbach, geöffnet montags bis donnerstags von 8.30 bis 18 Uhr, freitags von 8.30 bis 14 Uhr.

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